Park-Kultur wird zwei Jahre alt. Am 2. Februar 2020 wird gefeiert. Eigentlich noch kein Alter, sollte man meinen. Für Roland Emrich, den Initiator des Projektes und Macher des Stadtteilmagazins „D-Mitte“, allerdings schon. Ein Jahrestag, der gebührend gefeiert werden muss. Schließlich war die Geburtsstunde der „Park-Kultur“ eine Überraschung. Vor fast genau zwei Jahren bekam Emrich das Angebot, das Ladenlokal Oststraße 118 interimsweise und kostenfrei zu nutzen. Wie lange? Bis auf Weiteres. Der Farmont-Gebäudekomplex samt Parkhaus auf der Oststraße sollte einer neuen Nutzung zugeführt werden. Man warte auf die Baugenehmigung.

Er überlegte nicht lange und nahm die Herausforderung an. „Auf den ersten Blick ein Angebot, das man nicht ablehnen kann. Aber wir mussten renovieren. Natürlich kostet das Geld. Dann die laufenden Kosten, Heizung, Strom, Müll und was sonst noch alles dazu kommt. Auch die Veranstaltungen sind meistens ein Zuschussgeschäft. Schließlich verlangen wir keinen Eintritt.“

Finanziell gesehen: ein Drahtseilakt

Er zuckt mit den Achseln und lächelt bedauernd. „Wir finanzieren uns über Getränkeverkauf und Spenden. Mehr recht als schlecht. Leider. Aber anders ging es nicht. Anspruch auf Fördermittel hätten wir natürlich. Aber die hätten wir mindestens ein Jahr im Voraus beantragen müssen. Ob wir dann noch gewesen hier sein würden, das konnte niemand vorhersehen.“ Seit nunmehr zwei Jahren ist das Ladenlokal an der Oststraße ein Ort kultureller Vielfalt. Hier finden Ausstellungen statt, Konzert, Aufführungen und gelegentlich auch Workshops für Kinder und Erwachsene. Es werden Filme gezeigt, man trifft sich zum Vortrag oder zur Diskussion.

„In der Park-Kultur treten Künstler und Musiker auf, die im ’normalen‘ Kulturbetrieb wenig Chancen haben, sich und ihre Kunst zu präsentieren“, erläutert Roland Emrich.“ Aktuell läuft die Ausstellung SEX TETT, eine Gemeinschaftsausstellung von sechs Düsseldorfer Künstlern. Einer von ihnen, Amos Plaut erzählt: „Frage mich nicht, was das ist, frage mich nicht, was das sein soll – das ist Kunst!“

„Ich mache meine Kunst. Was draus wird, habe ich nicht in der Hand.“

„Seit 30 Jahren mache ich Kunst: Malerei und Skulptur. Ich war Innenarchitekt. Mit 50 Jahre beschloss ich, nur noch Kunst zu machen.“ Was ihn dazu trieb? Er macht vage Andeutungen. Familiäre Umstände, die Arbeit… eine Lebenskrise vielleicht? Heute präsentiert er Arbeiten auf selbst geschöpftem Papier; sie sind bunt und verspielt. Obwohl Plaut ausdrücklich betont, dass er sein künstlerisches Schaffen niemals in den Dienst des Mammons stellen würde, dass es ihm nicht um Ruhm oder Bekanntheit ginge, seine Lieblingswerk, die „Winkende Hand“, eine ca. 40 Zentimeter hohe Bronzefigur, würde er doch sehr gerne in einer Größe von vier Metern in freier Natur sehen.

Der Künstler Amos Plaut

Der Künstler Amos Plaut

„Vor drei Monaten haben ich der Stadt Düsseldorf diesbezüglich einen Vorschlag unterbreitet. Die „Winkende Hand“ an der A 46 zum Beispiel; zur Begrüßung für alle Autofahrer, die nach Düsseldorf kommen. Kürzlich bekam ich eine amtliche Bestätigung. Man habe meinen Brief erhalten.“ Hoffnungen auf die Realisierung seines Traumes mache er sich allerdings nicht, erläutert er weiter. Leider sei es ihm nicht vergönnt, zu den wenigen Auserwählten zu gehören, die mit ihrer Kunst Berühmtheit erlangten. Traurig sei er deswegen nicht. Schließlich sind laut Statistik gerade mal fünf Prozent aller Künstler in der Lage, vom Verkauf ihrer Kunstwerke zu leben. Er selbst habe lange Jahre als Nachtportier in einem Hotel gearbeitet. Jetzt mache er das zwar nicht mehr, aber der finanzielle Drahtseilakt sei ihm erhalten geblieben. Plaut strahlt Lebensfreude und Optimismus aus.

Noch mehr Hingucker

Auch die anderen Künstler präsentieren Hingucker. Kunstwerke, die soziales Engagement, psychischen Tiefgang und Eigenwillen von Kunstschaffenden erkennen lassen, die sich nicht dem Mainstream anpassen. „Mein Charakter ist mein Schicksal“ (Zitat von Arno Plaut), ein Satz der wahrscheinlich auch auf Roland Emrich zutrifft. Auf die Frage, warum er all das mache und ob er mit seiner Arbeit zufrieden sei, bekomme ich keine eindeutige Antwort.

Gemälde von Norman de Leeuw

Gemälde von Norman de Leeuw

Natürlich wisse er, dass er, quasi aus dem Nichts heraus, einen Ort der kulturellen Begegnung geschaffen habe. Natürlich habe er alles versucht, um so vielen Künstlern wie möglich eine Bühne zu bieten, um so vielen Besuchern wie möglich interessante und unterhaltsame Erlebnisse zu verschaffen. Natürlich habe er versucht, den interkulturellen und sozialen Herausforderungen eines Stadtteils wie Düsseldorf Mitte gerecht zu werden. Er seufzt: „Aber hätte man nicht viel mehr machen können? Und vor allem: wie geht’s weiter? An mir soll’s nicht liegen – aber wer soll das bezahlen?!“

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