Keine Frage: Urbane Mobilität muss sich drastisch verändern, sollen die Innenstädte lebenswert werden bzw. bleiben. Ziel aller Mobilitätskonzepte muss es sein, Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren so weit nur möglich aus den Centren fernzuhalten. Die wenigen Verkehrsexperten, die nicht mehr oder weniger offensichtlich von einer Lobby geschmiert werden, sind sich sicher: Es geht um den richtigen Mix aus öffentlichem Personennahverkehr (ÖPNV) und möglichst emissionsfreien Indvidualverkehr. Und das ideale Gefährt für die Stadt, das NULL Emissionen produziert, ist nun mal das Fahrrad. Und das nicht nur als reiner Menschentransporter, sondern auch als Lastenrad, mit dem problemlos der Wocheneinkauf nach Hause gebracht werden kann. Diese Erkenntnis ist nicht neu, allein ihre Umsetzung in den großen Städten scheitert oft an… Ja, an was eigentlich? Im Wesentlichen sind es die Interessen der Autoindustrie, die per Massenpropaganda immer noch in die Hirne der Menschen gerieben wird, die täglich unterwegs sein müssen. Und so lange es in den Zeitschriften und Zeitungen Auto-Rubriken gibt, wird sich das kaum ändern. Es sei denn, führende Lokalpolitiker machen ernst. Das könnte nun in Düsseldorf der Fall sein – das Zauberwort lautet „RADschlag“.

RADschlag ist mehr Willensbekundung als Konzept, vielleicht am ehesten als eine Art Aufklärungs- und Sympathiekampagne. Die soll in erster Linie dafür sorgen, dass eingefleischte Radler beim Begriff „fahrradfreundliche Stadt“ in hämisches Lachen ausbrechen, wenn damit Düsseldorf gemeint ist. Nein, aktuell ist die schönste Stadt am Rhein keine wirklich schöne Stadt für Radler. Das alle zehn Jahren mit lautem Mediengetöse neu konzipierte Radwegenetz ist gerade in der Innenstadt so mies wie eh und je und wird periodisch mieser. Der ebenfalls mit einigem Pomp im Jahre 2008 gestartete Fahrradverleih namens nextbike macht vor allem mit schmuddeligen und technisch angegriffenen Velos auf sich aufmerksam und damit, dass an den sogenannten „Stationen“ nur selten in nextes Bike zu finden ist.

Dann ist mal wieder von Fahrradschnellwegen die Rede, und natürlich kommt tout Düsseldorf vorbei, wenn auf dem unteren Rheinwerft mal wieder ein Fahrradbeklatschungstag stattfindet. Natürlich lassen sich die Populisten unter den Lokalpolitikern gern mal auf dem Radl fotografieren, aber die Zahl der Ratsmitglieder, die tatsächlich per Rad zum Rathaus kommen, dürfte kaum die 1%-Hürde schaffen. Das alles soll jetzt anders werden, und RADschlag ist tatsächlich ein pragmatischer und sinnvoller Ansatz. Konkret bietet das Projekt nützliche Informationen für radwillige Pendler und Stadtradler – von Basisinformationen zum Radwegenetz über eine App samt ziemlich gutem Velo-Navi bis hin zu nützlichen Adressen von Händlern und Werkstätten. So kompakt zusammengefasst hatten wir das noch nicht in der Stadt. Präsentiert wurde die Kampagne mit einem Fahrradkorso, bei dem sich die Teilnehmer Plastikponchos in der Kampagnenfarbe Minzgrün umhängten. Na ja…

Dass aber der aktuelle Oberbürgermeister seinen Bürgern weismachen will, dass auch der/die/das „Grand Depart“ – vulgo: Tour-de-France-Start 2017 – Teil der Kampagne sei, löst bei Otto und Eva Normalradlerin fortgesetztes Kopfschütteln aus. Zu gern möchte sie Herrn Geisel erklären, dass das einzige verbindende Element zwischen dem Stadtradeln und der Pharma-Tour ist, dass bei beiden zwei Räder vorkommen. Leider verführt diese unsinnige Verkauf des blödsinnigen Groß-Events leicht zu der Annahme, die ganze wertvolle RADschlag-Sache sei nur geboren worden, um den erwinistischen Anfall des OB zu rechtfertigen. Das wäre ungerecht und schade.

Alles in allem macht die Kampagne RADschlag Hoffnung, dass Düsseldorf doch noch eines Tages eine fahrradfreundliche Stadt wird. Würde in diesem Zuge auch noch ein hochmodernes Mobilitätskonzept entwickelt wie man es vor allem von skandinavischen und niederländischen Großstädten her kennt, könnte unsere kleine Metropole am Rhein auf ihre alten Tage sogar noch zur Vorzeigestadt in Sachen umweltschonende Mobilität werden. Das wäre klasse.

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