Wenn eine Sache den langsamen Aufstieg der glorreichen Fortuna dokumentiert, dann die Geschichte der F95-Beteiligung am DFB-Pokal. Upps, unglaublich, aber wahr: In diesem Jahrtausend spielte die Diva ja erst in der Saison 2009/10 überhaupt mit in dem Wettbewerb, an dessen Ende irgendwer irgendeinen Pott in die Höhe reckt. Vorher war der weltberühmte Niederrheinpokal der Wettbewerb, in dem die Düsseldorfer teilweise bis ins weit entfernte Bocholt reisen mussten. Zum Beispiel im Jahr 2002 als der Gegner Olympia Bocholt hieß – Peter Rueben war dabei.

Endlich wieder der richtige Pokal!

Dreimal schaffte es die Rotweißen ins Finale … und verloren jedes Mal: zweimal gegen Rot-Weiss Essen, einmal gegen Velbert. Wobei die Partie gegen die SSVg im Stadion an der Sonnenblume am 1. Mai 2003 zur Legende wurde. Dabei wäre ein Sieg die Fahrtkarte in den echten DFB-Pokal gewesen wäre, für den Fortuna Düsseldorf immer noch den Rekord der meisten nacheinander gewonnenen Partien hält. Und dann, der ersehnte Aufstieg in die zweite Bundesliga samt Qualifikation für den Wettbewerb. Bei der Auslosung schwankten die Fans zwischen Freude (Heimspiel!) und Trauer (schweres Los: HSV). Montag, 3. August 2009, Mehrzweckarena in Stockum, 36.500 Zuschauer, Schiri Babak Rafati. Der HSV gespickt mit Spitzenspielern (Rost, Boateng, Aogo, Ze Roberto, Jansen, Petric), 5. der Abschlusstabelle der ersten Liga, Teilnehmer am UEFA-Cup. Der Aufsteiger F95 dagegen mit Namenlosen wie Melka, Weber, van den Bergh, aber dem „Superstar“ Bulykin.

Die Sache schien klar. Tatsächlich aber steht es zum Ende der regulären Spielzeit 2:2. Das Stadion kocht. 3:2 für den HSV in der Verlängerung – Na-gut-das-war’s-Stimmung. Und dann die 120. Minute, Sekunden bis zum Abpfiff. Die Hamburger haben nur noch verwaltet. Dann eine Flanke von Caillas von links. Der HSV-Verteidiger köpft das Ei Lumpi Lambert vor die Füße; der lässt Petric aussteigen, den Schuss fälscht Aogo ab – Toooooor! Das war der Moment, an dem der Gesang „Die Fortuna ist wieder da!“ seine Berechtigung fand. Okay, das Elferknallen ging verloren, aber was macht das schon nach einer solchen Rückkehr in den Pokal?

Auf und ab im DFB-Pokal

Und weil die wunderschöne Fortuna nicht nur den Klassenerhalt schaffte, sondern später in die erste Liga auf- (und gleich wieder ab-) -stieg, folgten neun Jahre im DFB-Pokal mit durchaus unterschiedlichem Erfolg. Wut löst nach wie vor die dämliche Niederlage 2010 im verschlammten Koblenz (0:1) aus. Schön war’s ein Jahr später beim ständig durchsagenden Sicherheitsbeauftragten von Hessen Kassel (3:0). Nach Burghausen (1:0) gab’s 2012 das befriedigende 1:0 n.V. gegen Gladbach bevor es am 12. Dezember im Achtelfinale gegen Offenbach zum Aus kam (an dem ein gewisser Paul Jäger den nicht anfeuernden W***sern die Schuld gab). Dann der superheiße Tag in Gütersloh bei der Erstrundenbegegnung gegen Wiedenbrück (0:1), wo man die Fans per C-Rohr kühlte und Tobi Levels zur tragischen Figur und für eher schwachköpfige 95er zum Buhmann wurde. Nicht viel kühler ein Jahr später der Tag in Würzburg (1:3 n.V.) als die Polizei bei der Abreise kurzerhand alle Parkplätze und Raststätten an der Autobahn bis zur hessischen Landesgrenze sperrte.

2015 dann ein Derby gegen Rot-Weiss Essen (3:1 n.E.), mit dem die Fortuna noch zwei Pokalrechnungen offen hatte. Auswärts in Rostock (3:0) im Folgejahr war nicht sehr schwer. 2017 wehrte sich Bielefeld (3:1 n.V.) tapfer, aber erfolglos. Und im vergangenen Jahr trat die Fortuna bei dem anderen Koblenzer Verein (5:0) auf wie sich das für einen Erstligisten gehört. Und nun geht es am kommenden Samstag gegen Villingen in den Schwarzwald. Da wird man sehen, ob F95 erneut souverän auftritt und siegt, oder ob der Pokal doch so etwas wie Gesetze kennt, die dann immer für den Außenseiter sprechen. Bleibt nur zu hoffen, dass der Pokalsieger von 1979 und 1980 endlich einmal wieder weiterkommt als bloß ins Achtelfinale.

Hier das Video, das Peter Rueben im November 2002 bei seinem Besuch in Bocholt drehte. Damals gewann der Viertligist (Oberliga) Fortuna Düsseldorf gegen den Bezirksligisten Olympia Bocholt im berühmten Olympia-Stadion am Hünting im Viertelfinale des Niederrheinpokals mit 2:1, schlug dann den 1. FC Kleve mit 5:0 um – wie schon erwähnt – das Finale gegen die SSVg Velbert zu verlieren.

damals - Olympia Bocholt - F95

3 Kommentare

  1. In der Saison 2004/05 nahmen wir auch am DFB-Pokal teil. Scheiden aber in der 1. Runde gegen den damaligen Bundesligisten VFL-Bochum mit 1:3 am Flinger Broich aus.

    Möglich machte die Teilnahme der Umstand, dass RW Essen, die uns in der Grotenburg im Niederrheinpokalfinale besiegten, wegen ihres Aufstiegs in die 2. Bundesliga bereits für den DFB-Pokal qualifiziert waren und Fortuna dann den Platz für den Fußballverband Niederrhein einnahm.

    Da die Essener den Aufstieg schon vor dem Pokalfinale eintüteten, spielten die auch nur mit einer besseren Jugendauswahl ,was die Niederlage gegen den damaligen Hauptrivalen umso ärgerlicher machte. Hohn und Spott gab es von den Essener Fans bereits vor dem Spiel, als sie ein Banner zeigten, auf dem zu lesen war:
    „Für euch das Spiel des Jahres, für uns der Witz des Tages“

    Das Ding hat wirklich getroffen, denn für uns war es wirklich ein besonderes Spiel, wo auch eine Riesenhoreo über die komplette Gegentribüne gezeigt wurde.

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    • Rainer Bartel am

      Oh, ja, natürlich! Vielen Dank für den Hinweis! Wo ich doch bei dem Spiel anwesend war…

      • Hatte mich schon gewundert. Ich meine, das Spiel hätte in diesem Magazin (vielleicht auch dem Vorgängermagazin) mal Erwähnung gefunden.