Der überaus kluge Pfalzgraf Wolfgang Wilhelm war im Juni 1613, als der Religionskrieg zwischen Katholiken und Protestanten zu eskalieren drohte, vorsichtshalber und heimlich zum Katholizismus konvertiert. Erst am 15. Mai 1614 machten er und seine Gattin Magdalene von Bayern diesen Schritt öffentlich, indem sie bei einer Messe in St. Lambertus zu Düsseldorf die heilige Kommunion einnahm. Zu dieser Zeit war aus den vereinigten Herzogtümern Jülich-Kleve-Berg nur noch die Kombination aus Jülich und Berg übriggeblieben, deren Bevölkerung ungefähr je zur Hälfte aus Protestanten und Katholiken bestand. Durch seinen Übertritt konnte der Pfalzgraf der Katholischen Liga beitreten und seine Herzogtümer im beginnenden dreißgjährigen Krieg lange neutral halten. Davon profitierte auch diese winzige Stadt namens Düsseldorf mit dem Schloss der Grafen von Berg.

So ungefähr sah Düsseldorf vom linken Rheinufer aus gesehen im Jahr 1647 aus

So ungefähr sah Düsseldorf vom linken Rheinufer aus gesehen im Jahr 1647 aus

Über die Jahre zwischen 1618 und 1648 blieb das Dörfchen, das seit über 300 Jahren Stadtrechte besaß, aber nie so recht wachsen wollte, von den Kriegswirren weitestgehend verschont. Bereits 1621 unterzeichnete er „Neutralitätspatente“ mit Spanien und den Niederlanden; 1630 erreichte er, dass die kaiserliche Seite Düsseldorf als neutrale Stadt betrachtete. Trotz dieser Tatsache und obwohl der Herzog Wolfgang Wilhelm den Prager Frieden von 1635 anerkannte, hielten kaiserliche Truppen das Städtchen von 1639 bis 1642 besetzt, und 1641 zwang man den Pfalzgrafen, die Neutralität aufzugeben. Zuvor hatte er aus taktischen Gründen die Rechte der Protestanten mehr und mehr eingeschränkt bis 1641 der evangelische Kirchenbetrieb komplett eingestellt werden musste. Von größeren Plünderungen blieb Düsseldorf aber – im Gegensatz zu Gerresheim und Mettmann – verschont, und die Befestigungsanlagen blieben zunächst intakt.

Vermutlich der "Stadtkern" im Jahr 1288

Vermutlich der „Stadtkern“ im Jahr 1288

In dieser Zeit reichte das Stadtgebiet innerhalb der Befestigungen etwa von da, wo sich heute die Josephskapelle befindet, bis zu der Stelle, an der sich heute der Durchgang vom unteren Rheinwerft zum alten Hafen befindet. Zunächst zog sich ein Erdwall am Ufer entlang, aus dem dann im 16. Jahrhundert Mauern wurden; im Osten lag die Stadtgrenze etwa auf Höhe der heutigen Liefer- und Mertensgasse. Zur Zeit des dreißigjährigen Krieges dürften rund 10.000 Menschen innerhalb der Stadtmauern gelebt haben, vorwiegend Handwerker und Händler, mehrheitlich katholischen Glaubens. Ab etwa 1612 waren die Befestigungen stetig verstärkt worden, man hatte Schanzen eingerichtet und an allen vier Ecken Türme errichtet. Der Turm an der nordwestlichen Ecke diente dabei ab Mitte der 1620er-Jahre als Munitionsdepot.

Deckel des 1881 nachgedruckten Landsteuerbuches von 1632

Deckel des 1881 nachgedruckten Landsteuerbuches von 1632

Es wird ein heißer und schwüler Hochsommertag gewesen sein, dieser dem Heiligen Laurentius zugeordnete 10. August im Jahr 1634, an dem es zu einem schweren Gewitter über der Stadt kam. Dann trafen ein oder mehrere Blitze den Pulverturm, das gelagerte Pulver entzündete sich, und es kam zu einer gewaltigen Detonation. In den Beilagen zum 1881 nachgedruckten Landsteuerbuch für Düsseldorf von 1632 heißt es, dass 58 Häuser vollständig zerstört wurden, dass weiterhin alle Glasfester – soweit vorhanden – zersprangen und beinahe alle Bürgerhäuser beschädigt wurden. Bei diesem schlimmsten Unglück in der Geschichte Düsseldorfs sollen rund 100 Menschen zu Tode gekommen sein. Die gesamte Fläche der Stadt, die bereits 1288 bei der Gründung bebaut war, lag in Schutt und Asche.

In welchem Zeitraum die Schäden beseitigt wurden und ob sich durch die Neubauten etwas am Verlauf der Straßen und Gassen verändert hat, wissen wir nicht. In der Zeit der Regentschaft von Jan Wellem rund sechzig Jahre später ist jedenfalls von dieser Katastrophe nichts mehr zu hören. Und nur wenige Düsseldorfer kennen die Geschichte vom Pulverturm, der vom Blitzschlag getroffen in die Luft flog. Zum Glück hat Hans Müller-Schlösser in seinem wunderschönen Buch „Die Stadt an der Düssel“ von diesem Ereignis berichtet; dem „großen Düsseldorf Lexikon“ ist es dagegen nur einen kurzen Artikel wert.

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