Die TuRU war der erwartet schwere Gegner. So oder so ähnlich könnte ein klassischer Spochtrepochter-Bericht beginnen, dessen Schreiber keine Angst vorm Phrasenschwein hat. Objektiv gesehen waren die blauweißen Oberbilker aber tatsächlich ein unerwartet schwerer Gegner in diesem Testspiel auf dem Fußballplatz an der Feuerbachstraße. Man könnte auch sagen: Der Auftritt des Oberligisten war beeindruckend, das Stellungsspiel klasse, der Einsatz vorbildlich. Wie bei der TuRU gewohnt dirigierte Keeper Nowicki unermüdlich mit lautstarken Anweisungen das Spiel seiner Manschaft. Und folgerichtig gingen die vermeintlichen Außenseiter auch in der 21. Minute in Führung. Und dass obwohl die Fortuna ein feines Flügelspiel aufzog, bei dem aber zu wenige Chancen entstanden.

Sonnenuntergang über dem TuRU-Platz

Sonnenuntergang über dem TuRU-Platz

Es mögen gut 1.000 Zuschauer gewesen sein, die sich auf der altehrwürdigen Anlage zwischen Hennekamp, Oberbilker Allee und Bahndamm eingefunden hatten. Trotz des unangenehm schwülen Klimas war die Stimmung gut und freundschaftlich. Enttäuschend allerdings für Cevapcici-Fans wie den Verfasser dieses Berichts, dass die legendären Jugo-Würstchen heute nicht im Angebot waren. Dafür war die Haupttribüne im klassischen Zuschnitt fast vollständig gefüllt und weitere 200 bis 300 Gäste verteilten sich auf den Stehplätzen und den Wällen hinter den Toren. Besonders eindrucksvoll hatten es die Zuschauer, die sich unmittelbar am Spielfeldrand hinter den Absperrungen aufhielten. Die konnte nicht nur die Ansagen des TuRU-Torwarts im Detail verfolgen, sondern den grünen, nicht besonders glatten Rasen riechen. So wurde der Abend ein Erlebnis, wie es die Freunde des wahren Fußballs lieben.

Kaum sechs Minuten nach dem Tor für die TuRU erzielte Niko Gießelmann mit einem fein gezirkelten Freistoß den Ausgleich. Was aber an der Grundsituation der Partie wenig änderte. Die Oberbilker verteidigten mit maximaler Disziplin, Konzentration und Aufmerksamkeit, standen – wie es sich für modern spielende Mannschaften gehört – ziemlich hoch und stellten den Fortunen die Räume zu. Und trotzdem: Gerade über die linke Seite kamen von Lukas Schmitz und Davor Lovren prima Flanken, und Emir Kujovic hatte mindestens zwei dicke Möglichkeiten, die er nicht versenkte. Interessant, aber letztlich nicht erfolgreich das Experiment mit Kujovic und Rouwen Hennings in der Spitze. Von einem Zusammenspiel zwischen den beiden konnte keine Rede sein.

Ganz nah dran statt nur dabei...

Ganz nah dran statt nur dabei…

In der Startelf auch der Neuzugang aus Belgien; Benito Raman überzeugte sofort durch sein präzises Passspiel und vor allem seinen enormen Antritt, der in Sachen Speed einen Ihlas Bebou schnelle vergessen machen könnte. Es war dann aber doch Lovren, der einen aus dem Strafraum kommenden Ball aus etwa zwanzig Metern Entfernung mit einem perfekten Spannschuss zum 2:1 für die Flingerer versenkte.

Wie erwartet kam die Fortuna-Elf stark verändert aus der Kabine unter der Vereinsgaststätte. Auf rechts wirbelte nun Jerome Kiesewetter, in der Mitte feierte Harvard Nielsen seine Rückkehr, und auch der soeben ausgeliehene Takashi Usami stand jetzt auf dem Rasen. Dazu die legendäre Achse der Alten mit Adam Bodzek, Axel Bellinghausen und Oliver Fink. Aber die TuRU kam auch mit dieser Konstellation bestens zurecht. Weil die F95-Angreifer ein ums andere Mal ins Kurzpassspiel drängen ließen, kamen über alles in den zweiten 45 Minuten maximal drei Chancen für die Fortunen heraus. Zweimal rettete der TuRU-Schlussmann wie ein Spitzentorwart. Die TuRU kam überhaupt nur noch durch einen Freistoß dicht am Sechzehner zu einer zählbaren Gelegenheit.

In Summe geht das Ergebnis also in Ordnung, wobei den Oberbilker trotz des Ergebnisses die erste Spielhälfte gehörte. Und ganz unabhängig vom Resultat war es ein herrlicher Fußballabend auf einem richtigen Fußballplatz vor lauter richtigen Fußballfreunden – das hätte man als Fan, der sich in den Arenen der oberen Ligen mit Reklame, blödsinnigen Stadionsprechern, bescheuerter Musik und allerlei Event-Schnickschnack rumschlagen muss, gern viel, viel, viel öfter.

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