Das Haus hatte die Nummer 194 am Mörsenbroicher Weg, hatte einen Biergarten und fiel der Verbreiterung der Lenaustraße Ende der Sechziger zum Opfer.

Bericht · Die Fünfziger- und Sechzigerjahre waren n Düsseldorf die große Zeit der Ausflugslokale. Wenn man im Sommer schön draußen sitzen und etwas Leckeres samt passender Getränke genießen wollte, fuhr man eben zu einem der Restaurants und Cafés, die über einen Garten oder eine Terrasse verfügten. Denn Lizenzen für Tische und Bänke vor der Tür, die heute viele gastronomische Betriebe haben, hatten damals sonst nur die schicken Cafés auf der Kö. Heute nennt man solche Etablissements „Biergärten“, ein Begriff, den man aus Bayern importiert hat und den heute jeder Wirt nutzt, der das Bier unter mindestens einem Baum serviert. Die Villa Honigheim war ein solches Ausflugslokal. Und weil zu diesem Typ Gastronomie auch die schöne Aussicht zählt, punktete der Laden mit freiem Blick auf die Hänge des Aaper Waldes. [Lesezeit ca. 3 min]

Die Villa Honigheim auf einer zeitgenössischen Ansichtskarte (Abb.: Stadtarchiv)

Die Villa Honigheim auf einer zeitgenössischen Ansichtskarte (Abb.: Stadtarchiv)

Das Restaurant, denn das war es in erster Linie, befand sich am Ende des Mörsenbroicher Wegs an der Ecke zur Lenaustraße. Als diese Ende der Sechzigerjahre auf vier Fahrspuren mit eigenem Gleiskörper für die Straßenbahn verbreitert wurde, fiel die Villa Honigheim dieser Maßnahme zum Opfer. Heute ist keine Spur mehr von diesem beliebten Ausflugslokal zur erkennen. Zu allem Überfluss baute man 1972 gleich gegenüber auch noch ein Haus mit zwölf Geschossen, sodass es mit dem Ausblick auf den Wald auch Essig war.

Villa Honigheim - die Lage auf einem Stadtplan von 1966 (Abb.: maps.duesseldorf.de)

Villa Honigheim – die Lage auf einem Stadtplan von 1966 (Abb.: maps.duesseldorf.de)

Wie es zu dem Namen „Honigheim“ kam, ist unklar. Zumal es ein paar hundert Meter weiter die Haltestelle dieses Namens gab. Und zwar dort, wo die Linie 12 in Richtung Ratingen abbog, um dann bis zum Felderhof parallel zur Reichswaldallee unterhalb der Hänge zu verlaufen. Heute heißt die Haltestelle ganz schnöde „Rather Broich“. Dort existiert bis heute ein Büdchen, dass seinerzeit ein beliebter Treffpunkt für Trinker und Wohnungslose war, denn gleich gegenüber gab es damals eine Einrichtung, die man damals „Obdachlosenasyl“ nannte. Und das trug – aus welchen Gründen auch immer – den Spitznamen „Honigheim“.

Die Straßenbaumaßnahmen führten übrigens auch dazu, dass dem Rather Broich ein Stück abgezwackt wurde. Ursprünglich begann der nämlich an der Fahnenburgstraße. Auch die Verbreiterung der Lenaustraße gehört noch zum Konzept der autogerechten Stadt, dass der NS-Architekt und spätere Düsseldorfer Stadtplaner Tamms der Stadt auf Basis von Vorkriegsplänen verordnet hatte.

Um die Verwirrung komplett zu machen: Auch in Kaiserswerth gab es wohl bis zum Zweiten Weltkrieg eine Villa Honigheim – der Maler Carl Barth hat sie 1934 auf einem Gemälde verewigt. Wobei bis heute unklar ist, ob der Maler dem Gebäude diesen Namen selbst verliehen hat oder ob es tatsächlich als Villa Honigheim bekannt war.

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