Komischerweise ist die Buga 1987 für mich nur mit Erinnerungen an die politischen Diskussionen im Vorfeld verbunden. Obwohl ich jederzeit freien Eintritt gehabt hätte, habe ich das Gelände während der Laufzeit nicht ein einziges Mal betreten. Dafür saß ich knapp drei Jahre lang als „sachkundiger Bürger“ für die Grünen im Buga-Ausschuss des Stadtrats. Nicht nur aus ökologischen Gründen war die Düsseldorfer Zelle der grünen Partei im Vorfeld gegen die Gartenschau. Nachdem die aber nicht mehr zu verhindern war, versuchten wir, das Schlimmste zu verhindern, das Angebot mit aus unserer Sicht sinnvollen Einrichtungen zu ergänzen und vor allem mitzuhelfen, das Buga-Gelände mit anderen Grünflächen zu vernetzen. Denn das war der ursprüngliche Plan aus den Siebzigerjahren: Der Südpark sollte Teil einer grünen Achse vom Rhein zum Rhein werden. Wie wir heute wissen gelang das nur ansatzweise.

Der offizielle Buga-Plan von 1987

Der offizielle Buga-Plan von 1987

Schlimm waren vor allem die diversen Pläne für allerlei billiges Amüsement der Besucher. Die Kleinbahn, die während des Buga-Sommers im Süden durch den Park ratterte, wurde dann doch wieder abgebaut. Genau wie der Aussichtsturm mittendrin. Überhaupt konnten wir erreichen, dass bei der Realisierung der Pläne in den Mittelpunkt rückte, einen neuen Bürgerpark zu schaffen, der nach dem Ende der Garten-Show in ökologischer Hinsicht so wenig schädlich wie möglich sein sollte. Um ehrlich zu sein: Die Pläne der Landschaftsarchitekten waren weniger schlimm als die Vorstellungen der Buga-Gesellschaft. Hauptstreitpunkt war der Erhalt der Kleingärten in Stoffeln. Die waren quer über das Gelände zwischen dem Stoffeler Friedhof und der Siegburger Straße verteilt. Einige waren nach dem Krieg im Brachland nördlich des Zubringers am Werstener Kreuz illegal eingerichtet worden. Genau wie einige Gewerbebetriebe, zum Beispiel zwei oder drei Autowerkstätten.

Aber genau diese Kleingärten und der damals schon gut 100 Jahre alte Volksgarten sollten unserer Meinung nach den Kern des Buga-Geländes bilden. Der Volksgarten reichte damals vom Hennekamp bis zum Ende der Ballonwiese und vom Bahndamm bis zur Verlängerung der Redinghovenstraße. Zwischen der Philipshalle und ihren Parkplätzen und der Ballonwiese gab es einen Schuttabladeplatz. Außerdem bildete der Stoffeler Friedhof die grüne Ergänzung im Westen. Klar war allen Beteiligten, dass die südliche Düssel nicht nur ins Buga-Gelände integriert, sondern auf unterschiedliche Weise aus ihrem Kanalbett befreit werden sollte. So entstanden die Düsselweiher im Nordosten, und das Bachbett wurde auf ganzer Länge renaturiert. Aber trotz der vereinigten Bemühungen einiger Vertreter im Buga-Ausschuss blieben die Kleingärnter nicht ganz ungeschoren, weil an die Hundert Gärten aufgegeben werden mussten, um den Anlagen der Buga Platz zu machen. Weil aber zwei ganz neue Bereiche entstanden, stieg die Zahl der Kleingärten durch die Buga sogar an.

Wachsendes ökologisches Bewusstsein

Aus heutiger Sicht betrachtet spiegelt die Geschichte der Buga-1987-Entwicklung den Fortschritt beim ökologischen Bewusstsein von Machern und Politikern wieder. Bei den ursprünglichen Planungen spielte Ökologie so gut wie keine Rolle. Ganz im Stil der Bundesgartenschauen zuvor sollten ausgedehnte Blumenbeete, schöne Bänke und Cafés Menschen anlocken, die auch mal was Schönes in der Stadt sehen wollten. Die Historie der Bugas vor 1980 belegt, dass aus den Schauen später entweder gar keine bürgerfreundlichen Parks entstanden oder erst nach einem kompletten Unterpflügen der jeweiligen Buga-Anlagen. In Düsseldorf ist das ganz anders, denn der Südpark mit den Gärten im Osten, dem Deichsee, den Wildwiesen und der Parkachse ist heute der beliebteste und meistbesuchte Park der Stadt.

Der Gyro-Tower wurde nach dem Ende der Buga wieder abgebaut

Der „Gyro-Tower wurde nach dem Ende der Buga wieder abgebaut

Im Buga-Ausschuss konnten wir vor allem angedachte massive Veränderungen am Volksgarten verhindern. Kaum jemand ahnt, dass die Rhododendron-Gärten am südwestlichen Rand erst zur Buga angelegt wurden. Auffälligstes Relikt der Buga 1987 am Volksgarten ist aber das Zeitfeld von Klaus Rinke am Hennekamp. 24 Normaluhren auf Säulen, die Zifferblätter nach Nordwesten ausgerichtet, zeigen jeweils die tatsächliche Uhrzeit an. Oder auch nicht. Denn in den 30 Jahren, in denen es dieses beeindruckende Kunstwerk gibt, gingen immer mal wieder einzelne oder gar alle Uhren falsch. Das bewegte einen eher schlicht gewirkten CDU-Menschen dazu, die Abschaffung des Feldes zu fordern, weil die Menschen durch die falsch gehenden Uhren verwirrt werden könnten. Dass solche Defekte und Abweichungen ganz im Sinne des Künstlers sind, hat der Kritiker offensichtlich nicht verstanden.

Viel Kunst im Park

Apropos Künstler: Im Südpark finden sich gut drei Dutzend Kunstwerke, vor allem Skulpturen, die heutzutage allesamt in das Grün integriert sind – ausgenommen vielleicht die bunten Stellen am Übergang zwischen Volksgarten und Südpark, die schon Ende 1987 ziemlich angeranzt aussahen. Ein besonderes Highlight war die Düsselburg, ein Spielhaus, an dessen Standort gerade eine Kindertagesstätte entsteht. Als originär grüne Idee gab es westlich davon das „Versuchsfeld zur Erfahrung der Sinne“ nach Hugo Kükelhaus, von dem heute nur noch ein paar Relikte zu sehen sind. Und natürlich war auch das Fernsehen damals von April bis Oktober vor Ort und sendete fast täglich live aus der Buga. Die Bühnen standen in der Nähe der Philipshalle, temporäre Hallen auf den Hallenparkplätzen im Westen und Süden beherbergten unter anderem die technischen Räume der Sender.

Dass es in unmittelbarer Nähe der Buga so gut wie keine Parkplätze gab, wurde auch erst recht spät und nach heftigen Debatten Teil des Plans. Auch unsere grüne Forderung war es, die Besucherströme fast ausschließlich per ÖPNV zum Südpark zu bringen. Das gelang ausgesprochen gut – auch weil es große Parkplätze an der Peripherie gab, die durch Shuttle-Busse angeschlossen waren. Die Wegweisung von den Fernstraßen zu diesen Parkplätzen gilt noch heute als vorbildlich.

Der beliebteste Park

Heute sind Volksgarten und Südpark nicht nur sehr beliebt, sondern bieten eine ganze Reihe von Orten mit besonderen Angeboten. Da sind der Kinderbauernhof mit dem Café und dem Hofladen der Werkstatt für angepassten Arbeit (WfaA) im Südwesten. Da ziehen die wunderschönen Gärten mit den vielfältigen Formen Gewässern die Menschen an. Da schlendert man rund um den Deichsee unter den Häusern des Düsseldörfchens vorbei. Da bietet der AAKI e.V. das ganze Jahr über spannende Projekte und Mitmachausstellungen für Kindern und betreibt den Biergarten „Vier Linden“ samt sommerlichem Open-Air-Kino. Und die insgesamt sieben Kleingartenvereine haben Anlagen erschaffen bzw. erhalten die so schön sind, dass man sie gern in Spaziergänge einbezieht. Demnächst wird auch das Haus Kolvenbach wieder aktiviert, und auf den integrierten Sportplätzen üben sich die kleinen und großen Bürger in Leibesübungen.

Wer oft und gern durch die verbundenen Parks spaziert, wird einen großen Unterschied wahrnehmen. Für die gärtnerische Pflege des Südparks ist ein Team der WfaA zuständig, dass sich per Fahrrad und Elektrokarren durchs Gelände bewegt. Vorwiegend Menschen mit geistigen Behinderungen kümmern sich mit viel Liebe um die Pflanzenwelt. Im Volksgarten poltern dagegen Tag für Tag stinkende Kleinlaster über die Wege. In denen sitzen selten mehr als zwei Mitarbeiter des Gartenamtes oder eines angeheuerten Dienstleisters, die mal eben durch den Park fahren, um sich einen Strauch anzuschauen. Diese vorwiegend orangefarbige Flotte ist inzwischen für viele Freunde des Volksgarten das größte Ärgernis.

Und hier ein Amateurfilm zur Buga:

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