Analyse · Selten hat Chefcoach Uwe Rösler in einer Pressekonferenz vor einem Spiel derart offen seinen Matchplan dargelegt. Kann natürlich sein, dass er bloß die Nürnberger in die Irre führen will, aber wahrscheinlicher ist wirklich, dass er sein Team über harte Zweikämpfe zur Oberhand führen will. Dazu zählt dann auch gelegentliches Hochpressing sowie gezielte Balleroberungen auf Höhe des Mittelkreises. So weit, so gut. Auch die Aussage, neun Starter stünden schon fest, kam etwas überraschend, zumal gestern noch nicht feststand, ob irgendein Kranker zurückkäme. Dabei strahlte UR mehr als Zweckoptimismus aus, der Sieg letzte Woche scheint ihn schon mal beflügelt zu haben. Hoffentlich gilt das auch für seine Truppe [Lesezeit ca. 4 min]

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Das System

Der vorzeitig verratene Spielplan hat natürlich Konsequenzen fürs angeordnete System. Apropos (und dies wird demnächst Thema einer Folge der „Fortuna-Punkte“ sein…): Dass die eingeübten Systeme sich in der Realität der Ligaspiele so flexibel auswirken, trägt klar die Handschrift von Co-Trainer Tom Kleine. Man konnte das jetzt schon mehrfach live beobachten – zum Beispiel Käpt’n Bodze als „abkippender Sechser“, der sich aus seiner Position vor der Abwehr immer dann in die Kette fallen lässt, wenn einer der Außenverteidiger stürmen geht. Oder der fließende Wechsel zwischen Dreier- und Viererkette. Oder das gezielte Rochieren der nominellen Außenstürmer.

Die sogenannte „taktische Aufstellung“ – wie sie vom kicker und anderen Medien gern grafisch präsentiert wird – ist also nur noch ein Anhaltspunkt. Und was die Coaches vorhaben, kann man letztlich besser daran ablesen, welche Kollegen auf die Wiese gehen und welche nicht. Als zugrundeliegende Anordnung kommt entweder ein klassisches 4-3-2-1 in Frage oder dieses moderne 4-2-2-2, das aktuell in der italienischen Serie A für überraschende Siege vermeintlicher Nichtfavoriten sorgt. Beide Systeme passen zum Spielplan, sodass es fast egal ist, was vor dem Anpfiff in den einschlägigen Apps angezeigt wird.

Die Aufstellung

Ihr Ergebener hat sich im vollen Bewusstsein dieser Vergeblichkeit für das 4-3-2-1 entschieden, also für nur eine Spitze, die natürlich nur Rouwen Hennings heißen kann. Spannender wird es in der Viererkette. Alles spricht dafür, dass Cello noch einmal den linken Außenverteidiger geben muss und dass rechts Zimmermann antritt. Aber, wer bildet die Innenverteidigung? Sollte Andre Hoffmann fit genug für – sagen wir mal – 70 Minuten sein, gehört er in die Startelf. An seiner Seite kann sich Christoph Klarer, der sich letzte Woche eindrücklich profiliert hat, bewähren. Kann Hoffmann noch nicht, muss wieder Kevin Danso ran, der ja gegen Heidenheim auch eine gute Leistung bot. Nur die Startkombi aus Andre und Kevin, die empfiehlt sich aktuell eher nicht.

Klar ist dann, wo die Trainer Adam Bodzek hinstecken: ins defensive Mittelfeld nämlich, quasi als „Libero vor der Kette“ (auch dazu demnächst mehr). Letzte Woche hat Uwe Rösler Kuba Piotrowski als Regisseur spielen lassen und ihn dabei – um es mal so auszudrücken – live sehr eng gecoacht. Ihr Ergebener sieht nicht, dass derlei nun in jedem Spiel geht und würde auf die Verteilung der Kreativität auf drei Schultern setzen: zentral sorgen Kelvin Ofori und Tony Pledl für Abwechslung, links außen trägt Kristoffer Peterson sein Teil dazu bei. Und auf der anderen Seite spielt Jean Zimmer, was Jean Zimmer immer so spielt.

So könnte ein 4-3-2-1 gegen den Glubb aussehen

Halt! Stopp! Wenn doch aber über den Zweikampf das Spiel in die Hand genommen werden soll, da sind doch Ofori und Peterson eher nicht die Richtigen! Da muss mehr Power her! Also doch mit Piotrowski? Und vielleicht auch Karaman? Wäre Sobottka dann nicht besser im Mittelfeld aufgehoben? Fragen über Fragen, die Ihr ergebener Analyst mit einem zweiten Vorschlag einer Aufstellung beantworten möchte, die auf einer flexiblen Dreierkette beruht – bitteschön:

So könnte ein 3-3-2-2 gegen den 1. FCN aussehen

Zugegeben: Diese Variante ist ausgesprochen unwahrscheinlich, auch weil dieses moderne, aber auch schwierige System bisher wohl nie eingeübt wurde. Es verlangt nördlich der Dreierkette eine gute Abstimmung der Laufwege und funktioniert nur, wenn sich das Mittelfeld im Fall der Fälle schnell in die Defensivarbeit einschaltet. Hauptnachteil ist außerdem, dass die Sache sehr vertikal ist und die Spieler sich ständig aufs Verschieben konzentrieren müssen. Aber, lustig wär’s schon…

Der Tipp

Der Glubb ist noch schlechter gestartet als die glorreiche Fortuna, hatte aber erheblich mehr Torchancen in allen Spielen – was ja auch nicht schwer ist. Unsicherheiten zeigten die Nürnberger immer dann, wenn die Gegner ihnen mit Druck begegneten. Das ist wohl auch der Hebel, den Uwe Rösler drücken will. Es steht nicht zu erwarten, dass unsere Spitze mehr Möglichkeiten bekommt als bisher. Also wird es wieder darum gehen, wenigstens einmal einzunetzen und den eigenen Kasten sauber zu halten. Deshalb und mit dem üblichen Optimismus schätzt Ihr höchst Ergebener, dass die Rotweißen mit einem 1:0-Sieg nach Hause fahren.

2 Kommentare

  1. Die Hintergrundfarbe deiner Aufstellungsphantasien erinnert – mit Verlaub – stark an das, was vom aufgebrühten Kaffe verbleibt… Was für „eitle“ Bemühungen.
    Hauptsache Adam Bolzek darf IMMER Seele der Mannschaft bleiben.
    Ich werde das nie begreifen. Hat er das irgendwo im Vertrag festgeschrieben?