Es gibt so Tage, da möchte man nicht in der Haut der Trainer stecken. Nicht einmal, wenn man sonst doch alles besser weiß als die Coaches. Es handelt sich um die Tage mit langer Verletztenliste oder – genauso schlimm – vielen Genesenen, bei denen man noch nicht so ganz sagen kann, ob sie überhaupt mittun sollen, ob sie schon in der Startelf richtig wären oder ob man sie lieber aus dem Kader nimmt. Und dann gibt es noch die Situation mit einigen neuen Spielern, die noch gar nicht oder bloß ein-, zweimal mittrainiert haben, die man aber eigentlich dringend bräuchte. Bei der glorreichen Fortuna finden solche Tage genau jetzt statt.

Ihr höchst ergebener Analyst bedauert ja insgesamt am meisten, dass Emma Iyoha ausfällt und zwar mit einer wirklich üblen Krankheit, von der niemand sagen, wann und ob sie überhaupt je verschwinden wird – man denke an den 60er-Profi Olaf Bodden, der das Pfeiffer’sche Drüsenfieber nie ganz überwunden hat. Im Geiste sollten alle aufrechten Fortuna-Fans ständig bei Emma sein und ihm für seine Genesung die Daumen drücken oder beten. Ebenfalls schockierend die Nachricht von Dennis Gorkas Verletzung in dieser Woche – er wird vor allem der Zwoten fehlen, der er in den vergangenen Spielen eine große Stütze war. In der Schäm-dich-Ecke steht Kevin Danso, der vor zwei Wochen mit einer Deppenaktion die Rotgelbe zog. Weil auch Andre Hoffmann fehlen wird, lautet die Hauptbaustelle „Abwehrreihe“. Alfredo Morales, Matthias Zimmermann und Gökhan Gül liegen ebenfalls im Lazarett.

Nun haben wir mit Luka Krajnc einen vielversprechenden Neuzugang, der in seiner ersten Partie ziemlich gut aussah, also auf jeden Fall für die Startelf in Frage kommt. Neu sind zudem der Youngster Christoph Klarer, der Brasiliengrieche Leonardo Koutris und Kristoffer Peterson. Die beste Nachricht könnte sein, dass Rouwen Hennings wieder mittrainiert hat und am Sonntag aller Wahrscheinlichkeit nach mitspielt. Kenan Karaman hat sich bei der türkischen Nationalmannschaft voll reingehauen und wird in der Startelf aus – wie es neuerdings heißt – Belastungsgründen eher nicht stehen. Und weil das alles zum großen Startelf-Lotto führt, fangen wir heute mal mit der möglichen Aufstellung an, denn von der hängen – anders als sonst meistens – Spielplan und System ab. Ebenfalls im Gegensatz zu dem, was Ihr Ergebener üblicherweise tut, präsentiert er heute zwei alternative Aufstellungen.

Die Aufstellung

Generell gibt es eine sehr mutige, ja, beinahe riskante und eine eher konservative Variante. Letztere wäre eine, die auf maximale Erfahrung von Spielern setzt, während die erstere der Jugend mehr als eine Chance gibt. Hier könnte man sich die jüngste F95-Dreierkette aller Zeiten mit Jamil Siebert, Christoph Klarer und Luka Krajnc vorstellen, die auf ein Durchschnittsalter von unter 20 käme. Eine Viererkette würde draus, wenn wir Käpt’n Bodzek als Innenverteidiger setzen, also eine Variante mit Außenverteidigern ohne allzu großen Offensivdrang. Davor stünde eine Viererraute mit Toni Pledl und Kelvin Ofori auf außen, Cello Sobottka als Defensivsechser und Shinta Appelkamp als Kreativmotor. Sofern Rouwen Hennings doch nicht von Beginn an mittut und/oder Kristoffer Peterson schon so weit ist, könnte es eine Doppelspitze aus Dawid Kownacki und eben jenem vielversprechenden Peterson geben. Wie gesagt: Das wäre eine beinahe revolutionäre Startaufstellung.

So könnte ein 4-4-2 gegen Regensburg aussehen

Auf der Bank säßen dann Raphael Wolf fürs Tor, Florian Hartherz und Jean Zimmer für einen möglichen Umbau der Viererkette, Kuba Piotrowski und Brandon Borrello als Alternativen fürs Mittelfeld sowie Rouwen Hennings und/oder Kenan Karaman als Offensivjoker.

Es geht aber auch erheblich konservativer mit einer Dreierkette, einem nicht allzu offensiven Fünfermittelfeld und einer Doppelspitze aus Hennings und Kownacki:

So könnte ein 3-5-2 gegen Regensburg aussehen

Der Spielplan

Belassen wir es bei diesen Gedankenspielen zur Startaufstellung, die bei beiden Vorschlägen das jeweilige taktische System mehr oder weniger vorgeben. Aktuell wird ja immer noch sehr laut nach dem kreativen Kopf fürs Mittelfeld geschrien. Ihr ziemlich Ergebener stimmt da nicht mit ein, sondern ruft unisono mit Chefcoach UR: „Vertraut auf Shinta Appelkamp!“ Wie soll sich der Hochbegabte denn entwickeln, wenn nicht indem er dauernd spielt? Und: Der muss wachsen, der muss auch Fehler machen dürfen, der muss Sicherheit kriegen, der muss das Vertrauen in seine spielerische Intuition bekommen. Ähnliches gilt für Kelvin Ofori, einen deutlich anderen Spielertyp, der im Raum hinter den Spitzen ganze Defensivreihen in den Wahnsinn treiben kann. Appelkamp und Ofori sind – sofern keine Verletzungen und/oder längere Formtäler eintreten – die Zukunft des F95-Teams. Was wenn nun ein ablösefreier bzw. vereinsloser Kreativspieler älteren Baujahrs kommt und zwei, drei prima Spiele macht? Dann müssen die Youngster ihm Platz machen, und – schwupps – knickt die Karriere. Viel besser wäre es, wenn Eddie Prib fit wäre und mit einem der beiden ein Duo Infernale bilden würde.

Ein Wort noch zu Kristoffer Peterson, der von den F95-Konsumenten der RP zum vielversprechendsten Neuzugang gewählt wurde. Ist der körperlich wirklich fit, muss der so schnell wie möglich in ein Punktspiel geworfen werden – und zwar am besten an der Seite von Rouwen Hennings, gern aber auch im Duett mit Kownacki. Die Partie gegen die Regensburger wäre eine Gelegenheit. Apropos: Der Club, den sie kurz „den Jahn“ nennen, ist nicht wirklich zufriedenstellend in die Saison gekommen, steht aber ohne Niederlage zwei Punkte besser da als unsere geliebte Fortuna. Auch in den Testspielen hat sich der Jahn ziemlich gemüht, und wenn man sich die Ligapartien anschaut, sticht nur ein Spieler hervor. Der heißt Vrenezi und spielt im offensiven Mittelfeld auf rechts gleichzeitig robust und kreativ. Den gilt es auf jeden Fall unter Kontrolle zu halten. Was genau der Jahn-Trainer aus dem Team machen will, ist noch völlig unklar, eine Offensivmacht wird die Truppe wohl eher nicht. Auch nicht, wenn sie wie gegen Nürnberg ein echtes 4-4-2 spielen. Erwähnenswert ist noch Keeper Meyer, der auch schon mal ganz allein für ein Zu-Null sorgen kann.

Könnte sein, dass es in der Arena Sonntagmittag eine Mittelfeldschlacht gibt. Dass sich also das Hauptgeschehen rund um den Mittelkreis abspielen wird. Unsere Jungs sollten derlei Ödkick am besten gleich von Beginn an mit aggressivem Pressing unterbinden. Das würde bei der oben beschriebenen Version mit Viererkette vermutlich ganz gut funktionieren. Wichtig wird aber sein, dass die vier offensivsten Fortunen (Hennings/Peterson, Kownacki, Ofori und Appelkamp) ihre zwangsläufigen Defensivaufgaben sehr, sehr ernstnehmen. Die Spieleröffnung sollte nicht nur im langsamen Aufbau liegen, auch Hoch-Weit-Dinger sollten eingestreut werden.

Der Tipp

Auch wenn der Jahn nicht viel stärker einzuschätzen ist als Würzburg, bleibt dieses Geisterspiel eine Wundertüte, was vor allem an der personellen Unsicherheit auf Seiten der wunderhübschen Diva liegt. Der Bauch Ihre Ergebenen sagt, dass den Gästen kein Tor gelingen wird, wenn doch, dann eher so etwas wie ein Elfer oder ein Eigentor, aber keins aus dem Spiel heraus. Das nämlich Organ glaubt außerdem daran, dass für die ruhmreiche Fortuna das Umgekehrte gilt: Sie wird ein, zwei fein herausgespielte Buden machen. Vielleicht gibt’s zusätzlich noch einen verwandelten Strafstoß oder einen direkt eingenetzten Freistoß. Insofern lautet der völlig irrationale Tipp Ihres im höchsten Maße ergebenen Propheten 3:1 für F95.

5 Kommentare

  1. Wie (fast) immer gut zu lesen aber Markus Anfang ist Trainer in Darmstadt

    • Rainer Bartel am

      Vielen Dank für den Hinweis! Zum Glück haben wir den Fehler noch selbst bemerkt und entsprechend korrigiert ;–))

  2. ..und ich dachte schon, ich hätte einen Trainerwechsel verpennt 😉
    Aber ohne Schmäh, die Fortuna-Punkte lese ich immer. Es entspricht nicht immer meiner Meinung, aber man spürt die Verbundenheit mit unserer geliebten Wundervollen.
    Grüße aus Heerdt!

  3. B.Lockwart am

    Ich würde mir tatsächlich Aufstellung 1 wünschen, aber ich glaube da fehlt schlicht der Mut.
    Am gespanntesten bin ich auf die Begründung/Analyse/Phrasendrescherei nach der, nicht gerade unwahrscheinlichen, Niederlage.

  4. B.Lockwart am

    Aus dem Spiegel:
    „ Fazit:
    Fortuna Düsseldorf und Jahn Regensburg trennen sich 2:2-Remis. Dabei handelt es sich insgesamt um einen sehr glücklichen Punktgewinn der Hausherren, die über 80 Minuten hinweg die klar schlechtere Mannschaft waren. Die einzige nennenswerte Chance vergab Pledl in der 55. Minute drei Meter vor dem gegnerischen Tor kläglich, ehe zehn Minuten vor Abpfiff Karaman mit einer sensationellen Einzelaktion für den Anschlusstreffer sorgte. Mit zehn starken Schlussminuten, in denen allerdings auch die Jahnelf noch zwei Großchancen zum Sieg ungenutzt ließ, glückte den Flingeranern dann tatsächlich noch der schmeichelhafte Ausgleich. Der SSV bleibt damit zwar weiterhin ungeschlagen, ärgert sich aber zurecht über zwei liegen gelassene Zähler in der leeren Merkur Spiel-Arena.“
    Dem ist nichts hinzuzufügen.