…dann gibt es nicht bloß Bemerkungen zu den einzelnen Scheiben, sondern herrliche Dönekes rund um jede einzelne Platte. Wir sind stolz und froh und, ja, sogar glücklich, dass unser Mitstreiter, der Mann, den sie Opa nennen, uns an seinem musikalischen Anekdotenschatz teilhaben lässt. Hier die erste Folge:

Paranoiacs: „Bananas“ – poppiger Sing-along-Punkrock

Paranoiacs: "Bananas"

Paranoiacs: „Bananas“

Ach ja, die Bananas von den Paranoiacs aus Belgien. Großartige Scheibe. Kein einziger schlechter Song mit poppigem Sing-along- Punkrock.
Und die Band war auch mega sympathisch und….trinkfest. Sie waren damals öfter in Düsseldorf, auch weil einer von ihnen mit einer Freundin von mir liiert war.

Ich glaube, sie waren auch der Support der Toten Hosen, bei deren erstem Konzert in der Westfalenhalle…..mit einer auschweifenden Party danach, nicht wahr, Charlie Burns? 🙂

Einer meiner liebsten Tracks handelt von Wendy James, der Sängerin von Transvison Vamp. Coole Frau, die ich dann durch einen englischen Freund in Lodnon mal nach einem Konzert kennenlernen durfte. Ihr damaliger Freund wollte mir wegen eines angeblichen Flirts (Hey, ich war nun mal ein hübscher und charmanter Junge. 🙂 ) einen Hammer über den Kopf ziehen…am Ende landeten wir alle aber friedlich an der Bar eines Nachtclubs, Ich bin dann morgens in einem völlig anderen Hotel wach geworden und aus dem Fenster geklettert, um die Rechnung nicht zahlen zu müssen. Um dann von Camden zur Portobello Road zu kommen, habe ich fast 3 Stunden gebraucht, weil ich noch so unglaublich verstrahlt war.

Erstaunlich, was einem beim hören von Musik alles wieder einfällt. Wie auch immer….großartige Platte, die leider viel zu wenig kennen.

ZK: Dadaistischer Minimalpunk mit Trompete

Wofür steht eigentlich die Abkürzung "ZK"?

Wofür steht eigentlich die Abkürzung „ZK“?

Vormittags ZK zu hören ist schon etwas eigen. Herrlich dadaistischer Minmalpunk mit Trompete, wobei immer schöne Meldien dabei waren. Texte wie der Putzfrauensong, die Wisch-Wasch-Disco und In-der-Eck-stehen sind heute noch schräg und urkomisch. Unvergessen natürlich der große Welthit „Dosenbier“, der heute noch von Fabsi in irgendwelchen Bands durchs Land getragen wird.

Im April 2000 spielten die Hosen und die Ärzte zusammen unter Decknamen im Tor 3 in Düsseldorf. Nachmittags klingelte bei mir das Telefon, Campino am Apparat. „Hör mal, wir machen heute abend auch ZK, hast du die Texte drauf, ich kann keinen einzigen mehr.“ Ich habe die in Windeseile runtergeschrieben und von einer Postfiliale ins Tor 3 gefaxt. Seitdem bin ich Ehrenmitglied von ZK. Kaufen kann ich mir davon leider auch nichts. Aber der Abend war grandios und zu ZK kamen dann noch die Ärzte mit auf die Bühne.

Die ZK-Live-LP ist aufnahmetechnisch natürlich unterste Schublade, lebt aber von der Stimmung und Ansagen wie „Keine Bärtigen!! Rrrraus!“ und „Solange der Hydepark noch lebt, tanzen wir auch noch.“ Dazu eine wunderschöne Interpretation von Freddy Quinns „Heimweh“. Ob sich eigentlich jemals jemand den Kasten Füchschen Alt abgeholt hat, den Campino da versprach? Man weiß es nicht.

Schön auch, dass aus „Zentralkommitee Stadtmitte“ erst ZK, dann „Zwetschgenkompott“, „Zu kurz“ und anderes gemacht wurde, passt dazu.
Dass aus dieser Chaostruppe dann mal eine der größten deutschen Rockbands werden würde, konnte man wirklich nicht ahnen.

Vivaldi: „Vier Jahreszeiten“ – Unterwegs mit dem Vater

Antonio Vivaldi und seine 4 Jahreszeiten

Antonio Vivaldi und seine 4 Jahreszeiten

Vivaldis „Vier Jahreszeiten“ sind jetzt nicht so wirklich Punkrock. Aber einfach schöne Musik… man kann wirklich hören, wie im Sommerteil die Hitze über der Landschaft liegt und sich die Spannung dann in einem richtigen Gewitter entlädt.

Als ich mit 14 mit meinem Vater erstmals nach Pantasina (Ligurien) in die Sommerferien fuhr, gab es folgende Abmachung:
Jeder darf seine Musik hören! Das hatte dann einen kruden Mix zur Folge: Jazz wechselte sich mit Daily Terror, Klassik mit Chelsea, Klaviermusik mit Slime, ein Klarinettenkonzert von Benny Goodman mit den Toten Hosen, Beethoven mit einem französischen Punksampler und Duke Ellington mit GBH ab. Es war wirklich atemberaubend.

Den Blick einer Kölner Familie auf einem Rastplatz werde ich nie vergessen, als mein Vater (aufgrund einer verlorenen Wette) mit dem „Ficken Bumsen Blasen“-Shirt und ich mit gelb-grünen Haaren zu den Klängen von Louis Satchmo Armstrong aus dem Passat stiegen. Ich denke, dass die Kölner sich heute noch fragen, was das für ein schräges Düsseldorfer Vater-Sohn-Duo gewesen ist. Die Schüler meines Vaters hätten diese Szenerie bestimmt auch gerne gesehen.

Diese Platte verbinde ich imme noch mit den sommerlichen Fahrten durch die gleißende Poebene.

The Straps: Erinnerungen an die Wiese

The Straps und die Wiese...

The Straps und die Wiese…

Oha… manchmal fragt man sich, wieso man gewisse Platten nicht häufiger hört, zum Beispiel The Straps. Die habe ich 1984 von den Herzögen zum Geburtstag geschenkt bekommen. Natürlich auf der Wiese.

Ich glaube sagen zu können, danach hatte ich die Platte wochenlang nur auf Kassette, weil sich wirklich ALLE die übersipelen lassen wollten, oder Andreas Broda, Marko Wolf, Klaus Pochert, Frank Beneke, Thomas Beneke, Oliver Schneider, Astrid Schlagenhaufer, Benson Sixty-Seven?

Diese Scheibe erinnert mich an wirklich schöne Sommertage, Trinkgelage, Sitzpogo auf Bänken und alles andere aus lange vergangenen Tagen.
Mit 15 fand ich die Platte relativ hart… dabei hat sie unglaublich gute Songs mit tollen Melodien. Ich habe die Band vor einigen Jahren in Blackpool dann endlich mal live sehen und kennenlernen können… Großartig! Komischerweise nur sehr wenig Zuschauer… Diese Band würde ich gerne mal nach Deutschland holen… Leider aber etwas kostspielig, wobei die Band gar nicht groß Gage haben möchte. Aber ich befürchte, Band und Platte sind dann doch zu unbekannt. Leider, denn an der Scheibe gibt es nichts auszusetzen. Übrigens, als 15-jähriger fand ich das Mädel oben rechts unglaublich toll. Ich war halt jung..

Chelsea: Natürlich Mitglied im Fanclub

Chelsea - Opa als Fanboy

Chelsea – Opa als Fanboy

Als großer Fan der englischen Punkband Chelsea war ich natürlich auch eingetragenes Mitglied des Fanclubs. Eigentlich sollte man da immer Newsletter (damals noch per Post), Ermäßigung bei Konzerten und günstigen Merch bekommen. Einen Newsletter bekam ich nur dreimal, ermäßigten Eintritt erst durch Mat Seargent und günstiges Merch… nie. Aber immerhin habe ich noch irgendwo den Mitgliedausweis, der zumindest bei den Hosen wie eine Eintrittskarte funktionierte, da Campi auch Mitglied im Fanclub war.

1985 trudelte also tatsächlich ein Newsletter ein. Die große Ankündigung: Eine neue Platte würde erscheinen und man könne sie jetzt schon „very early and exclusive“ vorbestellen. Also… sofort Geld umgetauscht, nach England geschickt und voller großer Vorfreude auf die „Original Sinners“ gewartet. Und gewartet… und gewartet… nach vier Wochen habe ich dann unter der angegebenen Telefonnummer angerufen… Die ältere Dame, die ich da erreichte, hatte überhaupt keine Ahnung, wovon ich da sprach.

Mittlerweile war die Platte schon draußen und bei Hitsville erhältlich. Aber ich sah natürlich nicht ein, zweimal zu bezahlen. Drei Monate später kam sie dann doch. Ich war so mega gespannt… und dann so ein belangloses Rockgeplänkel. Drei Song klangen noch nach Chelsea, der Rest nach dem bemühten Versuch wie eine Stadionrockband zu klingen. Live war das dann genauso enttäuschend.

Aber der Tiefpunkt dieser Band war noch lange nicht erreicht. Zwei Jahre später… hoffnungsvoll kaufte ich die „Rocks off“… und die war dann bemerkenswert scheiße. Allein der Opener „Fools Paradise“ ist so übel, dass ich gerade Bier brauchte, um den zu überstehen. Ich habe diese Kackplatte seit 1987 nie wieder gehört… und ich muss sagen: Sie ist immer noch unverschämt schlecht. Grauenvoll. Keine Ahnung, was sich Gene October und die damalige Formation dabei gedacht haben… wahrscheinlich rein gar nichts mehr. Ich weiß noch, dass ich damals regelrecht schockiert war, dass überhaupt eine Band ein solches musikalisches Verbrechen zusammenstellen kann.

Ich habe beide Scheiben leider hintereinander hören müssen, da sie im Regal nebeneinander standen. Die Folter in einem feuchten Keller durch eine lateinamerikanische Militärjunta könnte kaum schlimmer sein. Jetzt ist mein Immunsystem so geschwächt, dass ich die nächsten Tage besser zuhause bleibe. Ich bin froh, dass Nic Austin und Mat Seargent nichts damit zu tun haben. Ich müsste ihnen sonst jetzt die Freundschaft kündigen.

Ein Kommentar

  1. Schöner Artikel, der mich an einigen Stellen doch sehr zum schmunzeln gebracht hat. Danke dafür 🙂