…dann gibt es nicht bloß Bemerkungen zu den einzelnen Scheiben, sondern herrliche Dönekes rund um jede einzelne Platte. Wir sind stolz und froh und, ja, sogar glücklich, dass unser Mitstreiter, der Mann, den sie Opa nennen, uns an seinem musikalischen Anekdotenschatz teilhaben lässt. Hier die zweite Folge:

The Lurkers: „Wild Times Again“ – köstliches Plattencover

The Lurkers und das lustige Cover von "Wild Times Again"

The Lurkers und das lustige Cover von „Wild Times Again“

Oha… Glücklicherweise kommt nach den Untaten von Chelsea jetzt eine Platte, die ich heute noch richtig klasse finde. Reunions können ja echt in die Hose gehen, aber die von The Lurkers war in jeder Hinsicht großartig. Das Konzert im Haus der Jugend … Granate. Darüber habe ich aber schon geschrieben.

Diesem genialen Gig folgte dann später auch die Platte „Wild Times Again“. Allein über das Cover kann ich mich schon köstlich amüsieren. Klar, die Lurks klangen anders als früher, denn schließlich war Bassist Arturo Bassick jetzt Sänger der Combo. Aber jeder Song ist ein Treffer. Sidewinder, in Soho, Uptown or downtown… eine unglaublich gute Punkrockplatte. Finanziert hat die „Wild Times again“ übrigens Campino, der noch heute das Gesamtwerk der Lurkers in- und auswendig kennt. Der böse Kommerzpunker… bestimmt ist der Streber da auch Mitglied im Fanclub. 🤔😁 Arthur Billingsley nörgelt heute zwar über den Sound der Platte, was ich aber kein bisschen verstehen kann.

Die Lurks dürften die Band sein, die ich mit am häufigsten gesehen habe. Und immer wieder gerne. Und wenn die Jungs in die Stadt kommen, besorge ich Dave immer eine Gitarre. Mittlerweile sind die Trinkereien nach den Konzerten passè… aber früher ging das meist bis in die frühen Morgenstunden. Ganz schlimm endete der Gig mit Mimmis und Lurkers im No.7. Schnaps, Bier, Wein, Speed… und das ganze dann wieder von vorne. Erstaunlich, was ein Körper in jüngeren Jahren alles mitmachen kann. Heutzutage würde ich mich einfach still zurückziehen und… sterben. Deswegen, liebe Kinder, trinkt im Alter mit Bedacht. Genau wie Onkel Arturo und Onkel Opa.

Die Toten Hosen feat. Freddy Love: „Hip-Hop-BommiBop“ – der Titel ist Programm

FTH: Hip-Hop am Rande des Sakrilegs

FTH: Hip-Hop am Rande des Sakrilegs

Hier mal ne Maxi. Man kann den Hosen viel vorwerfen, aber gewiss nicht, dass sie keine guten und witzige Ideen gehabt hätten. 1983 als Punkband einen Hiphop-Song über den eigenen Saufhit zu machen …großartig.

Allein das Cover war schon großartig, gestaltet von Mike Roman, der da Einflüsse aus dem mexikanischen „Day of the dead“ einfließen ließ.
Der Text, den Freddy Love da sehr engagiert runterrapt ist einfach unglaublich komisch. Der Song wurde dann noch im WDR-Musikconvoy performt… nachdem King Kurt schon vorgelegt hatten. Alles inklusive Blackfacing… würde heute extremes Theater geben. Wobei das Video zu Formel 1 dann endgültig alles sprengt. Schwarz angemalte Hosen in Baströckchen mit Freddy Love in einem Kochtopf… einfach nur herrlich daneben. Andere Zeiten waren das… Aber irgendwie finde ich die Nummer heute noch ziemlich witzig. Und jetzt alle:

I wanted something to drink and a bite to eat
A place to go party and rock to the beat
So when I turned the corner, to my surprise
I heard a sound that made me realize
I heard a sound when I turned the corner
I knew that, that I was in the corner
I heard the turn the corner what did I hear?
A hundred voices shout loud and clear
This is what I heard them say
„Eisgekühlter Bommerlunder
Bommerlunder eisgekühlt“

Public Image Limited: „Live in Tokyo“ – Vergangenheit hinter sich gelassen

P.I.L. live in Tokyo - ganz anders

P.I.L. live in Tokyo – ganz anders

Ich kenne kaum einen Musiker, der seine musikalische Vergangenheit so schnell und konsequent hinter sich gelassen wie John Lydon aka Johnny Rotten. Als die Platte „Live in Tokyo“ rauskam war ich gerade 14. Und wir kannten ehrlich gesagt von PIL nur „This is not a lovesong“ mit der B-Seite „Public Image“. Und irgendwie klangen diese beiden Songs ja noch punkig, wobei Blue Water schon sehr experimentell und nervig war.

Wir haben diese Scheibe dann mit Minigurke Stefan Yürke, den Herzögen und… keine Ahnung, wer da noch dabei war, in meinem Zimmerchen bei meinen Eltern rauf und runter gehört. Zu trinken gab es Wein, den wir professionell aus dem Keller einer Nachbarin abzapften. Dafür hatten die Herzöge ihren Chemiekasten auseinandergenommen, denn da war ein Korken mit einem Schlauch drin. Und Zack… Flasche geköpft, den Korken rein und durch das Holzgitter abgefüllt, ohne eine Spur zu hinterlassen. Frau Stumpf (die hieß wirklich so, mein Bruder Peter kann das bestätigen) hatte uns zwar im Verdacht, aber, es war nichts zu sehen. 🙂 Und wenn meine Eltern an die Tür klopften, wurden die Weinflaschen mit lautem „Galüng, Klirr“ aufs Vordach geschmissen. Als ob meine Eltern zu blöd gewesen wäre das nicht mitzubekommen. 🙂

Im Nachinein glaube ich, fanden wir die Platte gar nicht sooo toll damals, aber es war immerhin Johnny Rotten, der da sang. Okay, Annalisa hatte schon damals eine unglaubliche Basslinie und auch Religon ging ins Ohr, aber alles Lieder über 4 Minuten und teilweise echt schwierig für junge Punks. 🙂 Trotzdem war ich mit meinem Schulkameraden Kai F. am 1.12.1983 in der Phillippshalle, um PIL live zu sehen. Irgendjemand hatte in der Halle in einem Zugang in ziemlicher Größe das Logo hingemalt, das dort noch Jahre zu sehen war. Künstlerisch 1A! Ich weiß noch, dass Gurke Michael Yürke auch da war, oder? Und sie haben Anarchy in the UK gespielt… da war ich sooooo glücklich. Es gab einem 14-jährigen das große Gefühl einen Hauch Pistols mitbekommen zu haben.

Heutzutage sehe ich PIL anders… noch immer können einige Lieder echte hektische Flecken bei mir auslösen, aber andereseits sind da große Nummern bei. Und ich habe Respekt vor Mr. Lydon, derart andere Wege gegangen zu sein. Aber an einem Sonntag nachmittag ist das Livealbum schon eine Herausforderung. Under the house oder Bad life… schon schräge Nummern. PIL halt.

Neurotic Arseholes: „Angst“ – ein Punkrock-Lovesong

Neurotic Arseholes und ein Punkrock-Lovesong

Neurotic Arseholes und ein Punkrock-Lovesong

Normalerweise poste ich ja immer die Covers, aber die Platte hatte ich schon vor Ewigkeiten und… diesen Song muss ich mal hervorheben. Wenn es einen frühen deutschen Punkrock-Lovesong gibt, dann den hier. Der war damals der absolute Dosenöffner… darf man das heute noch schreiben? Oder ist das prollig, sexistisch, stumpf? Wahrscheinlich alles und auch zurecht!! Aber bitte, liebe Frauen, Freundin, Freundinnen, Ex-Freundinnen, Ex-Gespielinnen und allesamt ewige Heldinnen… verzeiht, es ist ein Rückblick ins dunkelste Mittelalter. Aber unter uns… ihr wart selbstbewusst und… wolltet halt auch ab und na mal was anderes als GBH, Crass oder Saufpunk hören. Oder? Also… ab jetzt werde ich so etwas nie nie nie wieder schreiben oder mit einem Livevideo meinen Mund mit Seife auswaschen. Okay? Prima.

Wo war ich? Ach ja… Die Platte „Angst“ der Neurotic Arseholes kam 1985 raus bei Weird Systen, die eh teilweise echt starke Scheiben veröffentlichten. Kein üblicher „Deutschpunk“, sondern ein sehr eigener Sänger und unglaublich tolle Songs. Großartig. Und diesen Song hab eich immer gerne gemocht., Irgendwie traurig, aber dennoch voller Hoffnung. So mancher Vollpunktrottel tat das als Schlager ab. Idioten. Cretins. Versager. Jahre später gaben selbst ehemals ganz harte Typen zu, dass dieses Lied immer ihr heimlicher Favorit war. Also, dieser Song war demnach nicht NUR ein Dosenöffner Und da viele in meinen virtuelle Kreis immer noch meinen, Punk wäre „uffta uffta, scheiß Schule scheiß Staat“ poste ich mal diesen Song. Und wenn den jemand blöd findet… wünsche ich denjenigen Durchfall… JETZT..ohne Klopapier!!!

Ramones: „It’s Alive“ – Vorhören im Engelchen

Ramones ihr Livealbum aus den späteren Tagen

Ramones ihr Livealbum aus den späteren Tagen

Ein Start in den Tag mit den Ramones ist meist ein guter Start. Ich habe mir dieses Album erst relativ spät, nämlich im November 1985, gekauft. Zusammen mit meinem leider früh verstorbenen Klassenkameraden Kai, der gerade seine OI-Phase durchmachte. Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie wir statt zum Unterricht zu Hitsville gegangen sind. Immerhin kannte uns Jürgen Krause da schon und wir mussten nicht mehr vorsingen. 😛

Wir sind dann direkt ins Engelchen gegangen, in dem an dem Tag Wieland gearbeitet hat. Es gab damals noch Frühstück in dem Laden, heutzutage unvorstellbar. Ich würde da sicher kein selbstgemachtes Frühstück mehr zu mir nehmen. Das Engelchen war damals noch relativ sauber und morgens saß da immer eine Runde mit lustigen, sehr eigenen Gestalten, die dort frühstückten, Karten spielten und irgendwelche Geschäfte machten. Unter anderem auch ein Franzose, der von einem dieser „Geschäftsleute“, einem sehr dicken Mann, mal für teures Geld nach Paris geschickt wurde, um dort Kunstwerke und andere Dinge für einen eventuellen Kauf zu fotografieren. Leider war dieser Franzose ein absoluter Tierfan und kam nur mit einem Haufen Hundefotos zurück. Der dicke Mann ist dann TOTAL ausgerastet. KOMPLETT! Der Franzose war eben eher ein großer Tierfotograf. Hahahaha, Gregor, erinnerst du dich daran noch?

Na ja, wie auch immer. Wir durften dort dann immer unsere neuen Platten auflegen. Holger, heute Sportreporter, war damals Kellner, der Lutz und diese beiden hatten auch einen super Musikgeschmack. Wielandt eher… einen anderen. 🙂 Als dann die Ramones aus den Boxen dröhnten, war das der feinen Geschäftsgesellschaft und Wielandt zuviel. „NEIN, das mache ich aus. Ihr vertreibt mir ja die Gäste.“ Hahahaha, vielleicht waren die Ramones an einem trüben Novembertag im Jahr 1985 auch noch ein bisschen zuviel für den guten Wieland.

Heute kann ich vollkommen zurecht behaupten, meinen Teil dazu beigetragen zu haben, das Engelchen zu dem gemacht zu haben, was es heute ist. Eine schmutzig-laute, herrliche Punkrockkneipe… in der ich aber ganz sicher nicht frühstücken möchte. Ich habe noch 5 weitere Livealben von den Ramones, aber dieses hier ist eindeutig das beste. Voller Energie, tollen Songs und genau dem richtigen Tempo.

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