Gut, dass es im Jahr 1994 noch kein Internet gab, keine sozialen Medien und keine Shitstorms. So konnten sich die erregten Bürger nur auf die Leserbriefspalten der Lokalblätter stürzen, um dort ihren Unmut loszuwerden. Kaum zu glauben, aber die Ablehnung galt der Farbe des Pflasters mit dem der Vater der Rheinuferpromenade, Niklaus Fritschi, die Fußwege belegen lassen wollte. Nach dem Verfüllen der Tunnelgruben hatte man am nördlichen Ende ein paar Meter Probepflasterung angelegt und zur Besichtigung freigegeben. Wie Fritschi während der gesamten Gestaltungsphase ohnehin jede denkbare Form der Bürgerbeteiligung eingebaut hatte:

Niklaus Fritschi (Foto: FKI)

40 teils sehr gut besuchte Bürgerversammlungen hatte es gegeben und „300 Verrisse“ von Entwürfen wie Fritschi gern erzählt. Und nun gab es ästhetische Bedenken zur blauen Welle. Das Blau sei einfach zu blau befanden nicht nur Bürger, sondern auch Mitglieder des Rates der Stadt und Amtsleiter. Eine Weltstadt habe gedeckte Farben zu tragen, befand einer von denen, und eine Dame rief gar aus, man sei doch nicht am Strand von Benidorm. Tatsächlich waren die geschwungenen Pflastersteine des Pröbchens sehr viel blauer als das, was heute auf den Fuß- und Radwegen der Rheinuferpromenade zu sehen sind – die Markierungen der Düsselmündungen auf dem unteren Rheinwerft geben einen Eindruck von der Intensität der Farbe, die Fritschi vorgesehen hatte.

Ausruhen auf einer Bank an der Rheinuferpromenade

Als dann aber alles fertig war zwischen der Rheintreppe am Burgplatz und der Wiese unter der Rheinkniebrücke, da waren die Düsseldorfer dann doch sehr zufrieden und übten sich Abend für Abend im Flanieren. Grundsätzlich hatte sich das Gestalterteam an der alten Promenade von 1909 orientiert und zum Beispiel die alte Mauer zum unteren Rheinwerft komplett erhalten. Die Doppelreihe der Platanen war und ist ebenfalls ein historisches Zitat. Ein bisschen Streit gab es dann noch um die Frage, ob und in welcher Form es überhaupt noch Raum für den Autoverkehr geben müsse.

Die Rheinuferpromenade am KIT

Es wurde im Sinne der wenigen und ausgesprochen wohlhabenden Anwohner entschieden, die sogar das Privileg von Parkplätzen direkt vor der Tür erhielten. Ansonsten führt ein mit blauen Wellensteinen gepflasterter Weg am Mäuerchen entlang, ein sandiger Streifen zwischen den Bäumen dient als Allee, und zwischen dieser und der Fahrstraße verläuft der Radweg. So ist das inzwischen schon seit mehr als 20 Jahren so zwischen dem Burgplatz und der Staatskanzlei. Aber die Gestaltung ging weiter. Die geschwungenen Bänke zum Ausruhen wurden speziell für die Promenade entworfen, ebenso die kugelförmigen Leuchten. Niklaus Fritschi war es auch, der mit seinem Partner Benjamin Stahl den Überbau zum KIT entwarf und auch das unter der Kniebrücke platzierte Apollo-Varieté-Haus, das der Wiese davor ihren Namen gab.

So könnte ein Lichtband an der Promenade wirken (Illustration: Fritschi-Stahl)

Nur mit einem Vorschlag scheiterten die Architekten auf ganzer Linie: Vorgeschlagen hatten sie ein durchgehendes Lichtband etwa auf Höhe der heutigen Kugelleuchten, das den Geldfreigebern bei der Stadt zu teuer erschien. Manchmal wiederholt sich Geschichte, denn im Zuge der Diskussion um die Verlängerung der Rheinuferpromenade nach Norden hin bis zur Rheinterrasse kam plötzlich auch wieder die Idee des Lichtbandes auf. Niklaus Fritschi, der sich naturgemäß sehr intensiv an den Debatten beteiligt, kann darüber schmunzeln.