Bericht ·

Unser Land: Eingang zum Behrensbau (Foto: TD)
Da nützt auch der neongrüne Rahmen um den Eingang zum Behrensbau wenig: die Jubiläumsausstellung UNSER Land ist düster und leicht deprimierend. Vielleicht keine gute Idee, als letztes Exponat ausgerechnet Ausschnitte aus der TV-Übertragung des Geiseldramas von Gladbeck (1988) auf einer Multiscreen-Wand zu zeigen. Okay, das Moto der Kurator:innen war laut Faltblatt „Unser Land hat ganz schön viel erlebt.“ Will man aber der Ausstellung glauben, dann war da nicht viel Gutes dabei. [Lesezeit ca. 3 min]

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Unser Land: CDU und SPD damals mit sozialistischen Positionen (Foto: TD)

Für jemanden, der die Siebzigerjahre und die folgenden Dekaden bei halbwegs klarem Verstand erlebt hat, bleibt hängen: Geiseldrama, Grubenunglück von Lengede (1963), Brandanschlag in Solingen (1993), Krawall und Polizeigewalt am AKW Grohnde (1977), zerstörte Brücken (1945), massenhaft Ostflüchtlinge in Unna-Massen (1945-1952), konservativer Widerstand gegen die Gesamtschule, CDU- und SPD-Wahlplakate mit sozialistischen Standpunkten. Nein, schön ist das alles nicht. Und hätte man nicht wenigstens die Trimm-dich-Kampagne dokumentiert, gäbe es nichts zum Lächeln.

Jubiläumsausstellung UNSER LAND: 27. August 2021 bis 23. Mai 2022; Stiftung Haus der Geschichte NRW, Behrensbau, Mannesmannufer 2; geöffnet dienstags bis freitags von 9 bis 18 Uhr, samstags, sonntags und feiertags von 10 bis 18 Uhr, montags geschlossen; Eintritt frei; Besucherservice unter 0211-51361333 oder besucherservice@hdg.nrw; www.unser-land.nrw

Unser Land: Ein kleines bisschen Beuys… (Foto: TD)

Aber, ja, das beschreibt halt die historische Realität, die mit dem Zusammenschustern eines Bundeslandes aus zwei Provinzen, die nichts gemein haben, durch die Briten beginnt und mit der Schufterei des Wirtschaftswunders weitergeht, um in den Siebzigern trotz Krisen in diverse progressive und emanzipatorische Bewegungen mündet … von deren Bemühungen kaum etwas übriggeblieben ist. Bis auf ein Titelbild des Spiegels mit Joseph Beuys drauf sowie einer Beuys-Zeichnung kommen Kunst und Kultur nicht vor, Mode fehlt völlig, und die positiven Highlights der letzten 75 Jahre erscheinen, wenn überhaupt, dann nur am Rande, zum Beispiel der Besuch der Queen 1965 in Düsseldorf oder die fröhlichen Feierdemos der Friedensbewegung in den Achtzigerjahren.

Unser Land: Lehrer fordern Chancengleichheit … vergebens (Foto: TD)

Ausstellungstechnisch ist die Sache durch und durch gelungen. An den meisten Stationen gibt es Hochkantbildschirme mit Videostatements von Zeitzeugen; kommt man vorbei, startet der jeweilige Clip automatisch. Die Exponate sind gut aufbereitet, perfekt platziert und hervorragend ausgeleuchtet. Der didaktische Zeigefinger der Begleittexte hält sich in erfreulich engen Grenzen. Daran liegt es also nicht. Beim Verlassen des Gebäudes fragt an sich, ob der Behrensbau wirklich für derartige Ausstellungen geeignet ist – so klotzig und abweisend der von außen ist, so düster ist er innen. Das liegt an dem vielen dunklen Holz und dem bräunlichen Marmor, aber auch daran, dass die Deckenhöhe relativ gering und die Fenster nicht allzu groß sind. Ausgerechnet aus diesem sehr speziellen Bauwerk soll dann zukünftig das Haus der Geschichte NRW werden – ob das eine gute Idee ist?