Kein Flugzeug darf einfach so kreuz oder quer über den Himmel unserer Stadt fliegen – da oben gibt es feste Routen und Korridore.

Bericht · Ein Geständnis: In Bezug auf Flugzeuge, die die Stadt in geringer Höhe überqueren, habe ich ein Trauma. Es mag damit zusammenhängen, dass meine Tante Thea mich zum Ort des einzigen Flugzeugabsturzes über Düsseldorf mitnahm; am 03. November 1957 verlor eine DC-4 nach dem Start in Richtung New York an Höhe und schlug morgens gegen 7 Uhr im Kleingartengelände In der Lohe (heute: Kennedydamm) ein. Das war kurz vor meinem fünften Geburtstag, und der Anblick der Trümmer brannte sich mir ein. [Lesezeit ca. 4 min]

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Später hatte ich einen stetig wiederkehrenden Traum: Ich stand auf der Terrasse der elterlichen Wohnung an der Tussmannstraße und blickte über den Güterbahnhof hinweg Richtung Zoopark. Eine Düsenmaschine überquert unser Haus in geringer Höhe und schlägt dann im Hochhaus am Zoo ein. Übrigens ist dieser Traum nach dem 11. September 2001 nie wieder gekommen. Jedenfalls machen mich tieffliegende Passagierflugzeuge über Düsseldorf immer nervös. Nun beobachtete ich vor einiger Zeit, dass regelmäßig Maschinen in relativ geringer Höhe – geschätzt zwischen 800 und 1.500 Metern – unseren Stadtteil überfliegen, und ich fragte mich, was dahinter steckt. Denn die normalen Flugrouten sehen dies nicht vor.

Die offiziellen Flugrouten rund um den Düsseldorfer Flughafen (Abb. DFS)

Nun kann sich jeder Bürger heutzutage im Internet sehr intensiv über die Routen informieren; also sowohl über die vorgesehenen Wege, als auch über die tatsächlich zurückgelegten Strecken. Der Flughafen Düsseldorf International zeigt auf seiner Website bei den Bürgerinformationen eine Karte, auf der die von der DFS (Deutsche Flugsicherung) vorgesehenen An- und Abflugrouten eingezeichnet sind. Darauf ist aber nicht eine einzige “Flugstraße” zu erkennen, die über dem Kerngebiet der Stadt Düsseldorf verläuft; besonders nicht hier südlich der Innenstadt.

STANLY_Track zeigt alle Bewegungen im Luftraum (Screenshot)

Aber nicht nur meine unmittelbare Beobachtung vom Balkon aus belegt, dass tatsächlich am Abend viele Flugbewegungen in relativ geringer Höhe über dicht besiedeltem Gebiet erfolgen. Schlüssel dazu ist die Anwendung STANLY_TRack, die man auf der Website der DFS herunterladen kann. Dieses Tool zeigt die Flugbewegungen in Echtzeit (allerdings aus Sicherheitsgründen um 15 Minuten versetzt) an und bietet zudem Screenshots von Bewegungen innerhalb wählbarer Zeiträume. Man kann also sehen, welches Flugzeug (Typ, Airline, Flugnummer) wo in welcher Höhe geflogen ist bzw. wie in einem gegebenen Zeitraum die Flugspuren aussahen.

Die App Flightradar zeigt die Flugbewegungen in Echtzeit (Screenshot)

Auch mit dem Flightradar24 kann sich jeder den weltweiten Flugverkehr anschauen. Neben der webbasierten Version gibt es auch eine Android- und eine IOS-Version ebenfalls. Dabei zapft der Fightradar das ADS-B-System an, über das weltweit die GPS-Positionen von Flugzeugen erfasst und zusammen mit den Daten des Fluges weitergegeben werden. Der aktuelle Standort wird als Ausgangspunkt genommen, eine entsprechende Karte angezeigt. Und auf dieser Karte bewegen sich kleine Flugzeugsymbole, wobei jeder Miniflieger einem echten Flug entspricht. Tappt man ein solches Ding an, werden alle verfügbaren Informationen zu Flug und Maschine eingeblendet. Also woher das Flugzeug kommt, wohin es fliegt, seine Kennung und sein Typ, dazu die Flughöhe und Geschwindigkeit. Mit der 3D-Funktion kann man sich ins Cockpit beamen und den Flug aus dieser Perspektive „erleben“ – quasi ein Augmented-Reality-Flug. Und wenn man weiß, auf welchem Flug Freunde und Verwandte unterwegs sind, dann kann man mit deren Reise mit dieser App live verfolgen.

Tatsächlich rufe ich die Android-App des Flightradar immer ganz schnell auf, wenn über unserem Haus laute Flugzeuggeräusche zu hören sind und schaue dann nach, wer da in welcher Höhe quer über unser Viertel düst.