Bei jeder sich bietenden Gelegenheit werden VertreterInnen der Stadt nicht müde, Düsseldorf vollmundig als „Fahrradfreundliche Stadt“ darzustellen. Jede/r der/die sich pedalmäßig durch die Stadt bewegen will, empfindet dies mindestens als reichlich übertriebenen Euphemismus oder zumeist eher als „schamlose Übertreibung“. Dabei wird gerade von den Ämtern der Kommune, die ständig „eine erheblich Zunahme an Radfahrern“ diagnostizieren, nachweislich nicht ernsthaft auf diese Zahlen reagiert, im Gegenteil. Der auf der Karlstraße zwischen Stresemannplatz und Bismarckstraße inmitten von mehreren stark und schnell befahrenen Autofahrspuren endende Fahrradweg mag dabei die – unglaubliche – ungebrochene innere Haltung der verantwortlichen „Fahrradfreunde“ bei Stadt und Politik am ehesten verdeutlichen.

Lebensgefährliche Königsallee
Nimmt man lediglich die beiden Hauptachsen in Nord-Süd-Richtung: Königsallee oder Rheinufer, ist ausgerechnet die Benutzung dieser Radrouten nervig bis (lebens-)gefährlich.
Klammheimlich wurde in einer Nacht-und-Nebel-Aktion der letzten Jahren die Beschilderung der Fahrradroute auf der Königsallee ausgetauscht. Wo vorher Verkehrsschild 241 Fußgänger und Radfahrer klar und sicher trennte, sieht nunmehr Zeichen 240 eine gemeinsame Nutzung von Rad- und Fußwegbereich vor, was auch nur ein annähernd zügiges Vorankommen unmöglich macht. Dass die Markierung auf der bestehenden Fahrradtrasse, die diese nach wie vor ausschließlich dem Radverkehr zuweit, nach der Neu-Beschilderung genau im Gegensatz zu dieser steht, ist dabei den Verantwortlichen von Straßenverkehrs- und Ordnungsamt offenbar bislang nicht aufgegangen.

Schildbürgerstreiche
Dass solche Schildbürgerstreiche auf der ganzen Route ins latente Chaos führen, scheint ebenfalls im Rathaus niemand wirklich zur Kenntnis nehmen zu wollen. Kurz vor Ende der Kö in Höhe Theodor-Körner-Straße kann der gemeine Radfahrer eh sehen, wo er bleibt. Die Route endet schlicht im Off. Von Norden kommend, bleibt man mit dem Rad schon lange vorher irgendwo im Hofgarten stecken – falls frau/man diesen überhaupt erreicht. Dass auf der Königsallee offiziell ausdrücklich die Fahrbahn mit dem Rad benutzt werden darf, wird von vielen wegen des gerade an dieser Stelle extrem hohen Parksuchverkehrs, verbunden mit ständigem Ein- und Ausparken auf beiden Fahrbahnseiten, insbesondere durch ortsunkundige Automobilisten als „höchst gefährlich“ empfunden, auch von VertreterInnen der Fahrradinitiativen die sich ansonsten ausdrücklich für die Benutzung der Fahrbahn für Fährräder engagieren. Die Ersatzroute am Rheinufer gestaltet sich kaum weniger dramatisch.
Ständig laufen einem dort Fußgänger, Jogger und sonstige verschnarchte Verkehrsteilnehmer auf dem Radweg vor die Räder, obwohl diese ausreichend Platz auf der Baumallee und dem breiten Fußweg daneben für sich haben. Dauerstress, nerviges Klingeln, Rufen und Bremsen sind die Folge.

Dass dieses ständige Ärgernis zum erheblichen Teil an mangelnder Beschilderung und Markierung liegen könnte, scheint noch keinem der städtischen „Fahrradfreunde“ in den Sinn gekommen zu sein. Die Unterbrechung der Rad-Route vor dem KIT, nördlich der Kniebrücke, ist ebenso unnötig wie gefährlich. Dort geraten Radfahrer und Fußgänger ständig urplötzlich und unerwartet aufeinander. Dass die „Fahrradfreundliche Stadt“ genau an diesem gefährlichen Engpass ein „Fahrradbarometer“ aufgestellt hat, das die Pedalisten für alle sichtbar zählen soll, halten nicht allein aufgrund der unübersichtlichen Situation viele für „Geldverschwendung“ oder auch für „völligen Schwachsinn“. Die Querung des Burgplatzes ist dabei für alle lediglich ein weiteres latentes Ärgernis.

Ständige Radweg-Sperrungen im Hochsommmer
Eine besondere Variante für eine ausgewiesen, aber nicht benutzbare „Hauptfahrradroute“ am Rhein sind die ständigen Festivitäten auf dieser. Kaum einer käme ernsthaft auf die Idee, Düsseldorf das Feiern zu verbieten. Aber warum müssen fast sämtliche Events der Stadt auf den beiden Hauptradrouten (Rheinufer und Kö) stattfinden, ohne dass auch nur ansatzweise Anstalten dazu gemacht werden, entsprechende – fahrbare – Ausweichreichrouten zu schaffen, statt ständig einfach die Radwege dichtzumachen und die Radfahrer ihrem Schicksal zu überlassen.

Dass der Radweg am Rheinufer aktuell vom 1. bis zum 8. August aktuell wieder einmal direkt vor dem „Fahrradbarometer“ (Foto) gesperrt wurde, lässt solch sinnfälliges Handeln vollends zur Kafkaeske gerieren. Selbstverständlich wurden hierbei zur Umleitung irgendwo in der näheren Umgebung, wo gerade Platz war, die Schilder aufgehängt, die gerade zur Hand oder noch übrig waren, so dass von Süden kommende Radler in Höhe des Landtages, vor der Kniebrücke nach Süden, also direkt zurück nach Hause, umgeleitet wurden.

Offenbar setzen Ordnungsamt und „Vekehrsmanagement“ in Sachen Umgang mit Radwegen grundsätzlich besonders geschultes und professionelles Fachpersonal ein. Unterhalb der Oberkasseler Brücke bis zum stets vielbevölkerten Kultkiosk vor dem Ehrenhof am Rhein wird der gemein(sam)e Fußgänger-Radweg derart schmal, dass sich gerade einmal drei schlanke FußgängerInnen oder zwei Räder gefahrlos begegnen können und es daher auf diesem viel benutzen Bereich ständig zu gefährlichen Situationen kommt. Das gilt im Weiteren bis zu den Rheinterrassen, wo sich flanierendes Fußvolk einmal mehr den Weg mit Fahrrädern teilen muss. Was von dem darauffolgenden schmalen Zweirichtungs-Rad-Fußweg inmitten eines sehr engen KFZ-Parkplatz vor dem Regierungspräsidenten zu halten ist, werden die engagierten Vertreter der „Fahrradfreundlichen Stadt“ sicher erklären können.

Anschließend steht Pedalisten, Fußgängern und Joggern beiderlei Geschlechts entlang der Cecilienallee bis zur Nordbrücke ein festgetretener, schlaglöchriger Trampelpfad für ihre jeweilige Fortbewegung zur Verfügung, unmittelbar vor der Nordbrücke kurz unterbrochen von einer zentimeterhohen, ausgelutschten Aufkantung und der dadurch höchst unsanften Querung der Auto-Zu- und Abfahrt zum Rheinufer, bei der sich besonders der unaufmerksame Pedalritter alles einquetscht, was er ansonsten eher sorgsam zu schützen pflegt. Weiter geht es auf dem asphaltierten, gemeinsamen Fuß- und Radweg oder nebenan auf einem viel zu schmalen, plattierten, dadurch holperigen und schwergängigen Zweirichtungsradweg oder für Mutige auf der Straße bis zur Messe.

Kopfsteinpflaster und Trampelpfade
Wer den Fuß-Radweg wählt dessen Wirbelsäule bekommt neben dem bereits beschriebenen üblichen Trouble auf solchen Kombi-Wegen, spätestens beim Queren des mittelalterlich gepflasterten PKW-Parkplatzes vor der Schnellenburg je nach Bereifung einen mehr oder weniger überaus empfindlichen Einblick in die Zeiten, als man mit Pferd und Wagen ungefedert sich huckeligem Kopfsteinpflaster ausgesetzt fand. Bis zum Erreichen des Radweg-Fußgänger-Deiches ab dem Wasserwerk Am Staad ändert sich die Situation dahingehend, dass der Fußradweg sich wieder zum festgetretenen Trampelpfad verengt und dieser, wie auch der gepflasterte Zweirichtungsradweg mehrfach von den Zu- und Abfahrten der Messeparkplätze gequert und stilecht an den Stellen mit den schon zuvor beschriebenen zentimeterhohen Aufkantungen das Radfahren zur reinen Tortur für Gelenke, Steiß und Geist gestalten.

Zynisch aufgestellte Warnschilder
Wie eine „Fahrradfreundliche Stadt“ die genannten Zufahrten gestaltet, indem sie die Verkehrs-Warnschilder „Radfahrer kreuzen“ (Schild Nr. 138 plus Zusatz) nicht nur für Autofahrer vor dem Abbiegen schlicht nicht einsehbar, sondern zudem hinter (siehe Pic) den Radweg aufstellt, könnte für Zyniker bedeuten, dass man nach Überfahren eines Verkehrsteilnehmers „fahrradfreundlich“ darauf hingewiesen wird, dass es sich dabei um einen Radfahrer handelte. Neben dem Auto-Parkplatz an der Zufahrt zum Wasserwerk Am Staad scheint der gesamte Fahrrad-Jahresetat des städtischen Haushalt auf einen Schlag verbraten worden zu sein. Dort befinden sich gefühlte rund fünfhundert fest installierte, stabile Fahrradständer, an denen der Autor noch nie ein einziges Fahrrad angeleint gesehen hat. Fahrradabstellanlagen, die anderswo in der Stadt dringend nötig wären.

Kurzzeitige, zweistündige Abhilfe von solcherlei Erschwernissen schafft möglicherweise die zahlreiche Teilnahme an der „Critical Mass“, am Freitag, dem 14. August ab 19 Uhr; Treffpunkt: Fürstenplatz. Im Juli wurde dabei der bisherige Rekord mit 212 TeilnehmerInnen eingefahren.