Diese Meldung kam aus heiterem Himmel: NLZ-Chef Frank Schaefer verlässt die Fortuna nach fast sechs Jahren erfolgreicher Nachwuchsarbeit.

Meinung · Als der gebürtige Kölner Frank Schaefer (59) im September 2016 seinen Dienst als Leiter des Nachwuchsleistungszentrums der Fortuna übernahm, schlugen ihm sämtliche Ressentiments entgegen, die Düsseldorfer F95-Fans gegenüber den Anhängern des Äff-Zeh haben können. Ja, bei den besonders Verschwörungsgläubigen hieß es: „Der ist ein U-Boot. Der bleibt nicht lange. Der will nur unsere vielversprechenden Eigengewächse nach K*** holen.“ Nichts davon erwies sich als wahr. Im Gegenteil: Dieser kölsche Jung erwies sich über sechs Jahre beinahe als Idealbesetzung für seinen Posten. Der Erfolg seiner Arbeit gibt ihm Recht. Und dafür ist ihm zu danken. [Lesezeit ca. 3 min]

Weil er aber ein äußerst prinzipientreuer Mann ist, kamen nicht alle, mit denen er zu tun hatte, mit ihm klar. Das hat sehr viel mit seinem tiefen christlichen Glauben zu tun, den er im Rahmen einer Kirche lebt, die man zu den evangelikalen Freikirchen zählt. Bald hieß es, er schenke Spielern, die den Verein verlassen, Bibeln, auch den Burschen muslimischen Glaubens. Belegt wurde dieses Gerücht nie. Und ob seine Überzeugung je Einfluss auf seine Arbeit am NLZ hatte, können auch diejenigen, die ihn nicht mögen, nicht beweisen.

F95 U17 vs BMG U17: Gefährlicher Freistoß für die Gladbacher (Foto: TD)

Da hängt ihm seine kölsche Vergangenheit nach. Im Oktober 2010 war er Cheftrainer des Hundmithörnervereins geworden. Im April 2011 verkündete er, dass er den Posten zum Saisonende aus persönlichen Gründen aufgeben würde. Der damalige Äff-Zeh-Sportchef Volker Finke mutmaßte damals, dass Frank Schaefer seine religiöse Haltung im Wege stünde und er deshalb als Cheftrainer einer Bundesligamannschaft nicht geeignet sei. Schaefer trat auf diese Aussagen hin sofort zurück. Später war er noch einmal für kurze Zeit Interimstrainer. Dann Sportchef. Aber auch das wollte er nicht sein. So kam es, dass Frank Schaefer von 2013 bis 2016 Leiter des NLZ beim Äff-Zeh wurde.

Es hieß auch, er sei vor den ständigen Gerüchten und Anfeindungen in Köln nach Düsseldorf geflüchtet, wo man ihn mit seiner ausgewiesenen Kompetenz und Erfahrung mit offenen Armen empfing. Damals trainierten die Nachwuchsteams noch unter fast unzumutbaren Bedingungen am Flinger Broich. Die Pläne für das hochmoderne Nachwuchsleitungszentrum lagen schon in der Schublade, aber Debatten über die Finanzierung und den Anteil der Stadt an den Kosten verzögerten das Projekt. Dann konnte gebaut werden, und dass die Fortuna das NLZ in Rekordzeit errichten konnte, hat sie dem unermüdlichen und kompetenten Einsatz von Sven Mühlenbeck zu verdanken, der inzwischen Direktor Organisation und Spielbetrieb ist.

Ein Nachwuchsleistungszentrum in Rot und Weiß als Zukunftsversicherung Illu.: F95.de)

Auf die Details des Baus konnte Frank Schaefer bereits Einfluss nehmen. Zuvor hatte er sich konsequent ein Team an Fachleuten zusammengesucht – was erneut die Gerüchteküche befeuerte: Er hole da eine ihm ergebene Truppe zusammen, um seine Hausmacht zu zementieren. Querelen mit dem einen oder anderen Nachwuchstrainer blieben nicht aus. Dafür aber baute Schaefer mit seinem Team Schritt für Schritt am Fundament einer wirkungsvollen Nachwuchsarbeit. Das zahlte sich aus. Zählbarer Erfolg war beispielsweise die Teilnahme unserer U17 am Halbfinale der deutschen Meisterschaft. Viel wichtiger aber: Seit annähernd drei Jahren können die jeweiligen F95-Cheftrainer auf bestens ausgebildete Jungs aus dem NLZ zugreifen, um diese nach und nach in den Profikader zu integrieren.

Inzwischen gilt das F95-NLZ als eines der besten in der zweiten Liga, was die Attraktivität für Talente erhöht, die dann lieber zur Fortuna gehen als nach Gladbach, Köln, Bochum, Schalke oder Leverkusen. Und das haben wir vor allem Frank Schaefer zu verdanken.