Toulouser Allee, nachts, allein (Foto: Lotte Bartel)
Nein, der ehemalige Derendorfer Güterbahnhof war auch keine Schönheit. Aber lebendig. Besonders wenn am Wochenende die Viehwaggons auf den Transport in den Schlachthof warteten und die Tiere zwei Tage lang vor Angst, Durst und Hunger blökten und quiekten. Später wurde der ehemalige Verladehof an der Schirmerstraße, über den lange zuvor Menschen in die Züge zu den Konzentrationslagern gezwungen wurden, zu einem Stückchen Kulturlandschaft mit dem Gare, dem Olio und interessanten Geschäften. Dann die kreativen, vielfarbigen, vielgestaltigen Neubauten. Und jetzt hat man denen, die da einzogen, Reihen deprimierendster Klötzchenarchitektur vorgesetzt. Wie überhaupt die Bebauung entlang der sogenannten „Toulouser Allee“ zum Deprimierendsten in der Stadt zählt. Da können noch so viele dumpf-blöde Assoziationen an Oh-la-la-Fronkreisch geschmiedet werden: Architektonisch ist es einfach fürchterlich.

Ein in Düsseldorf nicht ganz unbekannter Architektur, der mit diesem Zitat nicht genannt werden möchte, sagte vor Kurzem: „Die Bauverbrecher, die das anrichten, sollte man gegenüber an Pfähle binden, damit sie die Schande ihrer Arbeit jeden Tag vor Augen haben so lange es hell ist.“ Viel besser kann man die Wut über diese einfallslose, profitorientierte Architektur kaum ausdrücken. Sie kennzeichnet die Toulouser Allee auf voller Länge. Schon als der erste Klotz oben am Wehrhahn, wo heute die ehemals wichtige Werbeagentur Saatchi & Saatchi haust, entstand, ahnten erfahrene Düsseldorfer Schlimmes. Das Hochhaus daneben, dass eine Immobilienfirma namens „Pandion“ verbrochen hat, erfüllte das miese Versprechen. Und dann ging es Schlag auf Schlag, Klotz neben Klotz, quadratisch, praktisch, ungut.

Die öden Rasenflächen und die leblosen Alleen nennen sie „Parks“ und freuen sich vermutlich an diesem bösartigen Euphemismus. Aber wie sagte unser Oberbürstenmeister in seiner Neujahsrsrederei: Wir müssen „bauen, bauen, bauen“. Und reiht sich damit nahtlos ein in die Tradition des Stadtpharaonen Erwin und seines Nachfolgers, dem Hausmeister Elbers. Fluchen wir aber nicht allein über die Sünden an der Toulouser Allee. Allüberall im Stadtgebiet entstehen ja „Quartiers“ und „Höfe“, die „Flair“ vorgaukeln sollen, aber auch nicht mehr sind als nachverdichtende Bauklotzhäufchen. So gesehen ist Toulouser Allee bald in jedem Viertel.