…es spricht überhaupt nichts dagegen, dass ihr komisch angezogen im öffentlichen Raum rumrennt – so von wegen Fasson und Seligkeit. Wobei manche von euch Kerlen in diesen Geschlechtshosen noch vor wenigen Jahren wegen Exhibitionismus angezeigt worden wärt. Zumal ja auch niemand wirklich mit Größe und Form eurer Hasenpfoten konfrontiert werden will oder auch mit der Frage, wie glatt die laufende Dame untenrum denn nun rasiert ist. Geschenkt, von mir aus könntet ihr auch nackt durch die Gegend kariolen.

Mir gehen bei euch nur zwei Sachen gewaltig auf den Sack. Erstens, dass ihr euch für bessere Menschen haltet. Zweitens – und das hängt mit erstens zusammen – dass ihr im Hof- und Volksgarten sowie im Aaper und Grafenberger Wald und dem Eller Forst nie nie nie ausweicht, wenn euch Mensch, Rad oder Hund entgegenkommt.

Überlegen fühlen sich viele von euch – übrigens vor allem die Wochenendjogger, die den Rest der Woche auf dem Arsch sitzen -, weil sie glauben, sie trügen mit ihrem Dauerlauf zur „Volksgesundheit“ bei. Was ja erwiesenermaßen Quatsch ist. Wie gesund soll es denn sein, sich in den innerstädtischen Parks die Lungen so richtig mit Feinstaub und Stickoxid vollzupumpen? Außerdem weiß jeder Orthopäde, dass die meisten Einmal-die-Woche-Jogger irgendwann nach Erreichen des 55. Lebensjahrs auf dem OP-Tisch landen, weil an den malträtierten Knien herumgeschnitzt werden muss – Arthrose lässt auch grüßen. Ebenfalls geschenkt…

Aber was soll das, selbst auf schmalen Waldwegen sturheil die Spur zu halten, egal wer und wie viele euch entgegenkommen? Schlimmer noch, wenn ihr im Pulk unterwegs seid und dabei selbst-ver-ständlich die volle Breite der Strecke ausnutzt, während wir Nicht-Jogger uns ausweichend ins Unterholz zu schlagen haben. Das ist ärgerlich. Und, im Vertrauen: Das ist auch der Grund, warum ich Jogger niemals grüße – wäre eh zwecklos: Rennmenschen ignorieren alles, was nicht läuft, weil sie ja die besseren Menschen sind.