[Kommentar] …ich verzichte mal auf Ihre Amtsbezeichnung, denn mein Oberbürgermeister sind Sie nicht und waren es auch nie. Das hat nichts mit den zählbaren Erfolgen (und Misserfolgen) zu tun, sondern mit der Art und Weise ihres Auftretens. „Fettnapf-Jockey“ habe ich Sie mal genannt, weil Sie ja zwischenzeitlich von einer Peinlichkeit in die nächste gestolpert sind. Und ihre Allergie gegen Transparenz und Mitbestimmung teilen Sie mit Ihrem Vorvorgänger. Verzichten möchte ich auch auf schmierölpsychologische Erklärungsversuche Ihrer Verhaltensweisen – die haben sicher etwas mit Ihrer beruflichen Vergangenheit als Allzweck-Manager zu tun.

Und dass Sie sich im Hinblick auf Einbindung von Kollegen und Mitarbeitern nicht verändert haben, können beispielsweise viele bestätigen, die unter Ihnen bei der E.ON Ruhrgas arbeiten mussten. Auch dort waren Sie mehr berüchtigt als berühmt dafür, Entscheidungen im Alleingang zu treffen. Angesichts der vergangenen sechs Jahre könnte man das auch die „Methode Geisel“ nennen.

Und vor kurz vor Schluss legen Sie nochmal einen drauf. Gegen den Rat von Leuten, die sich auskennen, haben Sie mit dem berüchtigten Gangster-Rapper Farid Bang kooperiert. Der hat ein ziemlich verschwiemeltes Video eingesprochen, mit dem die Feiermeier auf dem Burgplatz zur Vernunft gebracht werden sollen. Sie haben dazu gesagt, dass es um „Nordafrikaner“ geht, die sich nicht an Regeln halten. So viel zum kleinen Alltagsrassismus für zwischendurch. Und die würden auf den Herrn Bang hören, weil der a) quasi einer von ihnen und b) voll der Babbo ist.

Angeblich haben Sie sich lange mit ihm unterhalten und ihm abgenommen, dass er seine antisemitischen Ausfälle, die ihm und dem abscheulichen Kollegen Kollegah vor zwei Jahren einen langanhaltenden Shitstorm eingebracht haben, bereue. Ich kenne den Herrn Bang nicht und maße mir kein Urteil über seine Glaubwürdigkeit an. Übrigens: Für seine widerlichen gewaltverherrlichenden und frauenverachtenden Texte hat er sich nie entschuldigt. Im Gegenteil: Bei seinem Autokino-Gig am 17. Juli arbeitete er eine Setlist ab, die einige der allerschlimmsten dieser Machwerke enthielt.

Wohlmeinende Beobachter der Gangster-Rap-Szene argumentieren gern damit, solch ein Farid Bang, das sei doch bloß eine Kunstfigur, der meine das doch alles nicht so. Ach ja? Gilt das auch für den Kollegen Kollegah, der mit seinem Alpha-Männchen-Programm Incels fischt und zur gewalttätigen Eroberung von Männern und Frauen auffordert? Und selbst wenn es diese Typen nicht so meinen: Bei ihrer Zielgruppe lösen sie genau das Verhalten aus, über das jetzt die Law-and-Order-Düsseldorfer dauernd rumheulen.

Wirklich schlimm aber ist Ihre Lüge, das Bang-Video sei mit der jüdischen Gemeinde abgestimmt worden. Okay, jetzt heißt es, es sei ein Missverständnis mit Ihrem Sprecher gewesen. Wollen wir mal glauben; der gute Marc Herriger ist ja auch erst ein paar Wochen im Amt und hat sich an Ihre spezielle Art der Kommunikation sicher noch nicht gewöhnt. Und das alles mitten in einem Wahlkampf, den Sie ja so ein bisschen trumpesk führen – also unter Ausnutzung Ihres Amtes und mit ständig wiederholtem Eigenlob.

Dass Ihre Gegenkandidat*innen diesen GAU nun nach Kräften ausnutzen, liegt auf der Hand. Dass die CDU mit der Forderung nach einer Sondersitzung des Rates der Stadt weit übers Ziel hinausschießt, belegt nur die Schwäche ihres Kandidaten. Und die Empörung von Frau Stra-Zi und Herrn Engstfeld, nun ja, die kommt letztlich auch so ein bisschen mit ausgestreckte Zeigefinger daher. Zumal Ihre Kontrahent*innen sich auch nicht wirklich intensiv mit der Kunstfigur Farid Bang, seinen Ansichten und Texten auseinandergesetzt haben.

Der sieht sich übrigens auf seinen Profilen und Seiten in den sozialen Medien ebenfalls einem kleinen Shitstorm ausgesetzt, der von allerlei Corona-Wahnwichteln angeführt wird. Die sind empört, dass der gute Farid diesen ganzen Seuchenscheiß glaubt. Wobei der ja im Video mal eben meint, eigentlich sei Corona schon fast vorbei. Womit die Glaubwürdigkeit seines Appells, nun ja, auch wieder ein bisschen angekratzt wird.

Überhaupt ist der Versuch, die vorwiegend jungen Menschen, die am Burgplatz nicht nur feiern, sondern Spaß daran haben, den Cops mal so richtig Feuer unter dem Hintern zu machen, über solche Appelle zu erreichen, deren Befindlichkeiten völlig verkennt. Keiner von denen wird sagen: Ey, Alter, lass ma aufhören mit Flaschen auf Bullen, sonst zieht uns der Bang die Ohren lang. Wer das glaubt, weiß nicht, wovon er redet.