Jahr für Jahr vermelden die Medien „den letzten Rheinfischer„, und nicht jedes Mal ist es derselbe. Tatsächlich aber gibt es am gesamten Stromverlauf zwischen Basel und Rotterdam kaum noch zwei oder drei Dutzend Fischereibetriebe. Und dass, obwohl der Rhein seit seiner Zeit als Kloake immer sauberer geworden ist und vielen Speisefischen einen gesunden Lebensraum bietet. Dafür aber ist die Zahl der Angler in den vergangenen 20 Jahren gerade in unserer Region deutlich gestiegen.

Noch bis kurz vor dem ersten Weltkrieg war Fisch aus dem Rhein eine der wichtigsten Lebensmittel für die Anwohner. Gefangen, angeboten und verspeist wurden vor allem allerlei Weißfische, aber auch massenweise Aale und sogar Lachs. Das Angebot war so groß und so billig, dass eine Wanderlegende behauptet, Dienstboten hätten sich vor 150 Jahren darüber beschwert, dass man ihnen fünfmal pro Woche Lachs aus dem Fluss serviert habe. Das wäre für die spätere Landeshauptstadt NRW ausgesprochen typisch gewesen, denn Düsseldorf war vor der Stadterhebung von 1288 ein Fischerdorf, und der Fischfang blieb über Jahrhunderte eine der wichtigsten Branchen der Stadt. Der olle Aalschokker, der im – leider ausgesprochen verschmutzten – Becken des alten Hafens in der Altstadt dümpelt, zeugt davon.

Der letzte(?) Rheinfischer in unserer Region – Rudi Hell (Screenshot: 3sat-Doku)

Bleibt die Frage: Gibt es denn überhaupt noch Fischereibetriebe am Rhein? Und, wenn ja, auch in unserer Region, also zwischen Köln und Duisburg? Berühmt ist natürlich Rudi Hell aus Grieth bei Kalkar, dessen Familie den Niederrhein schon seit mehr als 300 Jahren befischt. Über ihn haben bereits viele Zeitungen und Fernsehsender berichtet. Inzwischen hat er mit der Anita II wieder einen Aalschokker am Start, fängt aber vorwiegend zu wissenschaftlichen Zwecken. Ob einer seiner Söhne später den Betrieb übernimmt.

Hobbyangler ziehen den meisten Fisch aus dem Rhein (Foto: The Düsseldorfer)

Am Mittel- und am Oberrhein – jeweils auf der deutschen Seite des Rheins – gibt es gerade einmal eine Handvoll Fischereibetriebe, die tatsächlich Fisch als Lebensmittel fangen und verkaufen. Eines dieser Unternehmen hat in den letzten Jahren sogar Fischwirte ausgebildet. Denn der Lehrberuf, der einen jungen Menschen zum Rheinfischer qualifiziert, ist der des Fischwirts. Innerhalb dieses Berufsbilds spezialisieren sich die Auszubildenden auf einen der drei Bereiche „Seen- und Flussfischerei“, „Kleine Hochsee- und Küstenfischerei“ oder „Fischhaltung und Fischzucht“. Laut Statistik der Bundesagentur entscheiden sich jährlich im gesamten Bundesgebiet nur 10 bis 12 jungen Männer und Frauen für die Seen- und Flussfischerei.

Ob sich die Bedeutung des Rheins als Lieferant von frischem Fisch in den kommenden Jahrzehnten ändert? Experten sind der Ansicht, dass der Verzehr von Süßwasserfischen bei rapide zurückgehenden Fangquoten in den Meeren deutlich zunehmen wird. Allerdings wird es sich vor allem um Zuchtfische handeln – sowohl solche aus industriellen Zuchtbetrieben, als auch aus mit angezüchteten Fischen besetzten Naturseen und Teichen. Die Bedeutung von Wildfisch aus den Flüssen, also auch aus dem Rhein, so die Experten, wird dagegen eher stagnieren. Insofern könnte der Beruf des Rheinfischers über kurz oder lang wirklich aussterben.