Im Rahmen unserer kleinen Serie über die schönsten Strände am Rhein zwischen Köln und Duisburg haben wir den Paradiesstrand im Düsseldorfer Hafen bereits vorgestellt. Aber diese Sammlung von fünf Sandbuchten ist eben nicht einfach nur Strand für gestresste Großstädter, sondern überhaupt einer der schönsten Plätze am Rhein und auch dann einen Besuch wert, wenn nicht gerade Sommer in der City herrscht.

Tatsächlich trägt diese Ecke erst seit wenigen Jahren den Namen „Paradiesstrand“. Noch so um 1990 herum wusste nur eine kleine Minderheit der Düsseldorfer, dass es an dieser Stelle Strände gibt. Denn das gesamte Hafengebiet lag weit außerhalb der Stadt und war nur schwer zu erreichen. Das änderte sich nach der Eröffnung der Fußgängerbrücke über die Hafeneinfahrt im Jahr 1992. Nun konnte man mal eben zu Fuß oder mit dem Rand von Unterbilk aus ans Rheinufer. Tatsächlich heißt das erste Stück Rad-Fußweg dort offiziell „Parlamentsufer“, weil es die Fortsetzung des Weges unterhalb des Landtags ist.

Lange unbekannt und wenig populär

Aber selbst in der ersten Zeit nach der Eröffnung der Hafenbrücke war der Paradiesstrand nur wenig populär. Vielmehr dienten die stillen Buchten unter den Weiden bis etwa 2002 vor allem Wohnungslosen als Überlebensplätze, wo sie ihre Zelte aufschlagen und gemeinsam in Ruhe leben konnten. Erst der superheiße Sommer 2003 trieb das Düsseldorfer Jungvolk in Scharen in den Hafen und an den Strand. Dabei waren es weniger die Party-People, die sich dort die Sonnenuntergänge zu Gemüte führten, als vielmehr die eher alternativ Gestimmten und die Neo-Hippies.

In manchen Nächten dieses denkwürdigen Sommers sah man von der Heerdter Seite aus Dutzende Lagerfeuer, und die Klänge selbstgemachter Musik zogen über den Strom. Auch tagsüber fand man ab 2003 im Sommer, zumal in den Ferien, viele junge Menschen dort. Sie lagerten einfach im Sand, unterhielten sich und taten das, was man „Chillen“ nennt. Zwei Volleyballfelder entstanden, und viele kühlten sich die Füße im Wasser des Vater Rhein. Dass es extrem gefährlich ist, hier ganz ins Wasser zu gehen, hat sich schnell herumgesprochen. Zwar kommt es immer wieder zur Vorfällen mir unbedachten Schwimmern, aber die Stammgäste achten schon darauf, dass sich niemand selbst gefährdet.

Feuer und wilde Grillstellen

Leider ist der Paradiesstrand im Sommer mittlerweile auch ein Dorado der Wildgriller, die mit billigen Blechgeräten oder gar Einweggrills auflaufen, sich Würstchen oder fürchterliche Nackenkoteletts heiß machen und dazu saufen, was die Leber hält. Der Spirit von 2003 ist am Paradiesstrand dadurch verloren gegangen. Wer sich auskennt, meidet den vorderen, am leichtesten zugänglichen Abschnitt und orientiert sich eher Richtung Kraftwerk, wo die Buchten kleiner sind und beschattet von wunderschönen Trauerweiden.

Bei schönem Wetter sind aber auch diese Stellen freitag- und samstagabends oft heillos überlaufen. Deshalb ist es am Paradiesstrand auch am schönsten, weil am stillsten und friedlichsten, unter der Woche und am Sonntagvormittag. Dann trifft man hier nur gelegentlich schweigsame Leser, kuschelnde Paare, pausierende Radler und Spaziergänger sowie natürlich Halter mit ihren Hunden. Gerade für Köter, die gern Rennen, sind die Strände ein ideales Geläuf. Bleibt anzumerken, dass der Paradiesstrand seine ganze Romantik vor allem bei Nebel im Herbst, bei bewölktem Himmel im Winter und im frühen Frühjahr entfaltet – dann ist man dort oft ganz allein mit sich und dem Vater Rhein und hat einen berauschenden Blick auf die Rheinpromenade.