Niemand mag sie, diese sinnlosen Rucksäcke mit Verbrennungsmotoren, aus denen unten nervenzerfetzendes Kreischen kommt. Da fragt man sich als gequälter Mensch schon, welcher Grundsadist diesen Scheiß erfunden hat. Die Idee ist so bescheuert wie profitträchtig: Wo früher ein Rechen für maximal zwanzig Euro, eine Besern für acht Euro und eine Schaufel für zwölf Euro ausreichten, um Flächen von lose anhaftendem Schmutz und vor allem diesen widerlichen Baumblättern zu reinigen, da muss es nun eine Maschine für mindestens 120 Euro sein. Zwar gibt es auch schon elektrisch betriebene Laubbläser für rund 60 Euro, aber welcher Kerl will sich schon als Mürbchen outen mit so einer Mücke? Nein: Das Ding muss Krach machen. Viel Krach. Unangenehmen Krach.

Ihr halbwegs ergebener Berichterstatter arbeitet sich seit ein paar Wochen durch sämtliche Folgen der legendären TV-Serie „Hör mal wer da hämmert“. Ja, das Ding mit dem Heimwerker-King Tim Taylor und dessen ewigem Männergrunz nach „Mehr Power!“ Dem kann ein Gerät auch nicht gewaltig genug sein. Und der bevorzugt im Zweifel den Verbrennungsmotor. Und wenn es ein Werkzeug nicht mit Benzinstinker gibt, dann rüstet er eben einen nach. Vermutlich war er es, der den Laubbläser erfunden hat. Wohl wissen, dass dies die ineffizienteste Maschine ist, die man sich überhaupt nur vorstellen kann.

Und nun geht es wieder los. Der Winter war ja in Sachen Schneewegpusten eher enttäuschend, und man kann ja auch nicht ständig den Hof beblasen, wenn der eh blitzblank ist. Also sitzt der Laubblaseartist das Frühjahr und den Sommer über nägekkauend am Fenster und hofft, dass endlich mal ein Blatt vom Baum weht. Denn dann kann er seinen geliebten Pusterich wieder aus der Garage holen und den Nachbar aber mal so richtig einheizen. Am besten am Samstagmorgen so gegen 08:01; denn vorher riskiert er ein Bußgeld. Weil nach einem heißen und trockenen Sommer die Bäume so ab Mitte August das Gefieder abwerfen, beginnt jetzt die Saison. Ihr sehr genervter Berichterstatter wird diese akustischen Überfälle nicht mehr länger hinnehmen und sich bewaffnen. Ein gezielter Schuss in den Benzintank, und der Laubbläser ist Geschichte. So einfach ist das.

Nebenbei: Dieser Tage werkelte eine Kolonne des Facility-Konzerns WISAG auf unserer stille Straße. Es galt, den Fressdreck der benachbarten Berufsschüler aus den kariösen Vorgärten zu entfernen. Nun hat jeder Verständnis dafür, dass kein Facility-Mitarbeiter gern in mehrere Wochen vor sich hinbrütende Reste von Eiersalat fassen möchte. Aber dafür gibt’s ja eigentlich Greifer am Stil. Das ist jedoch altmodisch. Heute werden die Abfälle aus dem Gebüsch geblasen. Und da muss man sehr, sehr lange und sehr, sehr stark blasen, um die Fünfliterkartons Zuckerwasser, das sich selbst Ice-Tea nennt, durch schieren Luftdruck fortzubewegen. Also wird gepustet und geblasen, was das Trommelfell der Nachbarschaft hält. Die Arbeiter selbst unterliegen dem Arbeitsschutz und müssen Dinger auf den Ohren tragen, mit denen sie aussehen wie Insekten.
In der Pause sprach ich einen der blasenden Kollegen an, was er denn von diesen Krawallkästen halte. Er ging offensichtlich auf die Rente zu und entpuppte sich im Verlauf des Gesprächs als gelernter Gärtner. Er halte es für Quatsch, gab er zu Protokoll, Blätter durch die Gegend zu blasen. Es dauere viel länger als die Arbeit mit Rechen, Besen und Schaufel. Es werde sehr viel mehr Staub aufgewirbelt, und mit der klassischen Methode kriege man viel mehr Fläche in viel kürzerer Zeit blätterfrei. So das Expertenurteil. Aber: Wer hört schon auf Experten, wenn man dich ungestraft so schön Krach machen darf?