Als wir bis Anfang der Sechzigerjahre noch in Bilk wohnten, fuhr unser Vater mit uns gelegentlich zur Badeanstalt an der Kettwiger Straße zum schwimmen. Denn schon vor dem Freizeitbad namens „Düsselstrand“ gab es an derselben Stelle eine städtische Schwimmhalle. Mir hat das damals keine Freude gemacht, weil ich ein ängstliches Kind war und nicht schwimmen konnte. Das lernte ich erst mit ungefähr neun Jahren. Meine Lehrerin an der Lenné-Schule, die unvergessene Frau Lehmann, ging mit uns nämlich ins Lernschwimmbad in der Realschule an der Rethelstraße. Da klappte es dann mit dem Kraulen und Brustschwimmen, und ich wurde zur Wasserratte. Dann zogen wir nach Pempelfort, und die Badeanstalt an der Münsterstraße, gleich neben der Feuerwache wurde mein nasser Spielplatz. „Münsterpfütze“ nannten wir das altehrwürdige Ding mit den altmodischen Umkleidekabinen direkt am Beckenrand. Hier fand auch das bisschen Schulschwimmen statt, dass uns Schülern des Leibniz-Gymnasiums angeboten wurde. Im Sommer war es dann das Freibad am Rheinstadion, das wir nicht nur frequentierten, sondern in dem sich ein nicht unwesentlicher Teil unser Pubertät abspielte.

Heute sagt niemand mehr „Badeanstalt“. Erstens weil das Wort „Anstalt“ inzwischen negativ belastet ist und zweitens weil man nicht mehr zum Baden dorthin geht, sondern zum Schwimmen. Denn sowohl an der Kettwiger, als auch an der Münsterstraße gab es massenhaft Abteile mit Badewannen für die Leute ohne Bad in der Wohnung. Aber der Trend kippte in den Sechzigerjahren, in denen ständig neue Bäder eröffnet wurden, rasch um. Jetzt ging man eben ins „Schwimmbad“. In rascher Folge wurden die neuen Bäder in Benrath, Oberkassel und Unterrath eröffnet, sodass es kein Düsseldorfer Bürger es wirklich weit hatte bis zum Wasser.

Wellenbad an der Grünstraße: In 5 Minuten beginnt der Wellenbetrieb

Der absolute Oberhammer aber war das Wellenbad an der Grünstraße, das 1966 eröffnet wurde. Legendär die Durchsage „In fünf Minuten beginnt der Wellenbetrieb“ und das gespannte Warten darauf. „Im Tiefen“ – wie wir sagten – waren Wellenberge und -täler gut zwei Meter auseinander, und man spürte die Kraft des Wassers, das an einem zerrte. Legendär auch das Café oben, von dem aus man in die Halle mit dem großen Becken hinab schauen konnte. Dort gab es einen fabelhaften Milchshake und sehr leckeres Eis. Es ist eine ewige Affenschande, dass die Stadt 1995 das Grundstück verschacherte und das Bad schloss, nur damit dort ein Luxuseinkaufszentrum entstehen konnte.

Die Düsseldorfer Bäder – ein Überblick

Gut, im Gegenzug wurde an der Kettwiger Straße das Freizeitbad mit etlichem Pipapo errichtet, das auch und gerade bei den Menschen in Flingern und Oberbilk enorm beliebt ist. Inzwischen gibt es leider auch das Gartenband Oberkassel nicht mehr; es wurde wegen erheblicher baulicher Mängel geschlossen und wird wohl abgerissen. In meinen linksrheinischen Jahren war ich dort Stammgast und genoss die sehr entspannte Atmosphäre und den Blick ins Grüne dort. Und wie es sich gehört, nutzen wir auch das Schwimmbad in Unterrath, als wir dort wohnten. Besonders schön dort, dass man von innen nach außen schwimmen kann. Die ehemalige „Münsterpfütze“ heißt es jetzt ganz vornehm Münster-Therme und sich zum Spa gemausert.

In einer weiteren Welle neuer Bäder kam das Hallenbad Eller hinzu, das im Komplex der Dieter-Forte-Gesamtschule am Kikweg untergebracht ist; nach der Schließung des Oberbilker Schwimmbads ist es momentan den Vereinen vorbehalten. Das Familienbad Niederheid glänzt besonders mit seiner tollen Saunalandschaft. Und das neue Rheinbad hinter Messe und Arena gefällt besonders denen, die Schwimmen als Fitness- und Freizeitsport betrachten. Mit den Arkaden am S-Bahnhof Bilk entstand auch das schnuckelig-kleine Bad namens „Schwimm‘ in Bilk„.

Draußen schwimmen – die Freibäder

Die Messe in Stockum hat vor vielen, vielen Jahren DAS Düsseldorfer Freibad gefressen, das immer nur „Rheinstadion“ hieß und für Tausende Düsseldorfer im Sommer als Urlaubsersatz diente. Alte Düsseldorfer trauern diesem Ort bis heute nach. Vor allem wegen der „Treppen“, die eigentlich als Zuschauertribünen gedacht waren. Dort konnte man sich in die Sonne legen und das Treiben in den Becken beobachten. Wollte die Gang unter sich sein, suchte sie sich ganz hinten auf der Wiese ein Plätzchen, weit ab vom Wasser, und man brauchte mehr als fünf Minuten zu Fuß, wenn man sich mal abkühlen wollte.

Genauso weiträumig war und ist das Strandbad Lörick, das in den Sechzigern an einem alten, nicht mehr mit dem Strom verbundenen Rheinarm angelegt wurde. Anfangs war auch der See zum Baden freigegeben; in den Siebzigern aber schwappte bei Hochwasser schwer belastetes Wasser hinein, sodass das Schwimmen dort verboten wurde. Das Freibad liegt zwischen dem Vor- und dem Hauptdeich. Früher fuhr nur im Sommer ein Bus bis zur Nordbrücke; von da aus ging man zu Fuß zum Eingang. Fast schon am Yachthafen gibt es einen riesigen Parkplatz, und auf halbem Weg zwischen den Flächen und den Schwimmbecken gab es früher Gebäude mit Umkleideräumen. Der Hit in den Siebziger- und Achtzigerjahren aber war es, nachts – nachdem die Lokale in der Altstadt geschlossen hatten – rüber nach Lörick zu fahren, sich von der Rheinseite aus an die Zäune zu schleichen, drüberzuklettern und dann illegal und gern auch nackt im See oder auch in den Becken zu planschen. Natürlich wusste die Polizei Bescheid und fuhr gern oben am Deich auf, um ins Gelände zu leuchten. Da konnte man dann Dutzende Schwimmerinnen und Schwimmer Richtung Fluss flüchten sehen…

Während das Gartenbad Unterrath nur ein Außenbecken hat, handelt es sich bei der 2007 durchsanierten Anlage in Benrath tatsächlich um ein Hallenfreibad, weil es neben der eigentlichen Schwimmhalle nicht nur Außenbecken, sondern Kinderplanschbecken und eine Liegewiese gibt. Das ist beim Freibad am Rheinbad ähnlich, und gerade als Freibad erfreut sich diese Einrichtung zunehmender Beliebtheit. Das Schicksal des Allwetterbads am Flinger Broich ist unklar. Als wir in Flingern wohnten, verbrachten wir im Sommer viele Tage und Stunden dort. Die Besonderheit war das Zeltdach über dem 50-Meter-Becken, das im Winter aus dem Frei- ein Hallenbad machte. Inzwischen wir die ganze Anlage nur noch unregelmäßig geöffnet, und das Zeltdach wird nicht mehr bewegt.

Schwimmen ist nicht gleich schwimmen

Das einzige, was alle vorgestellten Bäder verbindet ist das Wasser. Die Ansprüche der Schwimmer und – wie es immer noch heißt – „Badegäste“ sind dagegen sehr unterschiedlich. Eine besondere Zielgruppe stellen die Frühschwimmer da, die teils schon um 6 Uhr morgens ihre Bahnen ziehen – sommers wie winters. Dann gibt es nicht wenige Menschen, die Stunden in einem Freizeitbad verbringen und zwischen Planschen, Duschen, Rutschen und Chillen Erholung finden. Die Sportler brauchen die Becken fürs Training, und mancher Rückenkranke schwimmt aus therapeutischen Gründen. Kinder lieben das nasse Element und wollen toben. Im Sommer sind die Freibäder soziale Treffpunkte für jung und alt. Und die Menge der Bürgerinnen und Bürger, die ihr Wellness-Programm in den Bädern absolvieren wächst.

Da stellt sich die Frage: Welcher Badtyp bist du? Welches ist dein Lieblingsbad? Was würdest du dir in der Düsseldorfer Bäderlandschaft wünschen? Deine Antworten bitte als Kommentar unter diesem Artikel – dankeschön!