Während Kreuzfahrten auf den sieben Weltmeeren seit gut 20 Jahren beinahe hip und cool sind, gelten Flusskreuzfahrten – zumal auf dem Rhein oder der Donau – immer noch als spießig und langweilig. Und das nicht ganz zu Unrecht, betrachtet man den Altersdurchschnitt der Passagiere. Dabei ist eine Reise auf dem Rhein die vermutlich beste Möglichkeit, einen Abschnitt des mächtigen Stroms richtig kennenzulernen. Um die 60 Schiffe sind aktuell als Cruiseliner zwischen Basel und Amsterdam unterwegs; manche befahren zusätzlich den Main und die Mosel, und die meisten kommen hier durch unsere Region und machen meistens Station in Köln oder Düsseldorf. Wobei an den Ufern beider Städte mehrmals im Jahr mehr als ein Dutzend solcher Schiffe zu sehen sind, die während der großen Messen als schwimmende Hotels dienen.

Typisches Ambiente auf einem klassischen Flusskreuzfahrer

Überhaupt sind Flusskreuzfahrten – nicht ganz unerwartet – ein Saisongeschäft. Selbst die beliebtesten Schiffe kommen kaum je über 140 Fahrtage im Jahr hinaus, Ausnahmen bestätigen die Regel. Da kommen die Einsätze als Zusatzübernachtungsmöglichkeiten gerade den kleineren Reedereien gerade recht. Weil diese Form der Reise überschaubare Renditen bringt und die Zahl der Passagiere seit vielen Jahren annähernd konstant ist, sind es schon seit einiger Zeit immer etwas gleich viele Schiffe und Reisen, die angeboten werden. Und trotzdem: Wer öfters in Duisburg, Düsseldorf, Köln oder dazwischen am Ufer entlang spaziert, hat in der Zeit zwischen März und Oktober gute Chancen, die langen, flachen Kreuzfahrer zu sehen, die mit mäßigem Tempo vorbeiziehen.

Eventfahrten: Fast alle Reedereien und Veranstalter bieten neben den Kreuzfahrten auch Eventfahrten an, bei denen ein besonders Ereignis auf oder am Rhein der Anlass ist (Feuerwerk, Volksfest etc.), sowie saisonale Touren (Weihnachten, Silvester u.ä.) an; solche oft nur zweitägige Reisen kann man gut zum Reinschnuppern nutzen…

Sport- und Wellnessangebote gehören zu einer modernen Flusskreuzfahrt

Denn eines ist gewiss: Rheinkreuzfahrten entschleunigen das Leben und bringen allein schon dadurch Entspannung. Wobei das vor allem für solche Touren gilt, bei denen das Schiff tagsüber nicht anlegt. Aber das ist auch das übliche Muster: Man landet irgendwann am späten Nachmittag oder frühen Abend an einem Anleger des Zielortes und begibt sich an Land, um Spaziergänge auf eigene Faust oder geführte Rundgänge zu unternehmen. Handelt es sich um eine Station mit besonders vielen Sehenswürdigkeiten (z.B. Straßburg, Mainz, Köln oder Düsseldorf), kann schon einmal Hektik aufkommen, wenn jemand möglichst viel von der Stadt sehen will.

Die A-Rosa Brava mit dem typischen Kussmund am Bug

Der Alltag an Bord ist dann extrem ereignisarm und hangelt sich von einer Mahlzeit zur nächsten, wobei die großen Reedereien inzwischen für ein breites Unterhaltungs- und Fitness-Programm an Bord sorgen. Aber nicht wenige Passagiere bevorzugen es, an schönen Tagen auf dem Sonnendeck zu sitzen und zu liegen, um das Ufer an sich vorbeiziehen zu lassen. Mottofahrten, bei denen Kurse rund um dieses oder jenes Hobby im Mittelpunkt standen, scheinen sich nicht bewährt zu haben, denn angeboten werden sie kaum noch. Kleinere Anbieter setzen dagegen auf Reisen für bestimmte Zielgruppen – zum Beispiel für Gäste mit Hunden oder passionierte Radler, die alle Ausflüge auf dem Drahtesel absolvieren.

Große und kleine Schiffe: Die Mehrzahl der Rheinkreuzfahrtschiffen bieten Platz für 100 bis 200 Passagieren; größer sind nur die Schiffe der A-Rosa-Flotte und einzelne Schiffe der anderen Reedereien. Touren, die den Main oder die Mosel einschließen, finden auch auf Schiffen, die für weniger als 100 Passagiere ausgelegt sind, statt.

Die im März 2018 in Dienst gestellte MS Alena der Phoenix Reisen

Ein Vorurteil über Flusskreuzfahrten besagt, sie seien besonders teuer. Das stimmt nicht, denn eine 4-Tages-Tour mit drei Übernachtungen im All-inclusive-Tarif gibt es schon für um die 300 Euro. Für die langen Reisen auf 5-Sterne-Schiffen, die mit jedem erdenklichen Komfort ausgestattet sind, werden dann aber auch gern 3.000 Euro pro Person und mehr aufgerufen. Wer beispielsweise 14 Tage und Nächte in einer Suite auf einem der Schiffe der Arosa-Reihe verbringen will, muss bereits über 5.500 Euro investieren. Wobei die genannte Reederei ohnehin nur in der Oberklasse unterwegs ist. Die Schiffe der ehemals zum selben Unternehmen wie die Aida-Cruiseliner zählenden Reederei erkennt man schon von ferne am Kussmund mit der Rose am Bug.

Tipp: Außer den deutschen Reedereien bietet eine Vielzahl kleinerer Unternehmen aus den Niederlanden Rheinkreuzfahrten an, oft auf kleineren, gemütlicheren Schiffen, auch außerhalb der Saison und zu günstigen Preisen – eine Google-Suche kann sich lohnen!

Die MS Heidelberg der Nicko Cruises

Mit elf Schiffen auf dem Rhein gehört die Phoenix Reisen Bonn zu den wichtigsten Anbietern von Flusskreuzfahrten. Jüngstes Mitglied der Flotte ist die MS Alena, die im März 2018 in Dienst gestellt wurde und außergewöhnlich große Kabinen mit französischen Balkonen bietet. Das Schiff zielt mit seiner sportlich-eleganten Atmosphäre auf ein jüngeres Publikum. Ebenfalls in die Top Fünf gehören die Nicko Cruises, die mit vier Schiffen auf dem Rhein unterwegs ist – u.a. die MS Heidelberg, die exakt so aussieht wie man sich ein traditionelles Passagierschiff auf dem Rhein vorstellt.

Wer durch diesen Beitrag auf den Geschmack gekommen ist, kann am besten auf der Website dreamlines.de nach der passenden Reise auf dem richtigen Schiff suchen. Kenner sagen: Wer einmal eine Kreuzfahrt auf dem Rhein genossen, der kommt wieder. Und aus manchem Rheinfahrer ist später ein großer Fan von Flusskreuzfahrten geworden und hat dann vielleicht auch die Donau, die Wolga, den Nil und den Yangtse bereist.