„Geh mal runter in die Roof und hol Kaffee,“ sagt der Partikulier Jakob Wilde in der Fernsehserie „MS Franziska“ und spricht den Begriff wie das englische Wort für Dach aus. Wer die Folgen der Serie gesehen hat, weiß, dass damit der Decksaufbau gemeint ist, in der die Familie Wilde auf dem Schiff wohnt. Tatsächlich handelt es sich um einen sehr alten Fachbegriff, der aus der Zeit der großen Segelschiffe und einer Zeit stammt, in der der Jargon der Schiffer vorwiegend aus dem Englischen stammte. Das von heutigen Seglern meist benutzte Wort „Kajüte“ kommt dagegen vermutlich aus der französischen Sprache, meint aber dasselbe.

Während sich in der Ära der Partikuliere – also der Schiffseigner, die oft mit der ganzen Familie an Bord lebten, die Roof im Heck des Schiffes wirklich als Wohnung diente, sind die Wohnaufbauten heute eher Funktionsräume mit Kombüse, Toiletten, Duschen, Aufenthaltsraum und Kabinen für die Besatzung. Bei der klassischen Bauform der Spitz bzw. Péniche befindet sich das Steuerhaus auf dem Dach dieses Aufbaus. Bei den größeren Vertretern dieser Art Binnenschiff gibt es oft eine zweite Roof im Bug, auch Vorschiffskammer genannt; dieser Raum war oft als Bude für den oder die Besatzungsmitglieder gedacht, die nicht zur Familie gehörten.

Der Teil der Roof, die nicht durch den Aufbau des Steuerhauses belegt ist, ist der Platz, den viele Binnenschiffer dazu nutzen, ihr Auto dort zu transportieren. Nicht selten dient dieser Bereich aber auch als (eingezäunter) Kinderspielplatz, und manchmal sieht man noch Leinen voller frischgewaschener Wäsche, die hier im Fahrtwind trocknet. Außerdem liegt bei vielen Schiffen die Gangway, über die dann die Besatzungsmitglieder nach dem Anlegen an Land gehen.

[Foto: Bodo Krakowsky via Schiffbilder.de]