1833 kam der damals 15-jährige Wilhelm Herchenbach nach Düsseldorf und wurde Hilfslehrer in Pempelfort. Bekannt wurde er vor allem als Kinder- und Jugendschrifsteller. Weil er aber – ganz im Sinne des Zeitalters der Romantik – gern wanderte und reiste, hat er auch entsprechende Berichte verfasst und veröffentlicht. Drei davon berühren das Düsseldorf in der Mitte des 19. Jahrhunderts. Im Archiv des Heinrich-Heine-Instituts findet sich ein Bestand seiner Werke. Sein Ur-Ur-Neffe Michael Herchenbach hat es sich dankenswerterweise zur Aufgabe gemacht, die Werke seines Vorfahren vor dem Absturz ins Vergessen zu retten und hat eine Auswahl in Form von PDF-Dokumenten auf seiner Website veröffentlicht. Seine wunderschönen Berichte präsentieren wir an dieser Stelle. Heute geht es um die Tour von Düsseldorf nach Oberhausen mit der Eisenbahn (PDF-Link) aus dem Bericht „Von der holländischen Grenze bis Cöln“. Die Abbildungen stammen aus dem Originalbericht.
Dahinter, auf den Höhen des Grafenberges, liegt die Fahnenburg, wo der Schriftsteller Fahne sein Tusculum aufgeschlagen hat. Höher im Walde das romantisch gelegene Haus Roland, welches aber dem Auge durch den Baumschlag verborgen ist.
Links fahren wir an dem Dorfe Derendorf mit seiner dreithürmigen Kirche vorüber. Die Bewohner nähren sich von Ackerbau und Gartenzucht. Ihre Blumen und Gemüse setzen sie täglich auf dem Markte zu Düsseldorf ab. Oestlich liegt das Dorf Mörsenbroich, hinter welchem die Fortsetzung des Grafenberges der Aaperwald heißt. Früher war der ganze Bergrücken kahl, aber durch die Fürsorge der Regierung ist er jetzt mit Kiefern bestanden.
Die erste Station ist Rath, ein Kirchdorf, welches ein hohes Alter für sich in Anspruch nehmen darf, und wo sich ein fränkischer Königshof befand. Es hatte früher ein Frauenkloster von der dritten Regel des heiligen Franziskus und in der neuesten Zeit eine Erziehungsanstalt unter der Leitung der Schwestern vom heiligen Kreuz, welche aber jüngst den Kirchengesetzen hat weichen müssen.
In der Nähe, im Walde das Haus Hain, wo vor wenigen Jahren durch den Architekten Rinklake ein Karthäuserkloster begonnen wurde, welches aber nicht vollendet wird Die Bahn führt jetzt durch einen schönen Wald, rechts Lintorf und Ratingen liegen lassend, zur Station Calcum.
Von der Station bis zum Dorfe Calcum hat man noch etwa eine halbe Stunde zu wandern. Das Dorf ist alt, noch älter aber das Schloß, jetzt Eigenthum des Fürsten Hatzfeld. Die Edelen von Calcum kommen schon im dreizehnten Jahrhundert vor u. haben sich in ritterlichen Kämpfen häufig rühmlich hervorgethan. In geringer Entfernung, etwa eine Viertelstunde, fließt der Rhein, woran das früher genannte Kaiserswerth liegt.
Zwischen den Stationen Calcum und Großenbaum zeigt sich rechts in einiger Entfernung von der Bahn Angermund an dem Flüßchen Anger, welches sich bei Angerorth in den Rhein ergießt. In frühern Zeiten ging bei Angermund ein Arm des Rheines vorüber, in welchen sich dort die Anger ergoß, woher der Name des Städtchens. Es war eine Freiheit mit Landrecht und besaß ein Schloß, dessen Ueberbleibsel die Kellnerei heißen, und wo jetzt die Oberförsterei ist.
Links im Walde liegt das dem Reichsgrafen von Spee zugehörige und von ihm bewohnte Schloß Heltorf, von dem noch lebenden Maler, Professor Mücke zu Düsseldorf, mit schönen Fresken ausgeschm ückt. Etwas weiter Großwinkelhausen, dessen Adelsgeschlecht schon 1288 vorkommt. In der Umgegend findet man mehrere Bauernhöfe, die einst Rittergüter waren und sich wahrscheinlich wegen der alten Königshöfe zu Rath und Kaiserswerth hier angesiedelt hatten.
Die Station Großenbaum bringt nicht viel Bemerkenswerthes, aber wir erreichen jetzt die weitgedehnten Aecker, auf denen sich einst der große Duisburger Wald ausdehnte. Der Wald ist jetzt zum größten Theile verschwunden, nur hier und dort zeigt sich noch ein kleiner Rest, in welchem die weißen Blüthen der Roßkastanie wie schimmernde Kronleuchter himmelan streben. In einer Entfernung von fünfundzwanzig Kilometern haben wir links Duisburg.