Wenn unser Nick schon den Spielbericht verzapfen darf, dann werde ich ja wohl die Fortuna-Punkte schreiben dürfen. Zumal mir in den vergangenen Tagen etwas bei der Fortuna aufgefallen ist, das mich an den Zustand des Äff-Zeh aus K*** im Jahr 2014 erinnert. Damals trat ein Elleraner Jung namens Jörg Schmadtke dort seinen Dienst als Sportdirektor an. Den Vertrag hat er ein Jahr später verlängert, weil er dort langfristig wirken will. Was den Jörg Schmadtke – außer den schreiend bunten Torwarthosen – immer schon ausgezeichnet hat: seine Gelassenheit, die völlige Abwesenheit von Hysterie. Und von der Sorte haben wir jetzt bei der Fortuna mindestens drei Kerle an Bord: die Trainer Friedhelm Funkel und Peter Hermann sowie den Vorstandsvorsitzenden Robert Schäfer. Ja, auch den ehrenamtlichen Sportvorstand Ernst Rutemöller kann man ruhigen Gewissens hinzuzählen.

Ein Ende der Hysterie

So ist innerhalb von nicht einmal einem halben Jahr eine Stimmung entstanden, die man vielleicht am besten mit „konzentrierte Gelassenheit“ bezeichnen kann. Was auf dem Platz und in der Kurve katastrophal wäre, ist in den Instanzen ein Segen. Wir Fortunen wissen, wovon wir reden. Denn die letzte Ära der Gelassenheit endete mit dem Rauswurf von Norbert Meier und dem Berufsende von Wolf Werner. Es folgten verschiedene Stadien der Hysterie – auf allen Ebenen. Gut, manche würden den Zustand der Aufgeregtheit mit dem Begriff „Emotionalität“ schönreden. Aber die gehört eben auf den Platz und in die Kurve, nicht aber in Aufsichtsrat, Vorstand und Trainerstab. Man kann nachträglich an diversen Entscheidungen der Führungsgremien ablesen, wie hysterisch man dort teilweise agiert hat. Da muss man gar nicht erst Paul Jägers populistische Karnevalsreden auf den Jahreshauptversammlungen heranziehen. Oder sich die Gesichter der Konzepttrainer anschauen, die F95 verschlissen hat.

Denn die sinnlose Hektik herrschte auch in der sogenannten „Fanszene“ und bei den sportreportenden Kollegen der hiesigen Tagespresse, die ja noch im März beinahe den Abstieg der glorreichen Fortuna herbeigeschrieben hätten. Nun ist zwar Bernd Jolitz von der RP nie als Hysteriker auffällig geworden, aber sein Kommentar zur aktuellen Situation ist auf wohltuende Weise vernünftig und spiegelt die Stimmung rund um die Profimannschaft von F95 bestens wieder.

Von K*** lernen, heißt…

Die Parallelen zum Äff-Zeh sind also nicht an den Haaren herbeigezogen. Denn im Domdorf herrscht rund um den Hund mit Hörnern ja traditionell Hysterie, Hektik und Massenwahn. Man erinnere sich an die Rückkehr vom Daum, dem bei seinem ersten Training Säuglinge zum Segnen hingehalten wurden. Oder an die verkniffene Visage des Overraths. An die völlig durchgeknallten Artikel und Kommentare in den k***schen Medien. Um ein Haar hätte das sogenannte „K***schjeföhl“ den Retortenclub von gegenüber Leverkusen in die finale Pleite getrieben. Und nur immer REWE hätte die immer tiefere Finanzlöcher auch nicht mehr gestopft gekriegt. Dann wurde Werner Spinner 2012 Präsi und hängte den Hysterikern im Verein die Maulkörbe um. Dann machte er den ultracoolen Alexander Wehrle zum Geschäftsführer, der wiederum für das Engagement von Jörg Schmadtke zuständig war.

Mit Peter Stöger übernahm zwischendurch eine ebenfalls ziemlich gelassene Socke das Training. Und – schwupps – spielt sich der Äff-Zeh in die Champions-League-Ränge. Und zwar ohne dass daraufhin die Eingeborenen des ehemaligen römischen Armeebordells kollektiv ausrasten. Ja, tatsächlich mahnen k***sche Schreibfinken vor zu viel Euphorie angesichts der aktuellen Platzierungen. Hat es in der Stadt mit den zwei Punkten so schon seit Jahrzehnten nicht mehr gegeben.

Der Fortuna-Weg

Erfolg ist, wenn man erreicht, was man anstrebt. Was genau die Fortuna mittel- und langfristig anstrebt, ist nicht so ganz klar. Vermutlich würde das vom Ex-Vorstandsvorsitzenden überstrapazierte Wort „Nachhaltigkeit“ am besten passen. Kaum noch ein Fortuna-Freund, der alle Fünfe beisammenhat, träumt vom Durchmarsch, also CL im Jahr nach Aufstieg. Nein, breite Kreise der Fangemeinde träumen noch nicht einmal vom schnellen Aufstieg. Im Gegenteil: Aktive Fans, die das Jahr in der ersten Liga miterlebt haben, halten zum Teil nicht viel vom „Premiumprodukt“, das man eher dem Soccer-Entertainment-Business zuordnen kann als dem Fußball – wie wir ihn kennen und lieben.

Die Hoffnungen sind bescheidener: Wir alle wollen wieder mit Freude zu unserer Fortuna gehen. Wir wollen mal so ein paar Jahre nicht leiden müssen. Wir möchten uns an den Spielern und den Spielen erfreuen. Und daran, dass es allen gut geht. Auch das sind nachhaltige Ansprüche, aus denen etwas Anderes wachsen kann. In Ruhe und mit Gelassenheit. Auf diesem Weg scheint die Diva vom Rhein gerade zu sein.

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