Soviel Aufregung war selten in der Gemeinde der Fortuna-Fans. Unser Beitrag zur geplatzten Vertragsverlängerung von Trainer Funkel wurde innerhalb weniger Stunden nach der Veröffentlichung von gut 18.000 F95-Interessierten gelesen – ein neuer Rekord. Fast 9.000 Fortunen zeichnete eine Petition pro Funkel, an einer zweiten Petition beteiligten sich noch einmal knapp 2.000 Menschen. In den sozialen Medien ergoss sich ein massiver Shitstorm über den Vorstand des TSV Fortuna Düsseldorf 1895, und selbst überregionale Printmedien und TV-Sender berichteten – oft mit unverhohlenem Unverständnis. Nun hat Aufsichtsratsvorsitzender Ernst erklärt, er sei nicht – wie vom Vorstandsvorsitzenden Robert Schäfer behauptet – informiert gewesen und ordnete eine Rolle rückwärts an.

Ob es der ungeheure Aufstand der Fans war, der zur Entscheidung geführt hat, die Vertragsverhandlungen mit dem Aufstiegstrainer wieder aufzunehmen, wird sich nicht belegen lassen. Dass es aber unabhängig vom Ausgang der Verhandlungen ein Erdbeben geben wird, ist sicher. Dabei müssen mehrere Personen und Abteilungen des Vereins sich eine kritische Betrachtung gefallen lassen. Die sollte bei der Kommunikationsabteilung beginnen. Der noch recht frische und in Sachen Medienarbeit unerfahrene Ex-Journalist Thomas Gassmann zeichnet für diesen Bereich verantwortlich und hat nicht verhindert, dass die Online-Truppe seines Beritts mitten in die galoppierende Entrüstung hinein, fröhliche Berichte über den Abschluss des Trainingslagers postet. Auch die Überschrift und Formulierung der Meldung über die gescheiterten Verhandlungen lassen PR-Kenner kopfschüttelnd zurück.

Dass der frischgebackene, noch amtierende Sportvorstand Lutz Pfannenstiel während der Krise mal eben in die Schweiz jettete, um an einem Benefizspiel teilzunehmen, lässt auf höchste Inkompetenz – zumindest in Sachen Krisenmanagement – schließen. Wie auch immer die Angelegenheit ausgeht: Pfannenstiel hat sich für seinen Posten disqualifiziert, und der Aufsichtsrat wäre gut beraten, sich von diesem Sportvorstand schnellstmöglich zu trennen. Zumal er es dem Vernehmen nach war, der den unglaublich respektlosen Vorschlag gemacht hat, „drei, vier Wochen“ abzuwarten.

Am genausten aber muss untersucht werden, ob Vorstandsvorsitzender Robert Schäfer gelogen hat. Denn der hatte behauptet, der bewusste Abwartevorschlag sei „mit allen Gremien abgesprochen“ gewesen. Wenn nun der Vorsitzende des Aufsichtsrats erklärt, er sei nicht involviert gewesen, stellt sich die Frage: Wer lügt? Sollte sich Schäfer als Lügner herausstellen, muss sich der Verein von ihm trennen. Anders geht es nicht. Hat aber Reinhold Ernst die Unwahrheit gesagt, muss eine außerordentliche Mitgliederversammlung – zu der ohnehin die Vorbereitung einer Mitgliederinitiative laufen – den Aufsichtsratsvorsitzenden abberufen.

Leider passt der gesamte Vorgang in einen internen Kleinkrieg um Posten, von dem Betroffene in den letzten Wochen immer wieder berichteten. Für die Vereinsführung sprach bisher, dass die Querelen nicht in die Öffentlichkeit gelangt sind. Dass es weitere personelle Änderungen rund um den Vorstand und die Direktoren geben muss, ist nach den Vorgängen der letzten anderthalb Tage klar. Wichtig wird sein, dass neue Gesichter oder alte Gesichter auf neuen Posten für den eingeschlagenen Weg der Fortuna stehen werden. Wichtig – das zeigt die Personalie Pfannenstiel – wird es auch sein, nur Menschen in den Vorstand zu berufen, für die diese „Fortuna-DNA“ nicht nur ein paar Worthülsen sind, sondern gelebtes Leben. Wie das geht, zeigen aktuell das Trainerteam und die Kaderplaner – vielleicht finden sich in diesem Personenkreis geeignete Kandidaten.

12 Kommentare

  1. Wäre Schäfer bei seiner Entscheidung geblieben dann hätte er das nächste Heimspiel nicht überlebt. Also „überleben“ im beruflichen Sinn gemeint.

    • Rälfchen am

      Na. bei der derzeitigen gesellschaftlichen Tendenz hin zur Selbstjustiz weiß man nie, ob sich nicht doch noch ein Funkel-Rächer gefunden hätte.

      • Naja, den Wurf eines faulen Eies könnte ich trotz sonst eher friedlichem Wesen noch akzeptieren.

  2. schäfer muss auch gehen nicht nur einer die lügen doch alle aber dies mal haben die nicht mit denn fans gerechnet funkel bleibt ein fortune die zwei raus und noch ein ossi alle rechts

  3. Volkmar Albert am

    Wer sich so von Friedhelm Funkel trennt, ist kein Fortune!

  4. RubensTuna1638 am

    Danke für diesen Beitrag!
    100% Zustimmung, wie schon öfters, wie aus der Seele gesprochen!
    Immer noch einfach fassungslos, bitter enttäuscht und sehr traurig…
    Wir alle – treue Tuna-Anhänger – haben aber immer noch uns und gerade in solchen Zeiten stehen noch enger zusammen…
    Sehr dankbar, dass unser Trainer gesprächsbereit ist…
    Alles aus Liebe, Alle für unsere liebe Tuna!
    Steh auf, wenn Du am Boden bist….

  5. Das Interviw von Schäfer im Kicker läßt keinen anderen Schluß zu daß man sich von Funkel in jedem Fall trennen wollte und nur auf einen Fehltritt gewartet hat. Deshalb auch “ wir wollen noch warten”. Wie soll FF das anders werten als einen Vertrauensentzug. Wer so in einem Unternehmen operieren würde dessen Führungsqualifikation würde in Frage gestellt.
    Ganz zu schweigen von strategischer Denkfähigkeit. Unabhängig daß das sicher Nachwirkungen bei den Mitgliedern haben wird
    Ist gefordert, daß der Vorstand jetzt über seinen Schatten springt, Abbitte leistet aber ehrlich damit Ruhe einkehrt. Im Nachhinein ist das alles schlicht unfassbar und ein absolures Armutszeugnis.

  6. Düsseldorfer an der Elbe am

    Vielen Dank für diesen Spitzen-Beitrag,
    ist denn tatsächlich Ende November mit dem griechischen Trainer Damir Canadi verhandelt worden?
    Und wenn, von wem?

    • Ich hoffe, dass an der Personalie Damir Canadi nichts dran ist. Einen Aufstiegstrainer nicht zu verlängern, um dann einen vollkommen namenlosen Frischling zu verpflichten, dies wäre der grösste Witz aller Zeiten. Dagegen war Rudi Wojtowicz ein Spitzentrainer. Damir Canadi wäre eher was für Osnabrück als für Fortuna. Mich lässt dies sehr an der sportlichen Kompetenz zweifeln.

  7. Zur Fortuna-DNA sei noch gesagt, dass der Verein (und auch Düsseldorf!) schleichend in allen Bereichen, mit Ausnahme vielleicht in den untersten Subordianationsebenen, (z)ersetzt wird von „Auswärtigen“. Es gibt kaum noch Düsseldorfer und Fortunen (in diesem Fall für mich synonym) an den Schalthebeln. Das gilt auch für den Kommunikationsbereich und das NLZ. Es gibt mitlerweile unter den Fortuna-Arbeitnehmern (als solche sehe ich sie, denn die sind die Ersten, die bei einem attraktiven anderen Angebot die Biege machen) wohl mehr Gladbach- und Bayern- als Fortuna-Anhänger. Funkel hat den rheinischen Stallgeruch, doch beispielsweise nehme ich einem Schäfer (und auch Geisel) den Karnevalsjeck einfach nicht ab.

    Was bei Aksoy (trotz Unverständnis aber mangels Protestmasse) noch geklappt hat, ist bei Funkel jetzt gründlich in die Hose gegangen. Wie war das noch mit dem Hochmut…? Dass die „Entscheider“ mit einem solchen massiven Gegenwind nicht gerechnet haben, zeigt mir nur, wir weit sie von einer Fortuna- oder Düsseldorf-DNA entfernt sind oder sich entfernt haben.