Es war ein Varieté-Theater im Stil der Jahrhundertwende und es war einmal das größte Kino Deutschlands: Das Apollo-Theater an der Ecke der „kleinen“ Kö zur Adersstraße.
Bericht · Man kann dem Roncalli-Clown Bernhard Paul gar nicht genug dafür danken, dass er sein 1997 eröffnetes Varieté-Haus unter der Kniebrücke Apollo genannt hat. Dies als Reminiszenz an das legendäre Apollo-Theater und damit als lebendige Erinnerung an diese grandiose Institution, die 1959 geschlossen wurde. 1966 riss man das nach dem Krieg grundlegend umgebaute und veränderte Gebäude ab und ersetzte es durch einen Büroturm, der nun auch bald Geschichte ist. [Lesezeit ca. 4 min]
Im Düsseldorf der Gründerzeit hatte man schon einige Zeit von einem Varieté internationaler Größe geträumt. Nachdem die Bahnhöfe der Bergisch-Märkischen und der Cöln-Mindener Eisenbahngesellschaften, die sich auf dem Gebiet des heutigen Graf-Adolf-Platzes gegenüberlagen, für den 1891 eingeweihten neuen Hauptbahnhof aufgegeben wurden, entstand zwischen der Bahn- und der Louisenstraße Raum für Neues. Zunächst wurde die Kö nach Süden verlängert („kleine Kö“), dann wurde parallel zur Louisen- die Adersstraße angelegt. Der Gründer der Apollotheater-Aktiengesellschaft Carl Kraus, und der zukünftige Direktor Jaques Glück hatten 700.000 Mark zusammengebracht und nahmen zusätzlich eine Hypothek in Höhe von 500.000 Mark auf, um den Bau eines grandiosen Varieté-Hauses zu finanzieren.
Das nahm, das angeschlossene Hotel Artushof eingerechnet, den ganzen Häuserblock ein und wurde am 16. Dezember 1899 mit einer ersten Varieté-Aufführung eröffnet. Alle Künstler:innen, die in der Welt der Unterhaltung Rang und Namen hatten, traten in der Folge im Apollo auf. Das Theater war so erfolgreich, dass die AG jährlich 10 bis 15 Prozent Dividende zahlen konnte. Von Beginn an gab es übrigens auch Filmvorführungen, und der Artushof etablierte sich als Treffpunkt der Schönen und Reichen. Es gab Platz für ein 60-köpfiges Orchester, und der eindrucksvolle Kuppelsaal konnte sogar zur Zirkusmanege umgebaut werden.
Im Zuge des Ersten Weltkriegs blieb der Erfolg aus, die AG wurde aufgelöst, das Gebäude fiel an die Stadt. Von 1921 bis 1925 war im Apollo das Stadttheater untergebracht, und 1931 wurde das Haus zum damals größten Kino Deutschlands umgebaut und erlebte zahllose Filmpremieren. Dabei unterzog man das Bauwerk einer radikalen Umgestaltung der Fassade. Lediglich die „runde Ecke“ blieb erhalten, der neo-romantische Zierrat wurde gnadenlos durch glatten Kunststein ersetzt. Auch die Kuppel fiel dieser Brutalsanierung zum Opfer – eine Zwischendecke wurde eingezogen. Im September 1940 traf eine Brandbombe das Apollo-Theater, das vollständig ausbrannte.1950 konnte das äußerlich kaum veränderte, im Inneren aber komplett neu gestaltete Theater wieder eröffnet werden. Man startete mit einer Operette, aber der Schwerpunkt des Agebots lag eindeutig auf dem Betrieb als Lichtspielhaus. In der Blütezeit des deutschen Kinos in den Fünfzigerjahren gab es sieben Tage die Woche bis zu sechs Vorstellungen, eine gemischte Varieté- und Kino-Matinée inklusive. So lernte der Verfasser dieses Beitrags das Apollo noch selbst kennen – unter anderem bei einer Weihnachtsgala im Jahr 1957, die einen nachhaltigen Eindruck hinterließ. Mit dem Niedergang der Lichtspielhäuser blieb auch der Erfolg im Apollo-Theater aus. 1959 schloss es für immer die Türen, und 1966 wurde es abgerissen.
Das Viertel rund um den Graf-Adolf-Platz bis hinüber zur Oststraße wurde aber dank des Apollo-Theaters zum Sammelpunkt vieler Lichtspielhäuser. Und besonders die Adersstraße von der Friedrich- bis zur Corneliusstraße etablierte sich für viele Jahre als Treffpunkt internationaler Unterhaltungskünstler, die sich in den Bars (von denen es inzwischen keine mehr gibt) und im Weindorf trafen, denn das Apollo war weltweit bekannt, auch weil ihr Künstler:innen wie Louis Armstrong, Zarah Leander, Charlie Rivel, Lionel Hampton sowie zahllose bekannte Tänzer:innen und Varieté-Truppen aufgetreten sind.