Mehr als 1000 Düsseldorfer kamen trotz des miserablen Regenwetters am Samstag vor das Congress Center (CCD) an der Messe, um gegen die Veranstaltung der ultrarechten EU-Gegner und Rassisten von AfD, FPÖ, und anderen europäischen Nationalisten in der Congresshalle u protestieren. Mit zwei Mottowagen von Jacques Tilly, die schon zu Karneval klar Stellung gegen die AfD und Rassisten bezeugten, und viel Musik dauerte eine bunte Demonstration von fast allen gesellschaftlichen Gruppen und vielen Parteien fast zwei Stunden.

Aufgerufen hatten unter anderem der DGB, Düsseldorf stellt sich quer DSSQ, die SPD, Grüne, FDP, Piraten, Düsseldorfer Appell und Initiativen „Düsseldorf ist bunt“ und „Flüchtlinge willkommen in Düsseldorf“. Es fehlte die CDU, die auch eine gemeinsame Resolution der Ampel-Parteien und der Piraten vergangenen Donnerstag im Rat nicht mittragen wollte. Mit dabei waren die Diakonie, die Gewerkschaften Verdi, IG Metall, GEW (Erziehung und Wissenschaft) sowie mehrere politische Jugendorganisationen. Neben Bundestagsabgeordneten Andreas Rimkus (SPD) zeigten unter anderem auch die Grüne NRW-Sprecherin Mona Neubaur, NRW-Piratenvorsitzender Patrick Schiffer, mehrere Grüne und SPD-Landtagsabgeordnete sowie Ratsleute von SPD, Grünen, FDP und Piraten buchstäblich Flagge. Auch FDP-Ratsfrau und stellvertretende Bundesvorsitzende Marie-Agnes Strack Zimmermann kam auf Umwegen, die durch Absperrungen der Polizei verursacht wurden, schließlich zur Kundgebung. Rund 400 Polizisten hatten die AfD und Österreichische Populisten (FPÖ) von der Demonstration weiträumig abgeschirmt.

Wie berichtet, hatte Jacques Tilly zwei seiner Mottowagen aus dem Karneval für die Demo gegen Rechtsaußen zur Verfügung gestellt, das Comitee Carneval (CC) hatte dem zugestimmt. Durch den Einsatz von SPD-Ratsherr Martin Volkenrath kamen auch zwei versierte Fahrer vom Karnevalszug (der ja leider ausfallen musste) auf den schweren Zugmaschinen um Einsatz. Jacques Tilly betonte auf der Bühne vor dem CCD, dass nicht nur die geradezu „menschenfeindlichen“ Parolen der AfD mit ihrer Vorsitzenden Frauke Petry oder der Abgeordneten von Storch zu bekämpfen seien: Überall in Europa bildeten sich nationalistische Gruppierungen und Parteien. Ob in Polen mit der PiS, oder in Frankreich mit der Front National, in den Niederlanden mit Geert Wilders nationalistischer, rassistischer Bewegung, die Populisten in Österreich oder eben die AfD in Deutschland – alle sind sie in den neuen Bewegungen für menschenverachtende, Fremden- und islamfeindliche Politik auf dem Boden von Nationalstaaten beängstigend aktiv und zunehmend erfolgreich.

Auf dem Podium vor dem Congress Center führte Moderator Andreas Volmert (Flüchtlinge willkommen in Düsseldorf) durch ein Programm, bei dem nicht nur RednerInnen auftraten: Nach Redebeträgen von Henrike Tetz (evangelische Kirch), Sigrid Wolf (DGB), Oliver Ongaro (DSSQ), einem Interview mit Jacques Tilly, sowie den städtischen VertreterInnen, Bürgermeisterin Klaudia Zepuntke (SPD) und Bürgermeister Günther Karen Jungen (Grüne), kamen auch Katharina Kabata (Integrationsrat) und die Vorsitzende des Jugendrats, Yousra El Makrini, zu Wort. Die Redebeiträge wurden allerdings musikalisch aufgelockert durch Rapper, die Gruppe „Grobe Leberwurst“ und Enrico Palazzo, und durch Darbietungen von Pantomime Nemo.

Sehr nachdenkliche Stille herrschte bei den Zuhörern, als der Geiger Ando Kembaci auftrat: Er stammt aus einem angeblich sicheren Land, wird aber abgeschoben. Kembaci hatte dort bereits Musik studiert und kann nun dank der Hilfe von „Flüchtlinge willkommen in Düsseldorf“ einen Studienplatz an der hiesigen Musikhochschule bekommen. Dafür müssen allerdngs nch rechtliche Fragen geklärt werden – und ein Stipendium muss her. Bei der Kundgebung wurde für ihn bereits gesammelt. Seine kurze musikalische Einlage, mit Takten aus der „Europahymne“ (Beethovens „Freude schöner Götterfunken“) wurde mit starkem Applaus belohnt. Bei der Versammlung der AfD und der rechtspopulistischen FP Österreichs im Congress Zentrum wurde klar, nicht nur die AfD ist „ein Sammelbecken von Rechtspopulisten und Rechtsextremen“ (Mona Neubaur, Grüne NRW). Bei der Versammlung im Congrass-Centrum wurden AfD-Vorsitzende Petry und ihr Lebensgefährte Michael Pretzell, umstrittener NRW-Vorsitzender der AfD, vor rund 400 Anhängern vom österreichischen „Obmann“ der rechtspopulistischen FPÖ unterstützt.

[Text und Fotos: Jo Achim Geschke – zuerst erschienen in der Neuen Düsseldorfer Online ZeitungBilderstrecke zur Demo gegen Rechts]

ndoz

Ein Kommentar

  1. Eilige Intuition am

    Ein erneutes Paradebeispiel politischer Inkompetenz.

    Welche/r verantwortungsfreie Volltrottel/in ist denn für die Buchung verantwortlich?

    Diese Person gehört zum Aktenabstauben ins Archiv verbannt und sicher nicht länger an einer solchen sensiblen Stelle verortet.

    Der Rücktritt der letztlich verantwortlichen Geschäftsführung dürfte gleichwohl unabdingbar sein.

    Schon der zweite aktuelle Fauxpas in der ehemaligen „Nazi-Hochburg Düsseldorf“ (1933-1945). Gerade erst wurde der Start der „Tour de Doping“ aufs Peinlichste mit den Stimmen der Rechten im Stadtrat durchgeboxt, trotz deutlich anderslautender, vollmundiger Verlautbarungen des Stadtoberhaupts.

    Und jetzt sieht sich der kleinmütige Aufsichtsrat der Messe außerstande, dem Fremdenhass rechter Europafeinde die Stirn zu bieten und deren Tagung im Messe- und Kongresscenter ein deutliches „Nein!“ entgegenzuschleudern und einen möglichen Rechtsstreit tapfer und demokratisch einzugehen, statt sich dem Diktat brauner Populisten brav zu beugen und diesem skandalösen Treiben hilf- und zahnlos zuzuschauen.

    Die „Spende“ der Einnahmen aus diesem Desaster ist an Peinlichkeit kaum noch zu überbieten.

    Dass es auch anders durchgerückte Rückgrat geht, zeigt beispielsweise das Verhalten der Verantwortlichen des Congress Hotels in Hannover vor wenigen Monaten:

    Hotel storniert AfD-Mitgliedern Buchungen

    http://www.metropolico.org/2015/11/26/hotel-storniert-afd-mitgliedern-buchungen/