Angesichts der Überschrift werden erfahrene Segler, Sportbootpiloten und natürlich Binnenschiffprofis in schallendes Gelächter ausbrechen und dabei rufen: Wer weiß das denn nicht? Nun, der Rest von uns. Natürlich kennen viele die runden oder länglichen Dinger, die außenbords hängen, wissen aber oft nicht, wie die heißen und wozu sie gut sind. Dazu eine kleine Anekdote: Der Autor dieses Beitrags hatte vor vielen Jahren einen Freund, der mit seinem kleinen Motorboot gern auf dem Mittellandkanal herumdüste. Da fuhr er mit, und als man an die Landestelle zurückkehrte, sagte der Bootsführer: Häng mal die Pfänder raus!

Der ahnungslose Passagier wunderte sich: Pfänder? War das Boot gepfändet, klebte irgendwo der Kuckuck? Mit einem genervten Schnauben griff der Freund selbst zu den aufgeblasenen Kugeln, die im Boot lagen, warf sie an ihren Tauen außenbords und justierte ihre Position. So lernte der unbedarfte Mitfahrer a), dass es sich um Fender handelt und b), dass sie den Bootsrumpf vor Kratzern und Beschädigungen beim Kontakt mit einem Anleger, einer Pier, einer Kaimauer oder einem anderen Schiff schützen.

Modernes Fender-Klick-System an einer Yacht (Foto: cranchi.com)

Modernes Fender-Klick-System an einer Yacht (Foto: cranchi.com)

Der Begriff „Fender“ ist – wie viele nautische Fachwörter – englischen Ursprungs, steht aber in der Ausgangssprache nicht nur für diese Stoßdämpfer in der Schiffs- und Bootswelt. Auch die Kotflügel an Autos und Motorrädern sowie Schutzbleche an Zweirädern heißen auf Englisch Fender, außerdem Schutzvorrichtungen an Kaminen, die verhindern, dass die Flammen in den beheizten Raum schlagen. Das wird verständlich, wenn man weiß, dass sich das englische „fender“ auf das lateinische „defendere“ bezieht, was bekanntlich Verteidigen bedeutet.

Am bekanntesten sind die oben beschriebenen Fender an Sportbooten und an Binnenschiffen im Passagierbetrieb. Dort handelt es sich in der Regel um kugel-, walzen- oder tonnenförmige, mit Druckluft oder Gas befüllte Körper aus Gummi oder Kunststoff. Sie sind mit Tauen am jeweiligen Schiff befestigt, werden meistens binnenbords aufbewahrt und erst dann außen angebracht, wenn sich das Boot einer Anlegestelle nähert. Handelt es sich um einen einzelnen Pfahl bzw. eine Dalbe, kann ein Fenderbrett eingesetzt werden mit zwei Fender zwischen Brett und Rumpf eingesetzt werden.

Hochleistungsfender an einer Hafenanlage (Foto: Trelleborg Marine)

Hochleistungsfender an einer Hafenanlage (Foto: Trelleborg Marine)

Aber Fender gibt es auch bei Frachtschiffen im Binnenbereich, in der Küstenschifffahrt und bei Hochseeschiffen jeder Art. Wobei in Seehäfen Fender in den meisten Fällen an der Kaimauer, an der Pier, an der Landungsbrücke oder an Dalben davor fest installiert. Klassisch sind dabei Fender aus Holz, manchmal ganze Baumstämme oder Balken mit quadratischem Querschnitt. Besonders häufig sieht man in den Häfen Fender, die aus Autoreifen bestehen. Wichtig ist – ob beim Sportboot oder Containergiganten -, dass die Fender elastisch sind und den mehr oder weniger sanften Aufprall des Schiffsrumpfes auf die jeweiligen Einrichtung am Festland dämpfen.

Liegen mehrere Schiffe parallel an einem Kai oder Steg, werden natürlich Fender zwischen die Rümpfe gehängt, damit Bewegungen des Wassers, die auf die Boote wirken, nicht zu Kratzern, Dellen oder Schlimmerem führen.

[Bildnachweis: Titelbild – Wualex via Wikimedia (public domain); Fender-Klick-System – via cranchi.com; Hochleistungsfender – via Trelleborg Hafenausrüstungen]

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