In unserer wunderschönen Kultur-, Garten- und Modestadt gibt es zurzeit 13 Spielstätten, in denen regelmäßig Theater in einer seiner vielfältigen Erscheinungsformen geboten wird.
Liste · Seien wir ehrlich: Zu den ganz großen Theatermetropolen des Landes hat Düsseldorf nie gezählt. Nicht wegen der Qualität, sondern gemessen an der Zahl der Spielstätten. Drei davon sind städtisch, zwei kommen ohne menschliche Darsteller aus, in vieren wird Boulevardtheater zelebriert, und das politische und literarische Kabarett ist dreimal vertreten. Hinzu kommt als Ausnahmeerscheinung das Apollo-Varieté. [Lesezeit ca. 5 min]
1. D’haus aka Schauspielhaus
Nach einigen Jahren im sogenannten „Central“ am Hauptbahnhof und anderen Ausweichstätten hat das Düsseldorfer Schauspielhaus seine Heimat am Gustaf-Gründgens-Platz wieder gewonnen. Dass dieses Traditionstheater inzwischen neumodisch „D’haus“ heißen muss, kann den:die Theaterfreund:innen Jahr für Jahr nicht davon abhalten, die großen Inszenierungen, die Premieren und Wiederaufnahmen zu genießen. Man bemüht sich in jeder Hinsicht um Vielfalt und kreative Lösungen – so in den vergangenen Sommern mit grandiosen Open-Air-Vorstellungen auf dem Vorplatz. Stadt:Kollektiv heißt das Projekt fürs Mitmachtheater, und das Junge Schauspiel überrascht immer wieder mit tollen Inszenierungen und aktuellen Thema. Sagen wir so: Eigentlich müsste jede:r Düsseldorfer Bürger:in mindestens einmal im Jahr eine Vorstellung im D’haus besuchen.
2. Deutsche Oper am Rhein
Die Deutsche Oper am Rhein ist ein ungewöhnliches Gemeinschaftsprojekt zweier Städte im Kulturbereich, denn sie wird von den Städten Düsseldorf und Duisburg gemeinsam betrieben (was man in der schönsten Stadt am Rhein gern mal vergisst). Seit Längerem laufen die Diskussionen über eine neue Spielstätte in Düsseldorf; das alte Opernhaus ist trotz regelmäßiger Renovierungen einigermaßen marode, zu klein und mit veralteter Technik ausgestattet. Aktuell stehen noch zwei Standorte zur Diskussion: das Gelände des ehemaligen Kaufhofs an der Schadowstraße und das aktuelle Grundstück an der Heinrich-Heine-Allee. Die Oper am Rhein selbst setzt ihre Programmarbeit unabhängig von diesen Debatten unbeeindruckt fort. Immer wieder werden Stücke gespielt, die man woanders nie zu sehen und hören bekommt, und das Ballett am Rhein ist über die Grenzen hinweg bekannt und berühmt. Wer noch einmal eine Oper oder ein Ballett im altehrwürdigen Opernhaus erleben möchte, sollte sich beeilen.
3. Kom(m)ödchen
Von der überregionalen Bedeutung her steht das Kom(m)ödchen mit Recht auf dem dritten Platz dieser Liste. Auch wenn es seit den legendären Tagen von Lore und Kay Lorentz ein wenig an Berühmtheit verloren hat. Das ändert aber nichts an der Qualität des Gebotenen. Das kommt von einem jungen, hochtalentierten Ensemble und wird durch Gastspiele der Besten der besten Vertreter:innen des literarischen und politischen Kabaretts ergänzt. Das Programm des Kom(m)ödchens an sich ist schon Motivation genug für Besuche, aber jede:r Düsseldorfer:in sollte unbedingt die einzigartige Atmosphäre dieser Bühne kennenlernen.
4. Komödie im Capitol
In Düsseldorf gab es einst bis zu sieben Häuser, die Boulevardtheater spielten. Davon ist nicht viel übriggeblieben. Umso mehr muss man es als Düsseldorfer:in bewundern und schätzen, dass ein Traditionstheater wie die Komödie trotz aller Widrigkeiten immer weiter und weiter macht. Nachdem ihnen nach 60 Jahren die Spielstätte an der Steinstraße genommen wurde, ist die Komödie jetzt im Capitol-Theater an der Erkrather Straße untergekommen. Man gibt nicht nur die Klassiker des Boulevardtheaters, meist mit wahrhaft renommierten Künstler:innen in den Hauptrollen, sondern ganz moderne Produktionen. Hinzu kommen immer wieder überraschende Gastauftritte. Düsseldorfer:innen! Besucht dieses Theater, damit es leben kann!
5. Theater an der Kö
Die Entscheidung, in den neuen Schadow-Arkaden ein Boulevardtheater anzulegen, war mutig und knapp am Zeitgeist vorbei. Dafür gelang es der theatererfahrenen Familie Heinersdorff jede Menge Promis und Entscheider davon zu überzeugen, in der goldglänzenden Luxus-Mall da Theater an der Kö zu realisieren. Seit 1994 gibt es dort immer wieder wunderbares Boulevardtheater, oft mit prominenten Darsteller:innen. Neben Klassikern gibt man dort auch Stücke, die der umtriebige Theaterchef René Heinersdorff selbst geschrieben hat. Dies alles in einer dermaßen authentischen Theateratmosphäre, dass man beim Verlassen angesichts der Läden drumherum beinahe erschrickt. Der Erfolg des Theaters an der Kö war wechselnd, aber der Chef selbst mit seinem Durchhaltevermögen hält den Laden in Gang. Dabei sollten ihnen theateraffine Düsseldorfer:innen nach Kräften unterstützen.
6. Theater an der Luegallee
Nein, es ist nicht das kleinste Theater der Stadt (das kommt noch), aber die Macher:innen nennen es zurecht „Zimmertheater“. Und das nicht nur wegen der Größe, sondern weil die Spielstätte in Oberkassel einfach gemütlich ist. Über 40 Jahre gibt es das Theater an der Luegallee schon, und seine Geschichte ist wechselvoll – wie die aller Schauspielstätten im nicht subventionierten Umfeld. Aber auch hier gilt: Leidenschaft fürs Theater und ungebremster Durchhaltewille machen es möglich. Dabei ist es umso schwieriger, ein solches Projekt am Leben zu halten, je kleiner es ist. Das Programm des Theaters an der Luegallee ist eindeutig dem Boulevardtheater verpflichtet; man hat sich aber vor allem einen Namen mit Krimi-Stücken und überraschenden Gastauftritten gemacht. Im Klartext: Ein Besuch in diesem schnuckeligen Zimmertheater ist jeder:m Düsseldorfer:in dringend zu empfehlen.
[In der kommenden Woche folgt die zweite und letzte Folge unserer kleinen Serie über die Theater der Stadt.]
Ein Kommentar
Ich hoffe Ihr vergesst nicht die Theaterfabrik auf der Luisenstraße.☝