Gedacht ist das ominöse 9-Euro-Ticket dafür, dass sich bisherige ÖPNV-Abstinenzler:innen ein Bild vom Fahren mit Bus und Bahn machen; aber es bietet noch mehr Möglichkeiten…
Rezept · So können Alt- und Neu-Düsseldorfer:innen das billige Dauerticket auch dafür nutzen, die Stadt mit der Straßen- und U-Bahn erkunden. Wer mehrere dieser Touren an einem Tag unternehmen will, aber sonst keinen Grund sieht, sich ein 9-Euro-Ticket zu besorgen, ist mit einem 24/48-Stunden-Ticket der Rheinbahn für 7,30 Euro beziehungsweise 13,90 Euro besser bedient. Und wer nicht nur gucken, sondern sich die Stadt auch erklären lassen möchte, dem können die Hop-on-Hop-Off-Fahrten des Veranstalters CityTour für 18 Euro (24 Stunden gültig) absolut empfohlen werden. Mit dem 9-Euro-Ticket können Neugierige aber die folgenden vier Touren mit der Rheinbahn genießen, ohne alles an einem oder zwei Tagen abarbeiten zu müssen. [Lesezeit ca. 7 min]
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Über viele, viele Jahre war die Linie 6 die Einzige, die eine Rundfahrt anbot; und zwar vom Depot Auf dem Steinberg und zurück (dazu später mehr). Heute fahren die meisten Bahnen mehr oder weniger in Nord-Süd- oder Ost-West-Richtung, von denen haben wir vier ausgewählt. Die U-Bahn-Linien haben wir weggelassen, weil man unter Tage nicht so viel sieht und weil es oberirdisch beinahe immer interessantere Straßenbahnalternativen gibt.
701: Von Benrath bis zum ISS-Dome
Die gute, alte Linie 1 war schon immer die mit der längsten Fahrtstrecke, denn sie verbindet das Städtchen Benrath und seinem herrlichen Barockschloss mit dem gestandenen Arbeiterviertel Rath im Norden. Das hat sich auch durch die Streckenänderungen wegen der U-Bahn-Linien ein wenig geändert, denn die 701 startet heute Am Steinberg in Bilk. Das macht aber nichts, weil die U71 den ursprünglichen Weg der Linie 1 bedient, und am Karolingerplatz kann man einfach umsteigen.
Da hat man einen großen Teil des Düsseldorfer Südens schon gesehen. Nachdem die Bahn den Benrather Schlossweiher umrundet hat, kommt sie wenig später an der „Schönen Aussicht“ vorbei; ganz nah am Rhein bietet sich ein feiner Blick über den Flussbogen bis hinüber zur Urdenbacher Kämpe. Die U71 kreuzt dann die Stadtteile Holthausen und Wersten und erlaubt so den Blick auf ein Düsseldorf fernab von Schickimicki. Dann geht es zwischen Uni-Gelände und Südpark hindurch nach Bilk bis zum Karolingerplatz, wo es gilt, die 701 zu erwischen.
Die durchquert die Innenstadt über Corneliusstraße und Berliner Allee und kommt dabei auch am neuen Kö-Bogen samt Schadowstraße vorbei. Durch den Hofgarten führt die Route auf die Nordstraße, eine wahre Shoppingmeile, die bis zum Dreieck reicht. Und dann fährt die 701 auf einer der längsten Straßen der Stadt, der Münsterstraße, von der Hausnummer 3 (eine Nr. 1 gibt es nicht…) bis zur Hausnummer 527 durch Pempelfort, Derendorf und Mörsenbroich nach Rath. Dabei kommt man am noch neuen Campus der HSD vorbei sowie am Arag-Hochhaus an dem Knotenpunkt, der „Mörsenbroicher Ei“ heißt. Schnurgerade geht es dann hinein nach Rath, wo die Bahn auf die Westfalenstraße biegt und am S-Bahnhof Düsseldorf-Rath die letzte Etappe im Rücken der ehemaligen Mannesmann-Röhrenwerke bis zum Endpunkt am ISS-Dome nimmt.
Um zurück in die Stadt zu kommen, muss man die 701 vom Dome zurück zum S-Bahnhof nutzen, denn von dazu geht’s zurück zum Hauptbahnhof.
709: Von Gerresheim bis nach Neuss
Eine der interessantesten Straßenbahnlinien der Stadt ist die 709, die von Gerresheim im Osten bis ins Zentrum von Neuss führt. Überhaupt sei Menschen, die Düsseldorf mögen, die alte Römerstadt mit dem Quirinus-Münster für einen Bummel warm ans Herz gelegt, und die Anfahrt per Bahn ist die einzig standesgemäße. Wobei sich vor Beginn der Reise auch ein Spaziergang durch das alte Gerresheim anbietet. Denn die 709 startet ganz im Norden des Städtchens am Krankenhaus und streift den Ortskern nur. Mit der S-Bahn kommt man gut nach Gerresheim, muss dann aber gut drei Kilometer bis zum Start marschieren. Wahlweise kann man Gerresheim auch mit der U73 durchqueren und an der LVR-Klinik oben in Grafenberg in die 709 umsteigen.
Spannend ist allein schon der Abstieg der Bahn vom Hügelkamm in der Nähe des Wildparks die Hardt hinunter durch Ludenberg bis zum Staufenplatz. Dann geht es die Grafenberger Allee entlang, vorbei an der Metro und der Arbeitsagentur, bis die Linie ins alte Arbeiterviertel Flingern abbiegt. Typischer für Flingern kann es kaum werden zwischen Engerstraße und Dorotheenplatz, Birkenstraße und Ackerstraße bis zum berüchtigten Worringerplatz. Dann kreuzt die 709 das Bahnhofsviertel und kommt schließlich an der Kö und dem Graf-Adolf-Platz vorbei. Jetzt streift die Linie die Rheinpromenade unter der Kniebrücke hindurch und vorbei am Stadttor, bevor es dann quer durch Bilk geht.
Vorbei an der Bilker Kirche, die Volmerswerther Straße entlang und dann Richtung südlichem Zubringer steuert die Bahn den Südfriedhof an. Und dann fährt man mit der 709 über die Josef-Kardinal-Frings-Brücke, die bei Düssedorfer:innen immer noch „Südbrücke“ heißt, und ist auf Neusser Stadtgebiet. Vom Obertor aus geht es dann quer durch die City bis zum Neusser Bahnhof und zur Endhaltestelle am Theodor-Heuss-Platz. Mit der S-Bahn kommt man prima zurück vom Bahnhof in Neuss zum Düsseldorfer Hauptbahnhof.
705: Von Eller bis nach Unterrath
In diesem Fall beginnt man die Tour am besten am nördlichen Ende, denn vom S-Bahnhof Unterrath bis zur Endhaltestelle der 705 – gleich bei der legendären Kneipe „Hoferhof“ – ist es nur ein Katzensprung. Eine bessere Chance, den Stadtteil, der südlich vom Flughafen, östlich der Bahnstrecke Düsseldorf-Duisburg, nördlich vom Nordfriedhof und westlich einer Schnellstraße existiert, kennenzulernen, gibt es nicht. Denn die Bahn zuckelt die ganze Unterrather Straße entlang, biegt dann in die Kalkumer Straße ein und hat dann rechterhand den großen Friedhof und links den Großmarkt.
Jenseits der Heinrich-Ehrhard-Straße, die hier gleichzeitig B1 und B7 ist, geht es auf der Ulmenstraße hinein nach Derendorf; vorbei an dem ehemaligen Rheinmetall-Gelände und dem abgerissenen Knast, der „Ulmer Höh“ bis zum Spichernplatz. Dort biegt die Bahn Richtung Dreieck ab, wo die Kreuzkirche residiert. Nun geht es die Nordstraße entlang und dann auf die Kaiserstraße. Spektakulär die Vorbeifahrt am neuen Kö-Bogen hinterm Hofgarten. Über die Berliner Allee kommt man nach Friedrichstadt, wo die 705 über die Hüttenstraße nach Oberbilk fährt. Parallel zum Volksgarten mit der Mitsubishi-Elektrik-Halle (die bei echten Düsseldorfer:innen immer noch „Philipshalle“ heißt…) führt die Route dann auf die Karl-Geusen-Straße, der Verbindung von Oberbilk über Lierenfeld nach Eller.
Und wieder bewegt sich die 705 – dieses Mal ganz gemütlich – durch ein Stadtviertel. Auf der Tour kann man die besondere Elleraner Atmosphäre schnuppern, sieht den Gertrudisplatz und landet schließlich am ÖPNV-Knoten Vennhauser Allee. Von dort aus ist es zu Fuß nicht weit zu einem der drei(!) S-Bahnhöfe in Eller: Eller S, Eller-Mitte S und Eller-Süd S. Alle Bahnen von diesen Stationen fahren zum Hauptbahnhof.
706: Eine halbe Runde durch die zentralen Stadtteile
Als die Linie 6 noch eine Ringlinie war, konnte man sich mit der richtigen Richtung nicht vertun, denn am gedachten Wendepunkt, dem Brehmplatz, wurden die Schilder ausgetauscht. Heute aber soll man in die 706 Richtung Hamm steigen – das man als Kenner der Düsseldorfer Geografie im Westen verortet – wenn man nordostwärts Richtung Zoo will. Das verstehe, wer will… Wie früher startet die Linie am Depot Am Steinberg in Bilk und tourt dann bis zum Hennekamp so wie früher. Hier biegt die Bahn ab und kommt am Volksgarten vorbei. Der Straßenzug, dem die 706 folgt, heißt Lastring und führt von Oberbilk bis nach Flingern und später Düsseltal, dem Viertel, zu dem der Zoopark gehört.
Gerade auf der Kruppstraße und links und rechts davon sowie auf dem Oberbilker Markt kann man Oberbilk pur schnuppern. Dann geht es den Hügel hoch und am Gerichtszentrum vorbei nach Flingern-Süd – u.a. mit der legendären Kiefernstraße und dem beliebten ZAKK in der Nähe. Auch am Spaßbad Düsselstrand kommt man so vorbei, bis man den Dorotheenplatz erreicht hat. Von hier aus geht es weiter über die stark befahrene Dorotheen- und anschließend die Lindemannstraße bis zum Brehmplatz, wo sich ein Eingang in den Zoopark findet. Über die Rethelstraße mit den vielen, vielen Geschäften geht es zur sogenannten „Zoobrücke“, über die die 706 nach Pempelfort kommt. Von dort kann man das gigantomanische Neubauviertel an der Toulouser Allee sehen. Nun windet sich die Bahn durch diesen niedlichen Stadtteil am Marienhospital vorbei, über die Sternstraße bis zur Kaiserstraße.
Bis zum Ende der Berliner Allee nimmt die 706 dieselbe Strecke wie die 705, also durch den Hofgarten und am Kö-Bogen vorbei. Nur biegt sie dann scharf rechts in die Graf-Adolf-Straße ein, kommt an der Kö vorbei, steuert auf die Kniebrücke zu und nimmt Kurs auf die Bilker Kirche. Über die Gladbacher Straße geht es in den Medienhafen, wo sich die Bahn Richtung Hamm orientiert. Im Bauerndorf mit seinen ausgedehnten landwirtschaftlichen Fläche befindet sich dann die Endhaltestelle … die aussieht, wie man sich eine Endhaltestelle vorstellt. Und da gibt es dann den Aufgang zum S-Bahnhof, von dem aus es rasch zum Hauptbahnhof geht.