Dass die glorreiche Fortuna ein grundlegendes Kommunikationsproblem hat, ist ja nichts Neues. Sehr schön kann man das an der Art und Weise ablesen, wie man Dr. Alexander Steinforth im Frühjahr 2017 der interessierten Fan-Öffentlichkeit präsentiert – nämlich gar nicht. Wer es wissen wollte, schaute sich sein Linkedin-Profil an oder die Liste der Job-Stationen, die vom Verein nebenbei publiziert wurde. Und die roch nach Karriere. Und auch wir sind darauf hereingefallen und haben den Alex noch im August 2018 als „Karrierist“ bezeichnet – und ihn danach erst persönlich kennengelernt. Das Bild, das wir dabei gewonnen haben, ist ein völlig anderes.
Erst einmal hat der Alex das Privileg 1985 in Düsseldorf geboren zu sein. Dann hat er das Glück gehabt schon als Rotzig mit Vater und Bruder zur Fortuna gehen zu dürfen. Dass er auf dem Görres war – geschenkt, da wurden ja auch schon Stadion-DJs ausgebildet. Zum Studieren hat es ihn bis nach England getragen, wo er schließlich bei Manchester United landete. Einen nicht kleinen Teil seines Gehalts hat er dann in seine F95-Dauerkarte und Flüge zu den Heimspielen in Düsseldorf ausgegeben. Seit 2013 ist er aktives Mitglied der F95-Triathlon-Abteilung. Ein bisschen später wurden dann Aufsichtsratsmitglieder auf ihn aufmerksam, und schließlich hat ihn Robert Schäfer zur Fortuna geholt. Viel mehr Heimat kann ja kaum ein anderer Fortuna-Manager aufweisen…
Als Direktor Geschäftsentwicklung, Strategie, Marketing & Digitales ist Alex für alles Mögliche zuständig, für das zuvor noch nie jemand am Stück verantwortlich war, wobei Marketing & Digitales noch das Praktischste sind – die ziemlich gute F95-App ist u.a. unter seiner Regie entstanden. Aber unter die eher theoretischen Dinge fällt auch seine Beteiligung an dem, was so neumodisch-bekloppt „Fortuna DNA“ heißen muss.
Frage: Für einen Mann deines Alters bist du beruflich schon ganz schön rumgekommen – war das geplant oder hat es sich einfach ergeben?
Antwort: Definitiv Letzteres! Etwas wie einen Karriereplan habe ich nie verfolgt. Stattdessen bin ich immer meinen Leidenschaften gefolgt. Dass mich dieser Weg irgendwann wieder in meine Heimatstadt Düsseldorf – und dann noch zur Fortuna – führen würde, hätte ich vor einigen Jahren selbst nicht für möglich erachtet.
F: Wer hat dich zur Fortuna geholt? Und wie ist das abgelaufen?
A: Als regelmäßiger Stadiongänger hatte ich immer Kontakt zur Fortuna – aber, wie die meisten Fans, eher aus der Perspektive des Außenstehenden. Als der intensivere Kontakt zur Fortuna entstand, war ich dann bereits beruflich im Fußball unterwegs. Damals allerdings noch in Manchester, von wo aus ich jedoch viele Spiele in der Heimat besucht habe. Es kam dann zu ersten Treffen mit Vertretern des Aufsichtsrats, anschließend auch mit Robert Schäfer. Wir haben dabei lange über die Fortuna und ihre Zukunft gesprochen. Und ich hatte unmittelbar das Gefühl, dass damals der ehrliche Wunsch vorhanden war, die Fortuna nicht nur wirtschaftlich nach vorne zu bringen, sondern auch ihre Verwurzelung als mitgliedergeführter Verein zu bewahren. Das war mir besonders wichtig, hatte ich doch zuvor zur „50+1“-Regel promoviert und mich intensiv mit Beispielen auseinandergesetzt, in denen der Anteilsverkauf an einen Investor in einer mittelschweren Katastrophe endete.
F: Du bist ja seit deinem siebten Lebensjahr F95-Fan – wer hat dich dazu gemacht?
A: Als Kind habe ich selbst häufig gegen die Fortuna antreten dürfen. Meistens gab es auf die Mütze. Parallel bin ich regelmäßig mit meinem Vater und meinem Bruder ins Stadion gegangen. Familienblock im alten Rheinstadion. Zumeist war es eine gespenstische Stimmung in der überdimensionierten Betonschüssel. Manchmal kaum 10.000 Leute vor Ort. Aber irgendwie bin ich trotzdem hängengeblieben. Heutzutage ist es fast schon eine verrückte Vorstellung, in diesen Jahren zur Fortuna gefunden zu haben…
F: Hast du selbst je Fußball gespielt? Oder was ist dein Sport?
A: Als Kind habe ich selbst Fußball gespielt. Bei BV04. Das Osterturnier war damals immer das Highlight im jährlichen Sportkalender. Irgendwann bin ich dann über Tennis im Ausdauersport gelandet – und habe die letzten Jahre, halbwegs regelmäßig, Triathlon betrieben. Mit der Fortuna-Triathlon-Abteilung haben wir dabei ein paar schöne Läufe zu Auswärtsspielen gemacht, z.B. nach Mönchengladbach oder zu Rot-Weiß Essen. Sofern ich es meine Freizeit zulässt, boxe ich nebenher noch ein wenig.
F: Stimmt es, dass du eine Dauerkarte für die Süd hast und die meisten Heimspiele im Block verfolgst?
A: Ja, das stimmt. Ich habe seit Jahren eine Dauerkarte für den Stehplatzbereich – und habe sie auch nicht abgegeben, als ich in Berlin oder in Manchester gewohnt habe. Aus England heraus war es dahingehend wahrscheinlich die anspruchsvollste Zeit; ist doch ein guter Teil meines Gehalts unmittelbar in Flüge geflossen. Im Durchschnitt habe ich aber wohl jedes zweite Heimspiel sehen können. Der schöne Nebeneffekt davon: Bei United kennt nun jeder Fortuna Düsseldorf!
Auch heute versuche ich noch möglichst viele Spiele ganz oder teilweise aus dem 39er zu verfolgen. Manchmal ist es aufgrund beruflicher Verpflichtungen nicht möglich. Aber ansonsten schaue ich am liebsten von dort mit den Freunden, mit denen ich seit Jahren zum Fußball gehe.