Der Fahrradladen „Düsselrad“ an der Konkordiastraße ist nicht nur ein Unikum unter den hiesigen Velo-Schuppen, sondern eine veritable Institution in Düsseldorf. Daran trägt auch Gründer und Inhaber Franz-Josef Maes, den alle nur „Jojo“ nennen, einen Großteil Schuld, weil er mit seiner Meinung rund ums Rad sowie den restlichen Verkehr nicht hinterm Berg hält und auch sonst für klare Standpunkte bekannt ist. Natürlich unterstützt Düsselrad die städtische Initiative Düsselrad – auch wenn er selbst an ein fahrradfreundliches Düsseldorf nicht so recht glauben mag. Wir haben ihn dazu befragt. [Weil wir uns schon eine Weile kennen, wird Jojo im Folgenden natürlich geduzt.]
[1] Dir eilt ein bisschen der Ruf voraus, ein Fahrradfanatiker sein – trifft das zu?
Ich bin Fanatiker von gar nichts, auch nicht vom Fahrrad. Alles was Räder hat, mag ich: ob Drahtesel, Motorrad oder Auto. Nur schön muss es sein.
[2] Dann bist du also gar nicht dafür, die Stadt Düsseldorf auf Teufel komm raus fahrradfreundlich zu machen?
Ehrlich gesagt glaube ich nicht daran, dass man aus einem Dorf, an dem über mindestens 700 Jahre ständig herumgeschraubt wurde, überhaupt eine totale Fahrradstadt machen kann – mit ein paar Radwegen ist es ohnehin nicht getan. Sieht man ja am Dilemma mit der Radspur damals auf der Luegallee. Hat nicht funktioniert, weil es kein Konzept gab und die Autofahrer zu stark in ihren Interessen beschnitten wurden.
[3] Was wäre denn deiner Meinung nach ein brauchbarer konzeptioneller Ansatz?
Die Grundvoraussetzung für ein vernüftiges Stadtverkehrssystem wäre, wenn die Verkehrsteilnehmer nicht immer nur in Fraktionen denken würden, also Radler gegen Fußgänger, Autochauffeure gegen Radfahrer und so weiter. Die Leute sind doch nie nur Mitglied einer Gruppe. Ich fahr mit dem Rad in der Stadt, gehe auch zu Fuß, nutze ein Motorrad und bin manchmal auch mit dem Auto unterwegs. Wenn sich alle Bürger im Straßenverkehr immer auch daran erinnern würden, dass sie nicht nur Radler, Fußgänger oder Autofahrer sind, wäre viel geholfen.
[4] Was hältst du in diesem Zusammenhang von den Radspuren auf der Friedrich- und der Elisabethstraße vom Bilker Bahnhof bis zur Heinrich-Heine-Allee?
Wenn wieder nur Fahrbahnmarkierungen angebracht werden, wird das nichts. Es geht um den Interessenausgleich. Kriegen die Radler dort mehr Rechte, darf das nicht zu Lasten der Fußgänger und Autofahrer gehen. Ich werde mir die Sache jedenfalls genau anschauen und mir dann eine Meinung bilden.
[5] Schaut man sich die Entwicklung im internationalen Maßstab an, da schwanken die Konzepte zwischen „Velo-Highway“ und „Shared Space“ – ist beides nicht zu radikal?
Die reinen Fahrradschnellstraßen – wie gerade eine im Ruhrgebiet entsteht – sind eine feine Sache für Pendler. Man sollte viel mehr nach aufgelassenen Bahntrassen und ähnlichem schauen; dann könnten mehr davon entstehen, ohne dass aufwändige Infrastrukturen geschaffen werden müssen. Das Konzept, in der Innenstadt die Grenzen zwischen Fahrbahn, Bürgersteig und Radweg komplett aufzuheben, alle Fahrbahnmarkierungen und Ampeln zu entfernen und die Zahl der Verkehrschilder drastisch zu reduzieren, ist nachahmenswert. In den Niederlanden haben ja schon einige Gemeinden sehr gute Erfahrungen damit gemacht. Vielleicht ist das in Sachen Straßenverkehr überhaupt am wichtigsten: Weniger regulieren, um so die Eigenverantwortung der Verkehrsteilnehmer zu stärken.