Lesestück · Ach, es ist schon ein Kreuz mit der Historie. Solange der Adel das Sagen hatte, kam es ständig zu verwickelten Familiengeschichten, verlorenen und gewonnenen Fürstentümern und Grafschaften sowie zu diverse Kriegen und Morden. So ist auch die Geschichte des Bergischen Löwen, der nicht nur das Düsseldorfer Stadtwappen ziert, ausgesprochen kompliziert … und beginnt in der Grafschaft Limburg; nicht zu verwechseln mit dem Herzogtum Limburg, das in den Niederlanden und Belgien liegt. Jedenfalls erbaute Graf Dietrich von Altena-Isenberg so um 1240 das Schloss Hohenlimburg, eine für die Zeit typische Höhenburg. [Lesezeit ca. 4 min]

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Jedenfalls war ein gewisser Theoderich erster Bewohner der neuen Burg und nannte sich fortan Graf von Limburg. Und der entschied sich für den Löwen als Wappentier. Genauer – um mal die Sprache der Heraldik zu bemühen – für einen aufsteigenden, zweischweifigen Löwen mit ausschlagender Zunge. Abgeguckt hat er sich das Tier bei den Luxemburgern, die wiederum den doppelten Schwanz als Symbol für die Vereinigung zweier Linien passend fanden. Also ist der Bergische Löwe eigentlich ein Limburger Löwe.

Der Bergische Löwe am Südende der Kö (Foto: TD)

Der Bergische Löwe am Südende der Kö (Foto: TD)

Wie gesagt: Die Adelslinien sind verworren. Damit aus dem limburgischen ein bergischer Löwe werden kann, muss man auf das Haus Berg schauen, das zu seinem Namen kam, weil sich um 1080 ein lokaler Fürst mal eben Adolf I. von Berg (bzw. „de Monte“ oder „vom Berge“) nannte. Schließlich hatte dessen Geschlecht sein Heim auf einem Berg in der Gegend. Einer seiner Nachfolger, Engelbert II. von Berg, der zudem Erzbischof von Köln war, wurde 1225 ermordet, was das Ende der männlichen Linie dieser Sippe mit sich brachte; das Haus Berg fiel in der Folge an das Haus Limburg. Und zwar in Gestalt von Heinrich von Limburg.

Gemälde "Die Schlacht von Worringen" (1892) von Johann Peter Theodor Janssen

Gemälde „Die Schlacht von Worringen“ (1892) von Johann Peter Theodor Janssen

Und jetzt kommt’s. Dessen Sohn Adolf V. nahm 1288 mit den bergisch-limburgischen Truppen sowie diversen paramilitärischen Rabauken, darunter ein paar Händevoll Düsseldorfer Fischer und Bauern, an den Schlacht von Worringen teil, nahm den Erzbischof von Köln, den Siegfried von Westerburg, gefangen und gewann so das Gemetzel in der Fühlinger Heide. Adolf hatte ein Händchen für Geld und Macht und wollte sein wachsendes Reich unbedingt an den Rhein bringen. Also erhob er das winzige Düsseldorf zur Stadt und baute dort ein Schloss (das in Wahrheit eine Burg) war – direkt am Rheinufer.

Das Wappen der Landeshauptstadt Düsseldorf

Das Wappen der Landeshauptstadt Düsseldorf

Durch allerlei männliche Aussterbereien und Vererbungen entstand in den folgenden Jahren das weithin anerkannte Herzogtum Berg mit dem Graf Adolf, das wie selbstverständlich das limburgische Wappen mit dem wehrhaften Löwen übernahm. Ja, die Raubkatze wurde offiziell Teil des Düsseldorfer Stadtwappens und ist es bis heute geblieben. Über die Jahrhunderte wurde der Löwe so zum Symboltier der bis ungefähr 1860 ziemlich kleinen Stadt. Der weltberühmte Löwensenf verdankt ihm seinen Markennamen. Offiziell war Düsseldorf Hauptstadt der Grafschaft, später des Herzogtums Berg, das je nach der Verbindung mit diesem oder jenem Adelsgeschlecht unterschiedlich groß und bedeutend war.

Das Großherzogtum Berg wie es Kaiser Napoleon haben wollte

Das Großherzogtum Berg wie es Kaiser Napoleon haben wollte

Zu Zeiten der napoleonischen Besetzung wurde es mit etlichen rheinischen Ländereien arrondiert zum Großherzogtum Berg; es reichte im Süden der Rhein hinab bis Remagen, im Norden bis ins Emsland, war im Westen durch den Rhein begrent und umfasste Teil des westlichen Westfalen. In dieser Gestalt wurde es Teil des von Napoleon initiierten Rheinbundes von 1806. Plötzlich war Düsseldorf Hauptstadt des Rheinlandes … na ja, wenigstens des rechtsrheinischen Teils, denn alles, was am linken Ufer lag, zählte zum französischen Kaiserreich.

Während der Bergische Löwe auf Wappenschilden früher gelegentlich Waffen trug, bekam er ungefähr im 15. Jahrhundert den Anker in die Hand, dies als Bekenntnis zum Rhein und der Schifffahrt auf der damals schon bedeutenden Wasserstraße. Und so ist es bis heute geblieben.

Übrigens heißt das Bergische Land nicht deshalb bergisch, weil es so hügelig ist, sondern weil es das Kernland der Grafschaft bzw. des Herzogtums Berg ist. Und historisch betrachtet ist unser schickes Düsseldorf seit 1288 Hauptstadt dieses bergischen Landes. Dass sich die Einwohner der Landeshauptstadt im Wesentlichen als Rheinländer fühlen, daran trägt eben Kaiser Napoleon die Schuld. Wenn man aber einmal genauer auf die Mentalitätsunterschiede der kölschen Rheinländer und der Düsseldorfer schaut, wird deutlich, woher dieses spezifisch düsseldorferische Nörgeln und Granteln stammt, das man an den Stammtischen der hiesigen Wirtschaften oft noch findet, stammt: es ist das bergische Erbe.

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