Ein klug-witziger Kopf hat vor nicht Langem mal gesagt: „Die aktuelle Herrenmode ist die Rache der Schwulen an den Homophoben.“ Wenn man den Jogi-Pogi im bauchfaltenbetonenden Enghemd oder im süßen Körperanzug auf der Bank der DFB-Auswahl hocken sieht, könnte man drauf kommen, dass sich homosexuelle Modeschöpfer bei diesem Anblick scheckig lachen. Oder auch angesichts der bundesweit sichtbaren Fotos des F95-Söldners Demirbay, den man für ein Linsengericht beim HSV ausgeliehen hat. Der musste nämlich zur Strafe ein Frauenfußballspiel schiedsen. Weil aber so schnell keine richtigen Frauen zur Hand waren, drängte man sich D-Jugend-Mädchen auf. So betrat die aktuelle Nummer 10 im himmelblauen Wollmantel von Strellson, dunkler Armani-Jeans, feinen Schühchen und weiteren schicken Accessoires den Acker zum D-Jugend-Spiel der SSVg 06 Haan gegen Blau-Weiß Langenberg. Vermutlich trug er drunter farblich passende Dessous. Und dürfen und sollen ja auch Profifußballer anziehen dürfen, was sie wollen – vor allem in ihrer Freizeit. Wenn sie aber sozusagen im Namen des Vereins unterwegs sind, sollten sie sich an den Dresscode halten.

Dresscode? Welcher Dresscode? Unternehmen, denen ihre Außendarstellung und Fremdwahrnehmung wichtig sind, haben so etwas. Es handelt sich um eine schriftlich fixierte Richtlinie, die aussagt, was die angestellten Kicker anzuziehen haben, wenn sie offiziell für den Laden auf Achse sind. Professionell geführte Fußballvereine haben sowas auch. Nicht die Fortuna. Aber das Elend beginnt ja schon bei der Idee für diese „Strafe“. Die kann eigentlich nur von Paul Jäger gekommen, dem Intuitions-Virtuosen, der viel aus dem Bauch heraus tut und oft etwas sagt oder macht, und hinterher drüber nachdenkt. Dass der Herr Demirbay ein Frauenfußballspiel pfeifen sollte, weil er wegen Schiedsrichterinnenbeleidigung 3+2 Spiele Sperre aufgebrummt gekriegt hat, entspricht dem Jäger’schen Humor, den F95-Mitglieder aus seinen Büttenreden auf Jahreshauptversammlungen her kennen. Dort präsentiert er in seiner Eigenschaft als Finanzvorstand das Zahlenwerk mit maximalem Populismus – wenn er nicht wie jüngst die Gelegenheit für eine peinliche Rechtfertigungs-Show nutzt. Und weil aller Wahrscheinlichkeit nach der aktuelle Kommissarische den Einfall hatte, musste er auch den absurden Auftritt des vom Verein verdonnerten Herrn Demirbay verteidigen. Und zwar mit dem bizarren Argument, man solle mal sonntags zu solchen Jugendspielen gehen, da würden oft Eltern in Zivil pfeifen. Ihr sehr ergebener Berichterstatter wird demnächst öfter mal bei D-Jugend-Partien auflaufen und eine Eilmeldung verzapfen, wenn ihm der erste Kickpapa im hellblauen Strellson-Mantel begegnet – versprochen.

Der frauenfeindliche DFB und seine beste Schiedsrichterin
Ausgangspunkt war ja ein Vorfall beim Spiel der glorreichen Fortuna bei irgendeinem Provinzclub, denn die Herren in Rot mal eben abfieselten. Geleitet wurde die Begegnung von unserer Bibi, der Heldin, die uns beim Aufstieg in die Zweite Liga im Mai 2009 so herzlich begleitete und uns überhaupt meist Glück bringt. In echt heißt die Dame Bibiana Steinhaus, ist von Beruf Polizisten und derzeit die einzige Frau, die in einer der DFL-Ligen Spiele leiten darf. Wes Mannes Kind die scheintoten Altherren des DFB sind, zeigt sich daran, dass Bibi zwar regelmäßig Zweit-Liga-Spiele schiedsen darf, aber in der ersten Liga über den undankbaren Posten der vierten Offiziellen nicht hinaus kommt. Das ist so typisch für den Verband, der in den Korruptionshitparaden gerade ganz oben steht, dass man lachen möchte.

Weil eben auch Hundertausende Damen qua ihrer Vereine zum DFB gehören, möchte man ein bisschen so tun, als fände man das ganz toll, dass Mädchen und Frauen auch Fußball spielen und, ja, sogar richtige Schiedsrichterinnen hervorbringen. Aber man möchte das dann auch wieder nicht zu doll. Nun soll der Herr Demirbay nach dem Bezug der Gelben Karte durch die Bibi lauthals gemosert haben, Frauen hätten beim Fußball nichts zu suchen (oder so ähnlich). Kann sein, dass er ihr auch noch eine echte Beleidigung zugeflüstert hat. Jedenfalls rupfte sie die Rote zusätzlich aus der Hose, und diese nicht ganz so helle Kerze am Fortunabaum flog vom Platz. Immerhin hatte er den Mumm, sofort nach Spielhaus zu Bibi in die Kabine zu schlüpfen, um sich zu entschuldigen. Die musste aber dem Regelwerk entsprechend in Sachen Rot-Gelb einen Zusatzbericht anfertigen, der dann diese sogenannte „DFB-Gerichtsbarkeit“ (Was für eine Anmaßung!) ins Rollen brachte.

Nehmen wir mal zugunsten des Leihspielers an, er hab kein F-Wort benutzt und es wirklich bei seiner Meinung über Damen auf Rasen belassen. Dann hatten die grauen DFB-Verrichter aber ein ziemliches Problem. Denn dann galt der verbale Angriff ja nicht der lieben Bibiana Steinhaus aus Niedersachen, sondern dem DFB selbst. Und weil man umso schärfer reagiert, je mehr man sich an einer schwachen Stelle erwischt wird, brummten die Scheinrichter in der Schneise dem Herrn Demirbay fünf Spiele Sperre, davon zwei auf Bewährung, auf. Quasi um ein Exempel zu statuieren, dass zwar die Männerschaft des DFB diesen ganzen Frauenfußballquatsch nicht ernstnimmt, man sich aber nicht bieten lasse, dass jemand das auch noch ausspricht.

Die Frauenverachtung der sogenannten Fußballfans
Hätten die DFB-Herren (Achtung: Macho-Jargon!) Eier in der Hose, würden sie a) Frau Steinhaus auch in der ersten Liga und im DFB-Pokal oberhalb des Achtelfinales einsetzen und hätten b) eine eher symbolische Strafe aussprechen müssen. So aber geben sie den frauenfeindlichen Affen in den Stadien der Republik Zucker. Nicht nur von F95-Männchen hörte man, dass es doch wohl bescheuert sei, einen Profi für fünf Spiele zu sperren, wenn ein Kicker, der seinem Kontrahenten fast die Gräten gebrochen hat, nur vier kriegt. Andere bezeichneten die Bibi als „Mimose“, die sich doch bitte nicht so hätte anstellen müssen. Die Mehrheit aber war der Ansicht, Demirbay habe doch Recht mit seiner Aussage, dass Frauen im Männerfußball nix zu suchen hätten.

Das Tolle ist ja, dass wir bei Fortuna mehrheitlich Bibi-Fans sind und die vielen F95-Fans, die sich mit dem Fußball auskennen, anerkennen, dass Frau Steinhaus eine richtig gute Schiedsrichterin ist. Zumal im Vergleich mit den üblichen Referee-Losern, die wir oft ertragen müssen. Ihr sehr Ergebener mag übrigens Frauenfußball, schaut sich Spiele im Fernsehen an und hat auch schon die eine oder andere Live-Partie besucht. Ist aber der Meinung, dass Männer- und Frauenfußball zwei verschiedene Sportarten sind – etwa so wie Baseball und Softball. Vermutlich liegt hier das Dilemma, dass der Frauenfußball in den DFB integriert ist. Alles wäre einfacher, gäbe es einen eigenen Dachverband.

Bei Licht betrachtet war aber schon der Einfall, Herrn Demirbay als Sühne ein Frauenfußballspiel pfeifen zu lassen, tendenziell frauenfeindlich. Wie kann es eine Strafe sein, Referee zu sein, wenn Mädchen kicken, wenn man den Frauenfußball ernstnähme? Weil es unter der Würde eines Kickerrüden ist, den Rasen zu betreten, wenn Mädchen das Spiel spielen? Weil so der Spieler lernt, was Schiris auszuhalten haben? Bei einem D-Jugend-Mädchen-Kick? Nicht dein Ernst… Wahrscheinlich war es lustig gemeint, aber dann ist es lustig auf dem Niveau eines Herrenwitzes. Und dann kann man es dem Herrn Demirbay nicht mehr übelnehmen, dass er im Mode-Outfit aufgelaufen ist und so zeigte, was er von der Aktion wirklich hielt.

Das Elend mit der Fortuna-Kommunikation
Und weil bei der Fortuna niemand, niemand, niemand Ahnung von zielgerichteter Kommunikation hat, prangt heute in den Gazetten und auf deren Online-Seiten Fotos von einem Fortuna-Profi im himmelblauen Mäntelchen und Sexy-Hose im Kreise von zwölfjährigen Mädchen. Je nach Grad an Machismo werden die Bilder hämisch kommentiert oder bemüht lustig annotiert. Immer auf Kosten der Fortuna. Und der DFB ist wieder mal fein raus.

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