Aus heutiger Sicht fragt sich der interessierte Bürger schon, aus welchen Gründen die Städtepartnerschaft zwischen Düsseldorf und der polnischen Hauptstadt Warschau zustande kam. Zumal von dieser Partnerschaft in beiden Städten so gut wie nichts sichtbar wird. Ja, es finden regelmäßige Austauschprogramme zwischen den Studierenden verschiedener Hochschule hüben und drüben statt, und des Öfteren reisen deutsche und polnische Fußballmannschaften, vor allem aus dem Jugendbereich zu Freundschaftsspielen oder im Rahmen von Turnieren in die jeweils andere Stadt. Aber sonst? Erst wenn man auf das Jahr schaut, in dem die Partnerschaft offiziell besiegelt wurde, kann man sich zusammenreimen, wie sie entstanden ist.

Willy Brandts Kniefall und die Solidarność

Das moderne Warschau (Foto: iha holidays)

Das moderne Warschau (Foto: iha holidays)

Wir reden von 1989, dem Jahr, in dem die Gewerkschaftsbewegung Solidarność, die noch bis in den Winter 1988 verboten war, im Rahmen der Wende an die runden Tische kam. Handelsbeziehungen zwischen Deutschland und Polen hatte es – verstärkt nach Willy Brandts Kniefall von Warschau im April 1970 – nach dem Krieg immer schon gegeben, und Düsseldorf erwies sich immer wieder als der wichtigste Platz für Geschäfte zwischen Unternehmen bzw. Staatsbetrieben der beiden Länder. Weil sich Politiker und Unternehmer von den Veränderungen im Ostblock durch die Wende mehr und besseres Business versprachen, waren sie sehr erpicht, mit den neuen Kräften in den noch oder ehemals sozialistischen Staaten zu kooperieren. Darunter eben auch Polen.

2015 war Fortuna U12 zu Gast in Warschau (Foto: Fortuna Düsseldorf)

2015 war Fortuna U12 zu Gast in Warschau (Foto: Fortuna Düsseldorf)

Eine politische Freundschaft zwischen Warschau und Düsseldorf gab es bereits kurz nach dem Beginn der Streiks auf der Leninwerft in Danzig – betrieben vor allem von hiesigen Gewerkschaftern und Sozialdemokraten. Und so wurde 1989 die offizielle Städtepartnerschaft besiegelt. Besonders öffentlichkeitswirksam hat man diesen Akt offensichtlich nicht zelebriert, denn Medienberichte über eine Unterschriftenzeremonie sucht man vergebens. Sowohl der damals amtierende Oberbürgermeister Klaus Bungert von der SPD, als auch sein ewiger Kontrahent von der CDU, Josef Kürten, waren wohl mehrmals zu Besuch in Warschau, ob auch die NachfolgerInnen Marlies Smeets, Joachim Erwin und Dirk Elbers mal da waren, ist nicht überliefert.

Vor sich hin dümpelnd…

So dümpelt diese Städtepartnerschaft vor sich hin. OB Thomas Geisel besuchte Warschau im Oktober 2016, und man versprach sich gegenseitig, die Beziehung auszubauen. Zu spüren ist davon wenig. Wie bedeutend die Partnerschaft in der Realität ist, zeigt auch, dass es in Düsseldorf zwar eine Warschauer Straße gibt, es sich dabei aber um kaum 100 Meter Zufahrtsweg innerhalb des Handelszentrums am Oberbilker Markt handelt.

[Fotos: Titelbild – Galiniak via Wikimedia unter CC BY-SA 3.0; modernes Warschau – iha holidays]

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