Die Pfeiler der Hammer Eisenbahn auf der Neusser Rheinseite sind so etwas wie eine Graffiti-Galerie. Hier finden sich Sprühbilder außergewöhnlicher Qualität. Weil Sprayer untereinander Respekt vor der kreativen Leistung anderer haben, bleiben besonders schöne Stücke lange erhalten und werden nicht mit neuen Graffiti überdeckt. Seit Ende Juni prangt ganz vorne, von der Düsseldorfer Seite aus gut sichtbar, ein Banner, das einer außergewöhnlichen Düsseldorfer Gestalt gewidmet ist: Hilarius Gilges.
Geboren wurde er 1909 als Sohn der Textilarbeiterin Maria Stüttgen und eines Afrikaners, dessen Name und Herkunft ungeklärt blieb. Mit 16 oder 17 schloss sich der junge Arbeiter, der in der Altstadt aufwuchs, dem kommunistischen Jugendverband an und geriet so in die Zeiten der schweren Straßenschlachten zwischen Nazis und Antifaschisten in Düsseldorf. Bekannt wurde er als Laienschauspieler einer kommunistischen Agitprop-Theatertruppe. Nach allem, was man weiß, war Lari – wie er wohl von Freunden und Genossen genannt wurde – ein ziemlich wilder Kerl, der sich aktiv an den Auseinandersetzungen in der tief gespaltenen Stadt beteiligte.
Bei den Reichstagswahlen 1930 erreichte die NSDAP um die 17 Prozent der Stimmen; die katholische Zentrumspartei kam auf rund 30 Prozent, und die KPD und die SPD erreichten gemeinsam in etwa dasselbe Ergebnis. Und dann war da noch die Deutsch-nationale Volkspartei (DNVP), die mit dem Aufkommen der Nazi-Partie deutlich an Stimmen verlor. Der Verband ehemaliger Frontsoldaten „Stahlhelm“ galt als bewaffneter Arm dieser Truppe und stand ab etwa 1928 bei den Straßenschlachten auf Seiten der Nazis.
Nachdem 1931 ein Stahlhelm-Mann bei einer solchen Auseinandersetzung tödlich verletzt wurde, nahm man Gilges fest und verurteilte ihn wegen Körperverletzung und unerlaubtem Waffenbesitz zu einem Jahr Gefängnis. Es steht zu vermuten, dass er nach diesem Vorfall auf die Todeslisten der SA gelangte. Nicht nur wegen seiner Hautfarbe und seiner Theaterauftritte war Hilarius in Düsseldorf stadtbekannt, und als er nach der Machtergreifung durch die NSDAP in den Untergrund ging und in Düsseldorf blieb, fiel es ihm schwer sich zu verstecken.
In der Nacht zum 20. Juni 1933 wurde er, vermutlich von sechs SA- und SS-Angehörigen, aus seiner Wohnung in der Ritterstraße Nr. 36 in der Düsseldorfer Altstadt zum Rheinufer verschleppt, dort brutal misshandelt und ermordet. An seinem Körper befanden sich sowohl Schuss- als auch Stichwunden, die Arme waren ausgekugelt, und in der Lunge wurde Sand gefunden.[2] Die Täter wurden, auch nach Ende des Nationalsozialismus, nie gerichtlich verurteilt. [Quelle: Wikipedia]
Es hat bis in die Achtzigerjahre hinein gedauert bis sich die Stadt an Hilarius Gilges erinnerte. Heute gibt es eine Gedenktafel an der Tonhallenpassage, und 2003 wurde der Platz an der Kunstakademie nach ihm benannt. Das Graffito an der Hammer Eisenbahnbrücke entstand zu seinem Todestag.
7 Kommentare
Welchen Grund gibt es, einen kommunistischen Straßenschläger zu feiern?
Weshalb zeigt das Graffito Hammer und Sichel, Symbol des Kommunismus, der mindestens 100 Millionen Menschen das Leben genommen hat?
Wir erinnern an einen aktiven Kämpfer gegen den Nazi-Regime, der von SA- und SS-Leuten erschlagen wurde, als einen bedeutenden Bürger dieser Stadt. Was Sie da plärren, ist dumpfe, antikommunistische Hetze. Übrigens: Sie müssen das alles hier nicht lesen, Sie können einfach wieder zurück in Ihre Filterblase.
Wir halten fest: Sie bestreiten nicht, dass der Kommunismus Millionen Menschenleben genommen hat. Sie befürworten sein Symbol – Hammer und Sichel.
Eine menschenverachtende Ideologie zu hinterfragen: Für Sie „antikommunistische Hetze“.
Sorry, aber auf ihr Geseire im Detail einzugehen, ist uns einfach zu blöd. Gehen Sie einfach weg. Gibt woanders genug Zeug zu lesen, dass in ihr Weltbild passt.
Das ist aber schwach, lieber Herr Bartel. Ich hatte Sie doch im Namen der Leser gebeten, ihnen Ihre Unterstützung für eine totalitäre Ideologie, den Kommunismus, zu erklären. Das halten Sie offenbar nicht für nötig. Schade.
Nein, das halten wir nicht für nötig. Wo kämen wir denn hin, wenn wir auf jede ideologisch gefärbte Provokation eingehen würden?
Dem Herrn Märker scheint die Tatsache des Totschlags selbst eher nebensächlich zu sein. Seiner Logik zufolge wäre es dann auch legitim, einen Neonazi zu erschlagen, weil dessen Ideologie in der Vergangenheit vielen Millionen Menschen das Leben gekostet hat. Echt krank, Sippentotschlag für alle. Ekelhaft!