Wenn in Düsseldorf von Jakobe von Baden die Rede ist, dann beinahe immer im Zusammenhang mit der Legende um ihren Tod. Denn sie gilt als das einzige Schlossgespenst der schönsten Stadt am Rhein. Diese Frau des 16. Jahrhunderts auf ihr schlimmes Ende zu reduzieren, wird ihrer Persönlichkeit nicht im Mindesten gerecht. Wobei: Weil sie a) Waise war und b) „nur“ zwangsverheiratete Gattin des einigermaßen verblödeten Herzogs Johann Wilhelm (nicht zu verwechseln mit dem sympathischen Jan Wellem!) war, wissen wir über ihr Wirken nicht sehr viel, und was wir wissen, stammt aus zeitgenössischen Quellen, die ihr nicht wohlgesonnen waren.
Ihr Schicksal wurde den Zeiten entsprechend dadurch geprägt, dass sie als Protestantin geboren, aber am Hof des Herzogs von Bayern katholisch aufgewachsen ist. Da sie sich selbst auch nie so richtig auf eine der beiden konfessionellen Seiten gestellt hat, schlug ihr Misstrauen sowohl von der einen als auch der anderen Kirche entgegen. Und das machte sie angreifbar. Ihr Gatte war – nach allem, was man weiß – ein ziemliches Arschloch, dem sogar die Verachtung des eigenen Vaters entgegenschlug. Die Schwäche des Johann Wilhelm führte nicht nur zum Verfall der Herzogtümer Jülich-Kleve-Berg, sondern vor allem dazu, dass irgendwelche Hintermänner, irgendwelche Verwaltungshanseln und einflussreiche Familien das Sagen in Düsseldorf hatten. Und als sich Jakobe meinte, in die politische Führung einzumischen, wurde sie kaltgestellt. Ihre schlimmste Feindin war ihre Schwägerin, Sibylle von Jülich-Kleve-Berg, die Schwester des verrückten Johann Wilhelm, die sich mit einem ganzen Strauß an Intrigen massiven Einfluss auf die Politik erschlichen hatte und Jakobe einfach weghaben wollte. Das gelang ihr, indem sie auf sehr lange Hebel bis hoch zum Vatikan drückte. Also wurde Jakobe im Jahr 1593 im Stadtschloss festgesetzt. Nein, man kann nicht sagen, dass sie eingekerkert war; man kappte tatsächlich alle sozialen Kontakte nach außen bzw. kontrollierte penibel, wer Jakobe im Schloss besuchen durfte. Vermutlich hat die unglückliche Herzogin hinter den dicken Mauern ein recht lockeres Leben geführt – von mindestens einem amourösen Abenteuer weiß man. Nur, solange sie am Leben war, konnten ihre Gegner nicht sicher sein, die Macht wirklich in Händen zu haben. Ob die unglückliche Jakobe von Baden in der Nacht zum 3. September 1597 im Alter von 39 Jahren wirklich ermordet wurde, lässt sich nicht beweisen. Sicher ist, dass sie von ihrem Kämmerer am Morgen jenes Tages in ihren Schlafgemächern tot aufgefunden wurde. Der Weg zur Macht im fast schon zerfallenen Herzogtum war frei für Sibylle. Weil sie ihre Schwägerin aber anscheinend gehasst hat, versuchte sie systematisch, Jakobe und ihr Schicksal totzuschweigen – das ihr zustehende Begräbnis in St. Lambertus wurde ihr verweigert, und erst 1820 wurden ihre Gebeine in der Stiftskirche beigesetzt.Historiker*innen, die sich mit Jakobe befasst haben, vergleichen sie zumindest ansatzweise mit Maria Stuart, die auch zwischen den Konfessionen stand und diesen Zustand mit dem Leben bezahlte. Weil Jakobes unmittelbarer Einfluss auf die Politik des Herzogtums nur wenige Monate wirkte und die diversen Schranzen ihr jede Menge Steine in den Weg legten, hinkt der Vergleich natürlich – denn Maria Stuart war eine waschechte Politikerin.