Lesestück · Selbst ältere Düsseldorfer:innen, die sich mit der Stadt, ihren Geschichten und Gesichtern gut auskennen, wissen oft nichts mit dem Namen Loogen anzufangen. Auch unter den Chronisten der glorreichen Fortuna gibt es im Hinblick auf diese Persönlichkeit bisweilen Gedächtnislücken. Dabei handelt es sich um einen begnadeten Arzt, der unsere schöne Stadt mit der Gründung der Düsseldorfer Kardiologenschule auf die Weltkarte der Medizin gebracht hat. Dass er zudem erfolgreicher Fußballer im Trikot des FC Bayern München und von Fortuna Düsseldorf war und bei der Fußball-WM 1954, die mit dem Wunder von Bern endete, den Mannschaftsarzt gab, wissen dann nur noch wenige. Grund genug sich einmal mit Professor Dr. Franz Loogen zu befassen. [Lesezeit ca. 3 min]
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Vor rund 16 Jahren tauchte der Name allerdings in einem eher unschönen Zusammenhang auf. Nachdem der ungarische Kapitän Ferenc Puskás schon nach der Finalniederlage über Doping gesprochen hatte, stellte sich heraus, dass der Platzwart des Berner Wankdorfstadions leere Ampullen gefunden hatte. Außerdem wurde bekannt, dass mehrere der Fußballhelden nach der WM an Hepatitis erkrankt waren, sich teilweise lebenslange Schäden zugezogen hatten und dass möglicherweise zwei der Spieler an den Folgen gestorben sind. Schnell waren sich die Experten einig, dass mit einiger Wahrscheinlichkeit eine Masseninjektion die Ursache war.
Dr. Loogen gab 2004 schließlich zu, dass er als Mannschaftsarzt den Akteuren Vitamin C gespritzt hatte. Die Idee habe Helmut Rahn aufgebracht, der erfahren haben wollte, dass man so brasilianische Kicker zu Höchstleistungen getrieben habe. Verschwörungstheoretiker raunten in der Folge, man habe Herbergers Schützlingen Pervitin, ein Metaphetamin, verabreicht – so wie man Wehrmachtssoldaten vor Kampfeinsätzen gedopt habe. Sicher ist also, dass gespritzt wurde. Und weil es damals noch keine Einwegspritzen gab, bekamen alle dieselbe Nadel, die vor der Injektion nur in heißem Wasser gereinigt wurde, in die Vene gestochen.Dass Franz Loogen als Mannschaftsarzt fungierte, war purer Zufall. 1948 spielte Loogen als linker Läufer bei der Fortuna in der Oberliga West. Bei einem Freundschaftsspiel der von Herberger betreuten Studierenden der Kölner Sporthochschule gegen F95 lernte „der Chef“ den begabten Kicker und approbierten Mediziner mit Erfahrung als Lagerarzt in der Kriegsgefangenschaft kennen. Als der eigentliche Mannschaftsarzt kurzfristig absagte, bat Herberger Franz Loogen den Job bei der WM zu übernehmen. Wobei man wissen muss, dass ein Mannschaftsarzt damals eigentlich nur für mögliche internistische Notfälle dabei war und mit der sonstigen Betreuung der Spieler nichts zu tun hatte.
Schon seine Doktorarbeit befasste sich mit dem Herzkatheder als Untersuchungsmethode bei kardiologischen Erkrankungen. Während er noch bei der Fortuna kickte, wurde Loogen Assistent an der Medizinischen Akademie Düsseldorf, der Vorläuferin unserer Uni. 1948/49 war er an den weltweit ersten Herzkathederuntersuchungen beteiligt und gilt ab diesem Zeitpunkt als der Mediziner, der diese Methodik in der Praxis erprobte und verfeinerte. Weil er neben seiner praktischen Tätigkeit im klinischen Bereich mit großer Energie auch in Lehre und Forschung tätig war, machte er Düsseldorf zum Zentrum der Kardiologie und begründete so die Düsseldorfer Kardiologenschule, die bis heute weltweit einen hervorragenden Ruf hat.Während Franz Loogen die üblichen Karriereschritte eines Mediziners unternahm, die 1967 in der Ernennung zum ordentlichen Professor der 1965 gegründeten Düsseldorfer Universität gipfelte, blieb er der Fortuna erhalten. Bis zum Ende der Saison 1950 kickte er als Rotweißer in der Oberliga bzw. nach dem Abstieg 1949 in der II. Divison dieser Oberliga. So brachte er es auf insgesamt 35 Partien für F95. Unmittelbar nach dem Ende seiner sportlichen Laufbahn engagierte sich Loogen im Verein; von 1961 bis 1962 war er sogar Präsident des TSV Fortuna Düsseldorf. Später engagierte er sich im Beirat und verfolgte das Schicksal der launischen Diva bis ins hohe Alter. Am 3. September 2010 starb er im Alter von 91 Jahren.