Kürzlich radelte ich die Kirchfeldstraße entlang. Zwischen der Tal- und der Jahnstraße lachte mich der strahlend weiße Neubau der Regenbogenschule an, die in Rekordzeit erbaut wurde. Da musste ich an meine eigene Schulzeit denken, die Ostern 1959 in der damaligen Volksschule an der Kirchfeldstraße begann.
Auch bei meiner alten Alma Mater handelte es sich um einen Neubau, der – so genau habe ich es nicht herausfinden können – wohl um 1955, 1956 fertiggestellt wurde. Der Schulhof ging zur Kirchfeldstraße hinaus, im Häuserblock stand dann ein einfacher, rechteckiger Baukörper, der später mit markanten, horizontalen blauen Streifen versehen wurde. Links und rechts gab es Treppenhäuser, und zur Talstraße hin eine kleine Turnhalle. Wir wohnten damals in einem wiederhergestellten Haus auf der Corneliusstraße 118, deren Westseite zwischen der Zimmerstraße und der Bilker Allee noch weitestgehend aus Trümmergrundstücken bestand.
Das lag daran, dass die Tamm’sche Planung einer autogerechten Stadt die Corneliusstraße als Verlängerung der Berliner Allee als sechsspurige Autostraße mit Straßenbahngleisen in der Mitte vorsah. Weiter vorne, also ab der großen Kreuzung in Richtung Innenstadt, hatte man schon Neubauten errichtet. Mein Schulweg führte mich also genau da entlang, an der Ecke zur Kirchfeldstraße bog ich dann zur Schule ab. Die Ostseite der Corneliusstraße kannte ich schon ganz gut, weil es dort einige Geschäfte gab, in denen meine Mutter einkaufte, beispielsweise das Seifenhaus Hauter und die Metzgerei Fenger.
Gegenüber gab es ein Schreibwarengeschäft, das bis über das Jahr 2000 hinaus existierte. Dort kauften wir nicht nur Schulhefte und Stifte, sondern von dort bezogen wir auch die unverzichtbaren Murmeln für das Spiel, das in Düsseldorf „Dötzen“ heißt. Die heißesten Partien fanden am Rand des Fürstenplatzes unter den großen Bäumen statt, wo wir Kuhlen für die Dötze in die Erde scharrten. Tatsächlich bot der Laden auch diverses Spielzeug an, vor allem winzige Modellautos aus Plastik für einen Groschen.
Eingeschult wurde ich zu Ostern 1959. Düsseldorf war noch nicht komplett wiederaufgebaut, deshalb und wegen der rasant steigenden Schülerzahlen des sogenannten „Babybooms“ fehlten Schulgebäude. Das war der Grund dafür, dass wir in meinen ersten beiden Schuljahren noch Schichtunterricht hatten. In der einen Wochen begann der Unterricht morgens um acht, in der nächsten dann nachmittags um zwei. Nachmittagsunterricht war eine furchtbare Sache, denn irgendwie musste man den Vormittag rumbringen, ausgedehnte Treffen mit anderen Kindern und größere Aktionen fielen dann flach. Besonders schlimm war es im Winter, wenn sich die Schulstunden so weit hinzogen, dass wir im Dunkeln erst nachhause kamen.
Meine Lehrerin hieß Christa Kramer, ich glaube, sie wurde noch „Fräulein“ genannt. Sie war eine noch recht junge, freundliche und heitere Lehrkraft, sodass ich mich an meine ersten drei Volksschuljahre gern erinnere. Das Besondere an der Volksschule an der Kirchfeldstraße war, dass es sich um eine Gemeinschaftsschule handelte, also um eine Schule mit protestantischen und katholischen Schülern. Gleich ums Eck auf der Jahnstraße gab es dagegen eine katholische Bekenntnisschule – aus der später die St.-Peter-Schule wurde.
An irgendwelche Schulkameraden erinnere ich mich nicht genau, vor allem die Namen sind mit entfallen. Als ich vor gut zwanzig Jahren wieder ins Viertel zog, gab es auf der Hildebrandtstraße noch einen Schuster. Und es stellte sich heraus, dass der Inhaber tatsächlich, wie ich ab Ostern 1959 in der Klasse von Frau Krämer war.
In diese Zeit fiel der radikale Umbau der Corneliusstraße. Früher gab es als Verbindung zur Erasmus- und zur Heresbachstraße nur ein Loch im Bahndamm mit zwei Fahrspuren und einem Straßenbahngleis. Nun baute man die Unterführung, die heute noch existiert. Nach und nach wurden die Trümmerhäuser gesprengt und abgerissen, sodass neu gebaut werden konnte. Im heißen Sommer 1959, also während meiner ersten großen Ferien, wurde heftig an Wasser- und Stromleitungen gearbeitet. Über die ganze Länge der Ostseite der Corneliusstraße waren Gräben für die Rohre und Kabel ausgehoben, und ich habe noch den Geruch der Isoliermasse in der Nase.
Zu Ostern 1962 wechselte ich dann in die Grundschule an der Lennéstraße in Pempelfort, weil wir eine Wohnung in einem Neubau an der Ecke Tussmann-/Lennéstraße bezogen. Groß umgewöhnen musste ich mich nicht, denn dieses Schulgebäude ähnelte dem auf der Kirchfeldstraße sehr; klar, baute man damals doch die Schulen wie am Fließband. Der Wechsel fiel mir schwer, weil ich in eine Klasse mit ein paar ausgesprochen hartgesottenen Schlägern geriet, die mich als Neuling auf dem Kieker hatten. Aber das eine Jahr bei Frau Lehmann überstand ich einigermaßen unbeschadet.
Und nun ist sie weg, meine liebe, alte Volksschule an der Kirchfeldstraße. Im Frühjahr 2019 sah ich, dass dort gebaut wurde. Im September stand schon der Rohbau; dieses Mal aber mit der Front direkt an der Straße. Ich dachte noch, dass es sich um eine Erweiterung handelte, aber nun hat man das alte Gebäude zugunsten eines Schulhofs, der mehr wie ein kleiner Park aussieht, abgerissen. Schön ist sie geworden, die Regenbogenschule, sehr schön sogar. Und ich hoffe, dass ich sie demnächst einmal von innen werde besichtigen können.
Hier ein eindrucksvolles Video vom wunderschönen Neubau der Regenbogenschule an der Kirchfeldstraße:
2 Kommentare
Das sind tolle Erinnerungen. Ich bin in der Corneliusstraße 59 aufgewachsen, wo wir 1960 eingezogen sind und von dort dann 1969 nach Langenfeld.
Der Fürstenplatz war tagsüber meine 2. Heimat.
Wenn ich mich richtig erinnere, war die Schule an der Kirchfeldstraße aber noch eine katholische Grundschule und die Volksschule an der Jahnstraße eine evangelische. Mein beiden Freunde waren Katholisch und ich Evangelisch und entsprechend getrennt sind wir zur Grund-, bzw. Volksschule gegangen
Stimmt.
Habe gerade in mein seinerzeitiges Zeugnisheft – 1957 – 1961 – geschaut: „Katholische Volksschule an der Kirchfeldstraße“.