So ganz genau kann ich mich nicht mehr erinnern, wann ich mir die erste Pizza habe liefern lassen. Es wird in den Achtzigerjahren gewesen sein. Also der Ära, in der ein Pizzakarton zum Klischee des Computer-Nerds unbedingt dazugehörte. Denn populär genug, um in einem Webespot im Zentrum zu stehen wurden Bringdienste erst ab etwa 1990 – wer erinnert sich nicht an „Pizza für Jonas Wagner„? Tastsächlich gab es aber die ersten Pizzaboten schon 1978 oder 1979 – und zwar in München, der Computer-Hochburg jener Jahre. In Düsseldorf wird es wohl so um 1985 herum begonnen haben. Jedenfalls erinnere ich mich nicht daran, dass unsere Programmier-Jungs bei Data Becker schon von angelieferter Mafiatorte ernährt hätten. Wie auch immer: Pizza war das erste, was man sich an Nahrung ins Haus bringen konnte. Erst waren es nur zwei, drei Pizzerien, die einen Wagen losschickten, nachdem man telefonisch geordert hatte. Dann waren es viele, deren Speisekarten man zuhause in der Küche neben den Kochbüchern im Regal verwahrte. Als nächste kamen die Ketten und die Pizza-Services, die kein eigenes Lokal mehr hatten – etwa Telepizza – oder nur einen Tisch mit drei Stühlen für die unvermeidbare Laufkundschaft.

Dann kamen „die Chinesen“, also die eher dem Imbiss zuzurechnende asiatischen Restaurants, die nach demselben Prinzip verfuhren. Wobei die Deutschkenntnisse der Mitarbeiter anfangs oft so unterentwickelt waren, dass die Bestellung einer Lotterie entsprach. Mit der Frage: Was kommen lassen? Und der Anschlussfrage: Pizza oder chinesisch? schlugen wir uns bis ans Ende der Neunzigerjahre durch. An die Bestellung per Website hatte noch niemand gedacht, und jeder urbane Mensch hatte seine Lieblings-Pizza-Dienst und seinen Lieblings-Bring-Chinesen. Gut, schon ab 1990 versuchten auch schonmal Sushi-Läden ihr Glück im Liefern oder auch die paar Libanesen. Aber das waren die Exoten und was für Spezialisten. Je mehr aber die Idee vom E-Commerce, also dem Geschäft übers Internet, zur Realität wurde, desto mehr Angebote entstanden. Und seit etwa 2010 gibt es Dienstleister, die den Bringdienst für Tausende Anbieter verschiedenster Geschmacksrichtung regional und lokal sortiert über ihre Website offerieren, also Firmen wie Lieferheld und Lieferando. Ja, inzwischen müssen selbst Gastronomen mit gut funktionierendem eigenen Bringdienst und Stammkundschaft Verträge mit diesen Unternehmen abschließen, um nicht ins Hintertreffen zu geraten. Ganz auf den italienischen Fladen spezialisiert ist übrigens das Portal pizza.de.

Die neustes Errungenschaft und damit höchste Entwicklungsstufe auf diesem Gebiet stellt ein Unternehmen namens Foodora dar. Denn die machen es möglich, richtige, vollständige und hochwertige Menüs von Restaurants kommen zu lassen, die bisher niemals auf die Idee gekommen wären, Essern was nach Hause zu bringen. Während Lieferando & Co. noch der Welt der Pizza-Taxen zuzurechnen ist, zählt Foodora wegen ihrer Lieferlogistik schon fast in den Bereich „Shared Economy“, also in die Liga von Airbnb und Uber. Denn die Mahlzeit wird von freiberuflichen Radlern gebracht, die von Foodora just in time engagiert werden, wenn sie in optimaler Entfernung zwischen Restaurant und Kunde lokalisiert werden. Die Radler (es gibt auch Roller- und Autofahrer für größere Entfernungen) fahren erst zur gewünschten Gastronomie und dann von dort aus mit dem Menü im pinken Styroporbehälter zum freudig wartenden Esser. Die Auswahl der beteiligten Restaurants in Düsseldorf ist efreulich, und die Erfahrungsberichte der bisherigen Kunden durchaus positiv.

Mein Lieblings-Pizzataxi
Für uns Traditionalisten ist das aber alles neumodischer Kram, den wir ebenso (verab)scheuen wie Etablissements á la Pizza Hut oder gar Vaipiano. Denn was brauchen wir Ketten, denen nur das Quartalsergebnis wichtig ist, wenn wir unsere Stammkneipe, unseren Stammitaliener und eben auch unsern Lieblings-Pizzaservice haben. Um ehrlich zu sein: In alle den Jahren gab es nur zwei Pizzerien mit Bringdienst, bei denen ich öfter als zwei oder dreimal bestellt habe. Das war sehr, sehr lange die Pizzeria Mamma Mia auf der Kruppstraße und die Nudelquelle auf der Wissmannstraße. Für Mamma Mia sprach lange die enorme Geschwindigkeit und Zuverlässigkeit der Lieferung, denn die Pizzen waren gut, aber nicht sehr gut, und die Nudelgerichte gingen gerade mal so. Da sind wir auf Empfehlung auf die Nudelquelle umgestiegen und treu geblieben, weil deren Pizza mit einem wunderbaren dünnen Boden sehr lecker ist. Außerdem kann man problemlos Sonderwünsche äußern, die tatsächlich auch umgesetzt werden. Das gilt besonders für die Nudelgerichte, die ebenfalls recht gut sind.

Meine anderen Bringdienst-Favoriten
Würde ich Sushi und überhaupt japanisches Essen mögen, wäre hier natürlich das Sushitaxi ManThei meines Freundes Gerd die dickste Empfehlung. So aber spricht fast alles für Helmuth von der Hüttenstraße und Leo’s Grill, der auf der Martinstraße sitzt. Bei Helmuth wird richtig gut, sehr lecker und mit sehr guten Produkten gekocht. Die Standardkarte bietet mit die leckersten Burger der Stadt, und das Tagesgericht, das allerdings fast immer ab frühem Nachmittags ausverkauft ist, macht schon beim Lesen Appetit. Das zu vernünftigen Preisen und – zumindest zwischen Innenstadt und Stoffeln – bei erträglichen Wartezeiten. Wer in diesem Bereich wohnt, sollte Helmuths Imbiss unbedint mal testen. Leo’s Grill zu empfehlen, heißt ja fast Tulpen nach Amsterdam zu tragen, denn diese Pommesbude holländischen Zuschnitts ist inzwischen richtig populär geworden mit seinen besonders leckeren Fritten. Allerdings hat der Erfolg seinen Preis – die Qualität ist schwankend, und die Lieferzeiten gelegentlich jenseits von Gut und Böse.

Ganz verabschiedet haben wir uns von den Bringchinesen – wir waren lange Kunden bei den beiden Imbissen an Kirchfeldstraße. Aber der eine hat einen neuen Besitzer, und die Gerichte sind jetzt sehr fettig. Und die Qualität beim anderen ist ein paar Mal ins Bodenlose gesunken. Es schmeckt einfach nicht mehr.

Und deine Lieblinge?
Damit die geneigten Leserinnen und Leser in Sachen Lieferservices nicht nur auf meine unmaßgebliche Meinung angewiesen sind, lautet die Frage des Tages: Und wo bestellst du am liebsten? Wir würden uns sehr freuen, wenn ihr uns…

1. Euer Lieblings-Pizza-Taxi
2. Eueren Favoriten bei den sonstigen Liefer-Imbissen
3. optional das Liefer-Portal eures Vertrauens

in Düsseldorf nennen würdet. Die Kommentarspalte ist ab sofort geöffnet.

4 Kommentare

  1. Ich habe diesen Scheiss (Essen, Lebensmittel) noch nie im meinem Leben benutzt und der erste Liefeant wird dann irgendwann einmal ‚Essen auf Rädern‘

  2. Neben Foodora gibt es seit einigen Wochen mit Urban Taste eine weitere Essens-Plattform in Düsseldorf mit eigener Liefer-Logistik. Bei Urbantaste ist z.B. das cha cha in der Kasernenstraße gelistet – sehr lecker!