Eigentlich hatten wir uns alle auf dieses Spiel gefreut. Es hieß, man könne die Bayern ja so ärgern wie beim 3:3 im Hinspiel. Zumindest hatten die Fans eine mutig auftretende Fortuna-Mannschaft erwartet. Aber irgendwie lief alles völlig anders als erhofft. Und die zweite Halbzeit waren die mit Abstand langweiligsten 45 Minuten dieser Saison. Was vor allem daran lag, dass die Herren in Rot der Milliardentruppe nichts mehr entgegenzusetzen hatten und es auch kaum noch versuchten, wenigstens mit Kampf und Körperlichkeit dagegenzuhalten. Das war schade.

Das sah in der ersten Spielhälfte noch ganz anders aus. Wobei das Nichtabstiegsteam aber auch nicht ansatzweise zu einem torgefährlichen Spiel kam. Das hatte viele Gründe. Einer war der Totalausfall auf der linken Seite namens Dawid Kownacki. Der andere, dass der sonst immer brandgefährliche Benito Raman großflächig in Defensivaufgaben gebunden war, die er auch ganz gut bewältigte. Ohne die schnellen Läufe des Belgiers und dessen Flanken war aber auch die Existenz von Rouwen Hennings im Zentrum völlig sinnlos. Sicher, der gute Rouwen tat, was er konnte, lief oft die Münchner Aufbauspieler an, war aber bei langen Pässen in Kopfhöhe gegen die deutlich längeren Verteidiger des FCB chancenlos.

Stöger und Sobottka

Und trotzdem: Wie Kevin Stöger handgestoppt ein Dutzend Mal die hochbezahlten Akteure des Gegners mit Körpertäuschungen aussteigen ließ, war mehr als sehenswert. Auch das perfekte Zusammenspiel von ihm mit Marcel Sobottka machte Spaß. Ayman Barkok fand dagegen lange nicht ins Spiel, fabrizierte Fehlpässe und wusste oft nicht so recht, was genau seine Aufgabe war. In der öden zweiten Halbzeit funktionierte die Kooperation mit Stöger und Sobottka deutlich besser. Insgesamt stand die Abwehrreihe mit Kaan Ayhan als tendenziell offensivem Außenverteidiger nicht schlecht, sodass dem Gegner wenig einfiel.

Erst eine Clownerie des Unsympathen mit der breiten Fresse brachte den Führungstreffer. Mit seiner gewohnten Hampelei irritierte Müller die gesamte Defensive, und ein Ding, das als Flanke gedacht war, ging berührungslos in die Kiste. Michael Rensing, der erneut eine tolle Leistung auf den Rasen brachte, mussten sich entscheiden, diesen Ball zu nehmen oder auf die drei in der Mitte lauernden FCB-Stürmer zu achten – halten konnte er den Kullerball so nicht. Das 2:0 für die Gäste war dann das Ergebnis eine feinen Schusses, allerdings aus kaum bedrängter Position am rechten Sechzehnereck.

Keine Schnitte nach der Pause

Trotzdem sah es zur Pause weder nach einem Durchmarsch der Bayern, noch nach einer Klatsche aus. Dafür fiel dem möglichen Meister-Team der Saison 2018/19 einfach zu wenig ein. Um der Wahrheit die Ehre zu geben: Die Fehlerquote des FCB war geradezu überirdisch gering; die der Fortunen dagegen ungewohnt hoch. Das zeigt auch die offizielle Statistik. Weil Fußball aber bekanntlich ein Fehlervermeidungssport ist, führte diese technische Überlegenheit des Gegner eben zu gähnender Langeweile.

Weil die Fortuna-Spieler sich aber entschlossen, möglichst wenig Foul zu spielen anstatt den Bayern auf den Knochen zu stehen, passierte einfach nichts. Das 0:3 fiel fast zwangsläufig. Aber immer noch ließ der Kampfgeist der Fortunen sehr zu wünschen übrig. Zudem hatte sich das F95-Trainer-Team nicht zu Auswechslungen in der Pause durchringen können. Erst als in der 68. Minute Dodi Lukebakio für Hennings kam, bewegte sich wieder ein wenig in der Fortuna-Offensive. Leider wurde der erschreckend schwache Kownacki erst in der 80. Minute durch Taka Usami ersetzte, der aber auch nichts mehr reißen konnte.

Bescheuerter Videobeweis

Immerhin gab es nach einem Handspiel (das sich in die Reihe der Handspiele wider Willen, mit denen diese Saison gespickt ist, einreihte) und dem zugehörigen Videobeweis einen Elfer, den Dodi kalten Herzens versenkte. Und wieder konnte der geneigte Fußballfreund live und in Farbe miterleben, wie bescheuert der Videobeweis in seiner aktuellen Version ist. Erst rund zwei Minuten nach der fraglichen Situation trabte der wieder extrem bayernfreundliche Schiri Zwayer zum Fernseher und ließ sich davon überzeugen, den Strafstoß zu geben.

Das 1:4 war dann völlig unnötig und letztlich auch ärgerlich. Wie so manches an diesem kalten, aber sonnigen Nachmittag in der restlos ausverkauften Arena. So lange die Mannschaft kämpfte, funktionierte auch die Anfeuerung durch die Zuschauer, die dann später auch vor sich hin dämmerten und ab der 80. Minuten schonmal gemütlich in Richtung Bahn und Parkplatz taperten. Immerhin wurde dieses wunderbare Team nach dem Abpfiff gebührend dafür gefeiert, das es als Abstiegskandidat Nr. 1 abgestempelt hingekriegt hat, den Klassenerhalt noch vor Ostern klarzumachen. Das war dann auch das Erfreulichste des Tages.

3 Kommentare

  1. Alberich am

    Die beiden langen Innenverteidiger Hummels und Süle wurden bei uns im Bkock schon als Klingonen bezeichnet 🙂

  2. Es gab ja auch zwei, drei Szenen, bei denen sich unsere Jungs auf engsten Raum aus dem Bayern-Pressing spielerisch befreit hatten. Auch dank Stöger und seiner Beweglichkeit. Leider haben die Bayern mehrere Spieler, die so trickreich und beweglich wie Stöger sind (Coman als Beispiel). In dieser Form sind die Bayern nicht zu stoppen, jedenfalls nicht von Mannschaften unserer Tabellenregion.

    Ich hatte gestern auch das Gefühl, dass Fortuna (vielleicht auch wegen des feststehenden Klassenerhalts) nicht ganz so bissig wie gewohnt agierte. Wer will es ihnen verdenken? Ich hoffe nur, dass bleibt nicht so in den letzten Spielen, ein paar Punkte hätte ich gerne noch.

    Nun, den angeblich Abwanderungswilligen Stöger, Ayhan und Raman wurden gestern auch Grenzen gezeigt. Vielleicht fühlen sie sich auch weiterhin in Düsseldorf wohl.

  3. Das war für mich gestern das erste von sechs Vorbereitungsspielen auf 19/20 und es war interessant zu analysieren, wer sich aus der ‚zweiten‘ Garde bzw. Leihspieler-Fraktion empfehlen konnte.

    Mein Herzschrittmacher jedenfalls lief gestern ohne Spitzenwerte.