Anmerkung der Redaktion: Im Folgenden werden alle üblichen Spochtrepochterfloskel durch Unterstreichung hervorgehoben. Dies soll bewirken, dass noch mehr Fußballfreunde diese lernen und in ihren Beiträgen in den sozialen Medien verwenden. Im Straßenbahnduell trennten sich die beiden Erzrivalen leistungsgerecht mit einem Unentschieden. Dabei hätten die Düsseldorfer beinahe das besser Ende für sich gehabt. Allerdings fehlt zum Schluss das berühmte Quäntchen Glück. Im mit über 33.000 Besuchern gut gefüllten Rheinstadion brachte Kerem Demirbay die Fortuna in der 74. Minute in Führung. Den nicht unverdienten Ausgleich erzielte drei Zeigerumdrehungen später der Duisburger Both. Die Punkteteilung nutzt keinem der beiden Teams, die weiter tief im Abstiegskampf stecken. Die Tage von Trainer Frank Kramer am Rhein dürften trotz des Bekenntnisses von Fortuna-Vorstand Paul Jäger gezählt sein. Wo es ja ohnehin im modernen Fußball immer bloß um die Frage geht: Wann wird der Trainer geschasst, wann wechselt der Coach, wann kommen neue Besen, wie sehr hat sich der Vorstand bekannt und so weiter – weil der Trainer eben das schwächste Glied hat ist und das im Fußballgeschäft nun mal so ist.

Mit Sport, so lernen wir, hat das also nichts zu tun, sondern mit Geschäft. Bekanntlich geht es beim Geschäft um den Austausch von Geld gegen Ware oder Leistung. Wenn wir Freunde des getretenen Balles also akzeptieren, dass wir Anhänger eines Geschäftsmodells sind, dann sollten wir uns auch so verhalten und die ganze Sache mit kaltem Kopf und kühlem Herzen betrachten. Also: Der Chef vom kickenden Team kriegt seine Mitarbeiter nicht so motiviert, dass diese die geforderte Leistung abliefern. Im Geschäftsleben hieße das: Der Mann muss weg. Wer aber NICHT der Ansicht ist – und zu dieser Spezies zählt ihr heftig ergebener Berichterstatter -, dass Fußball in erster Linie ein Geschäft ist, der kann und darf so nicht denken. Der sollte die aktuelle Krise der glorreichen Fortuna von der spochtlichen Seite her betrachten. Sportlich ist erst einmal auf dem Platz. Und obwohl Ihr Ergebener mit diesem Team, dass zur Zeit das F95-Wappen auf dem Hemd tragen darf, abgeschlossen hat, lohnt sich doch ein Blick auf das, was diese Herren gestern gespielt haben.

Übrigens: Wer immer noch freudig in den Anfeuerungsruf mit „Kämpft den Gegner nieder“ und vergleichbare Parolen einstimmt, hat das Problem nicht erkannt. Denn am kämpferischen Einsatz hat es gestern nicht gemangelt. Die Ursache des erneuten Misserfolgs – denn ein Unentschieden im Heimspiel gegen den Tabellenletzten IST ein Misserfolg – liegt auf der spielerischen Ebene. Wären die Fortuna-Kicker Tischler, dann würden die es zurzeit nicht einmal hinbekommen, die Tischbeine alle gleich lang zu sägen. Nach wie vor kommen die Herren auf geradezu aberwitzige Fehlerquoten bei der Ballannahme und -behauptung, sowie beim Pass- und vor allem beim Stellungsspiel. Der Ruf „Auf geht’s Fortuna, SPIELEN und siegen“ wäre also wesentlich angemessener. Aber derart tiefe Gedanken darf man dem Schlafwagenabteil 42B, in dem die ehemals für die Anfeuerung zuständigen Ultras sich in ihrem „Ohohoho“ eingemuckelt haben, nicht zumuten. Fragt sich aber auf der sportlichen Ebene, ob das Trainerteam die Schuld am großflächigen Versagen der Spieler hat. Vermutlich nicht, denn das, was die Kicker alles falsch machen, haben die eigentlich spätestens in der D-Jugend gelernt. Und hätten sie es da nicht gelernt, wären sie niemals Profis geworden.

Also kann es nur ein Team-Problem sein. Wobei ausgerechnet unser Axel, der ewig rot-weiße Heißsporn, sich hier zum Problemfall entwickelt, weil er seine Verachtung gegenüber den Kollegen mittlerweile so deutlich zeigt, dass sie den Fans nicht verborgen bleibt. Dabei ist genau der Axel einer, der so viel mehr Fehler macht als je zuvor in seiner Karriere. Nur ackern tut er weiter, und das ist auch gut so. Natürlich erfreut es das Fan-Herz, wenn er den Kopp zwischen die Schultern nimmt, quer über den Platz sprintet, um dann einen Gegner, der in gefährlich Nähe zum Tor gekommen ist, mal eben umzunieten. Aber das ist Kampf, nicht Spiel. Immerhin haben es die aktuellen Söldner endlich drauf, sich mal gegenseitig zu loben und aufzumuntern – das war gestern das einzige Neue auf dem Platz. Erfreulich auch, dass es unser Ihlas immer mehr schafft, robust ins Spiel zu gehen und seine Qualitäten auszuspielen. Jeder F95-Anhänger hätte es genau ihm gegönnt, mit seinem wunderbaren Schuss um die 85. Minute herum den Siegtreffer zu erzielen. Und dann noch der Herr Rensing, dieser schwierige Querkopf, der vielleicht zum ersten Mal in seiner Karriere mehr als einen Meter aus dem Sechzehner herausgelaufen ist und so einen Konter der Streifenesel zunichte gemacht hat. Dass die Fortuna nicht auf einem direkten Abstiegsplatz steht, hat sie allein ihm zu verdanken.

Über den Rest der Spieler breitet Ihr Ergebenster den Mantel des sportlichen Schweigens. Wir werden sie einfach alle vergessen haben in drei, vier, fünf Jahren, die Madlungs und Hagguis, die Schauertes, Sararers und Demirbays, die Kochs und Ya Konans. Möglicherweise werden die Herren Holthaus und Sobottka als Fortunen überleben, vielleicht aber auch nicht, weil sie am Ende dann doch Opfer dies überdimensionalen Team-Problems sind, das Trainerstab und auch Sportmanager in dieser Saison nicht mehr werden lösen können. Mittlerweile ist es auch sinnlos geworden, die Schuldigen herausfinden zu wollen, weil die aktuelle Krise nicht ihre Ursache in kurzfristigen Fehlentscheidungen hat. Wir Menschen, die wir die Fortuna im Herzen tragen und den Fußball als Sport begreifen, sollten uns überlegen, ob wir bereit sind für ein paar dunkle Jahre – ähnlich wie 2001/2002, wenn auch unter anderen Vorzeichen.

[Foto: Sandra Drljaca]

6 Kommentare

  1. Alberich am

    Top der Bericht!
    Rainer ….. egal welche Liga …. einmal Fortune immer Fortune … wohin der Weg uns führt!

  2. Ich verstehe den Berichterstatter gut. Was jetzt abläuft kenne ich schon seit einiger Zeit. Nun kommt aber noch dazu, das wir keinen funktionstüchtigen Vorstand haben, einen schlafenden Aufsichtsrat, einen erfolglosen Trainer, einen schwachen Sportdirektor und eine unter Wert spielende Mannschaft. Das einzige was stimmt, ist die Sportstätte. Die ist länderspieltauglich. Aber ich habe mir Fortuna nicht ausgesucht – Fortuna hat mich gefunden. Und es tut jedesmal saumässig weh. Da wird man doch mal kurz vom Verbleib in der 2. Liga träumen dürfen. Eine Lösung habe ich nämlich auch nicht anzubieten.

  3. Alles sehr richtig bemerkt. Am Trainer liegt es sicher nicht. Was soll denn ein Trainer machen, wenn mind. 90% der Aktiven entweder desinteressiert sind oder zu dumm zum Fußballspielen oder zu naiv oder alles gleichzeitig. Über die Fehlerquote im Handwerklichen (Ballannnahme, Passspiel, Erkennen von Spielsituationen usw.), die seit einigen Spielen hochgehalten und gepflegt wird, müssen wir nicht mehr reden.
    Man sollte die Mannschaft in Ruhe absteigen lassen, die Legionäre und Söldner aussortieren und in der dritten Liga aus eigenem Nachwuchs mit echten Fortunen neu aufbauen.

  4. Wieso sollte man diese Namen vergessen,schliesslich erinnert man sich auch noch an Degen, Breitzke, Huschbeck, Quallo, Stefes oder Jack, Beeck, Dybek, Istenic, Walther, Bocian, Zedi, Jörres

    • Das Kabinett des Grauens. Aber bei den aktuellen Namen denkt man (ich) eigentlich , die können es besser. Sie haben es sogar schon zeitweise besser gemacht. Und meine Hoffnung stirbt zuletzt.