Freunde der Düsseldorfer Rheinschifffahrt waren einigermaßen schockiert, hatte die Weisse Flotte Düsseldorf im August doch tatsächlich ihr Flaggschiff, die MS Stadt Düsseldorf, auf Ebay zum Kauf per Versteigerung angeboten. Denn dieser „Ausflugsdampfer“ repräsentiert ein Stück Düsseldorfer Geschichte. Andererseits wusste sich der mittelständische Flottenbetreiber auch kaum einen anderen Rat, war die Nachfrage nach Touren mit den ehemaligen „Rheinbahnbötchen“ doch als Folge der Corona-Pandemie drastisch eingebrochen. Und zwar so drastisch, dass die Weisse Flotte im April die Saison schon ganz abgesagt hatte.
Dank des guten Wetters machten die Besitzer dann doch einen Rückzieher und boten bei gutem Wetter dann doch die beliebten Panoramafahrten und die noch beliebteren Schiffstouren nach Kaiserswerth an. Nur: Jedes Schiff kostet auch dann Geld, wenn es nicht fährt, und eine Reise mit beispielsweise nur einem Dutzend Gäste an Bord deckt die Kosten nicht annähernd. Also traf das Ehepaar Küffner eine schwere Entscheidung. Da nicht abzusehen war, ob die MS Stadt Düsseldorf im Jahr 2020 und möglicherweise darüber hinaus im Jahr 2021 überhaupt noch mit Passagieren fahren würde und es einfach furchtbar wäre, würde der stolze Kahn irgendwie liegen und vergammeln, entschloss man sich zum Verkauf.
Und weil es einen Markt für gebrauchte Ausflugsschiffe nicht gibt, wählte man den ungewöhnlichen Weg über die Versteigerungsplattform Ebay. Das Angebot fand bundesweit mediale Beachtung, wobei sämtlichen nicht in Düsseldorf angesiedelten Medien die Sache als Kuriosum betrachteten, und schließlich erhielt ein Konsortium vier Kölner Unternehmer*innen für 75.000 Euro den Zuschlag. Ausgerechnet Kölner! hieß es in Düsseldorf, aber die Wahrscheinlichkeit, dass jemand aus der Heimatstadt des Schiffes gekauft hätte, ging ohnehin gegen Null.
Tatsächlich aber haftet diesem Verkauf etwas Tragisches an. In unserem Schiffsporträt Nr. 2 aus dem Jahr 2017 haben wir die MS Stadt Düsseldorf und ihre Historie beschrieben. Als sie 1970 in Dienst gestellt wurde, war sie ein für damalige Verhältnisse ungewöhnlich komfortabel und gut ausgestattetes Schiff, das nicht zuletzt deshalb den Namen der Stadt tragen sollte. Für die üblichen Ausflüge nach Duisburg, Kaiserswerth, Zons und Köln war sie beinahe zu schade, dafür war sie bei den Düsseldorfern als Location für alle möglichen Feiern und Anlässe umso beliebter.
Nachdem vor drei Jahren die Maschine für rund 100.000 Euro revidiert und modernisiert worden war, sah man ihr ihre 50 Jahre an manchen Stellen schon an; der Einrichtungsstil passte nicht mehr so recht in die Zeit, eine Modernisierung des Interieurs hätte der MS Stadt Düsseldorf sicher gut zu Gesicht gestanden. Ob die neuen Besitzer, die sich noch nicht darüber im Klaren sind, ob das Schiff von Köln aus fahren oder als gastronomischer Betrieb irgendwo fest liegen wird, eine solche Modernisierung angehen werden, ist unbekannt. Sicher ist nach Aussagen der Eigner, dass sie dem Schiff einen neuen Namen geben werden – eine MS Stadt Düsseldorf in Köln wäre aber auch unpassend.
Alle, die wir dieses stolze, schöne Schiff teilweise schon seit unserer Kindheit kennen, wünschen ihm alles, alles Gute. Farewell, oller Kahn – wir kommen dich sicher in Köln besuchen, wie auch immer du dann heißen wirst.