Die gute Nachricht ist, dass Klimawandel und Umweltschutz dieser Tage in aller Munde sind. Die weniger gute Nachricht besteht darin, dass allerhand Whataboutismus betrieben wird. So ist auch die Binnenschifffahrt ins Gerede gekommen, und die Lobbyisten der Straßentransporteure wurde nicht müde, auch den Transport auf dem Wasser der Umweltverschmutzung zu schmähen – wir haben uns bereits vor Längerem mit diese Thema befasst. Tatsächlich zeigt sich aber immer mehr, dass die zunehmende Anzahl an Kreuzfahrern in den Hafenstädten zu einem ernsten Problem wird.
Denn während die Cruise Liner in den Häfen liegen, damit die Passagiere sich in der jeweiligen Stadt umtun können, laufen deren Dieselmaschinen oft durchgehend – und zwar allein mit dem Zweck Strom zu erzeugen. Anwohner beklagen zu Recht nicht nur den Gestank, sondern auch die gesundheitlichen Beeinträchtigungen. Dabei liegt die Lösung auf der Hand: Landstromanlagen (oder „Cold Ironing“ wie der Fachbegriff lautet). Was Reisemobilpiloten von fast jedem Standplatz her kennen, ist in den Orten, die von der Flusskreuzfahrerei heimgesucht werden, oft genug noch eine Seltenheit. Auf jedem Campingplatz gibt es Stromkästen mit genormten Anschlüssen, an die Besucher ihre Mobile anschließen können, um auch im Stand Saft an Bord zu haben. Ganz genauso funktionieren Landstromanlagen in Binnen- und Seehäfen. Allerdings sind noch lange nicht alle Binnenschiffe mit den entsprechenden Vorrichtungen ausgerüstet, den Kahn mit dem Stromkasten verbinden zu können. Übrigens stellen Frachter und Tanker in dieser Hinsicht ohnehin das kleinere Übel dar, zu kurz sind in den Zeiten der beschleunigten Logistik meist die Liegezeiten, und die Umschlagplätze an den Wasserstraßen – besonders an Schleusen – bieten in den wichtigen Häfen vielerorts Landstrom an. Abgerechnet wird ähnlich wie bei den Ladesäulen für E-Autos. Anders sieht es mit den Anlegestellen für Kreuzfahrtschiffe aus, die – wie man in Düsseldorf und Köln beispielsweise beobachten kann – mit Vorliebe an Steigern in Stadtnähe liegen, damit es die Passagiere leicht haben, schnell zu den Sehenswürdigkeiten zu gelangen. Zum Glück sind gerade die beliebten Destinationen dieser Fahrgastschiffe seit einiger Zeit dabei, möglichst viele und zukünftig alle Anleger mit Landstromanlagen auszurüsten. Anbieter der Anlagen sind vorwiegend die jeweiligen Stromanbieter, die Geräte selbst sind weitgehend standardisiert, die Installation und der Anschluss an das Stromnetz in der Regel unproblematisch.Eigentlich könnte das Umweltproblem der sinnlos dauerlaufenden Dieselmaschinen damit gelöst sein. Die Erfahrung – zum Beispiel im Donauhafen von Passau – aber zeigt, dass manche Schiffsführer den angebotenen Landstrom verschmähen. Einerseits, weil sie glauben, durch Bordstromerzeugung auch beim Liegen Kosten zu sparen, und andererseits, weil ihnen das Anschließen der Bordelektrik an die Landstromanlagen zu mühselig ist. Was darauf hinausläuft, dass die betroffenen Hafenstädte wohl die Nutzung des Landstroms erzwingen werden.