Weihnachten ist Spekulatius-Zeit. Und weil dieses Jahr wegen der fußballgottverfluchten FIFA-Kacke in Katar auch noch eine ultralange Winterpause lähmt, ergehen sich Spochtrepochter in Spekulationen – der Ergebene auch.
Denn wenn er sich zwei Wochen vor Heiligabend über optimale Startaufstellungen auslöst, dann kann er das nur auf Basis des real existierenden Kaders tun. In Wahrheit aber sind drei, vier Abgänge und ebenso viele Zugänge vor dem Beginn der Rückrunde am 27. Januar möglich bis wahrscheinlich. Euer immer noch heftig ergebene F95-Glaskugelgucker geht mal davon aus, dass Dawid Kownacki die komplette Rückrunde für die Fortuna aufläuft und dass auch Michi Karbownik nicht abgängig wird. Und natürlich kann er auch nicht vorhersehen, ob und wer sich noch verletzt.
Die geliebte Dreierkette
Es heißt, Trainer Thioune liebt die Dreierkette. Tja, welcher moderne Trainer liebt die Dreierkette nicht? Aber irgendwie kommt es dem Ergebenen so vor wie in der Übergangszeit vom Libero zur Viererkette: Wer jetzt noch mit zwei IV plus 2 AV spielt, ist bloß altmodisch. Tatsächlich ergeben sich die Vorlieben der Trainer für diese oder jene Systematik aus ihrem generellen Spielplan. Wenn alle Viererkette plus Raute spielen, probiert man besser was anderes aus – war schon vor gut 25 Jahren so. Grundsätzlich spricht für die Dreierkette die starke zentrale Defensive mit drei Innenverteidigern sowie die Multivalenz der sogenannten „Schienenspieler“, die hinter dem Ball zu Außenläufern werden, in Abwehrsituationen aber als Außenverteidiger fungieren.
Deshalb ist die übliche Variante der Dreierkette ein 3-5-2. Denn zentral spielen dann zwei Sechser und ein Zehner sowie zwei Spitzen. Offensiv ergeben sich darauf viele Varianten: mit einer hängenden Spitze, mit einem Achter als Box-to-Box-Renner, mit drei Stürmer, je nach Lage mit Schwerpunkt auf diesem oder jenem Flügel. Und so weiter. Konkret heißt das für unsere geliebte Fortuna, dass ein Innenverteidiger aus der Startformation fliegt. Der Ergebene sieht als wahrscheinlichste Dreierkette die mit Andre Hoffmann, Jordy de Wijs und Chris Klarer. Opfer ist dann Tim Oberdorf.
Als Schienenspieler auf links ist Michal Karbownik alternativlos. Nicht nur spielerisch, sondern auch als Antreiber sollte dann Zimbo Zimmermann diese Rolle auf der rechten Seite übernehmen. Dasselbe Dilemma wie in der Dreierkette zeigt sich auch beim „magischen Dreieck“ in der Mitte, weil sich auch da vier Stammspieler anbieten. Der Ergebene plädiert für den unverzichtbaren Jorrit Hendrix, den als Zehner auch fast alternativlosen Shinta Appelkamp und – ähnlich wie bei Zimmermann aus nicht nur sportlichen Gründen – Cello Sobottka. In dieser Variante würde Ao Tanaka zum Bankbewohner. Eine der beiden Spitzen MUSS Dawid Kownacki spielen, neben ihm können wahlweise und je nach Matchplan Emma Iyoha, Daniel Ginczek (wenn wieder fit) und Rouwen Hennings zum Einsatz kommen.
Das fast schon klassische 4-3-2-1
Die klassische Viererkette befördert das Flügelspiel, das ist die Idee dahinter. Und das besonders, wenn an eine einzelne Spitze gedacht wird bzw. das Personal nur eine echte Spitze hergibt. Thioune hat dieses System vor allem in Zeiten der Personalnot spielen lassen. Es bietet sich aber auch gegen Gegner an, die bei Flanken in die Box dazu neigen, Hütten zu kassieren. Die wesentliche Frage bei dieser Systematik ist immer, wie sehr die beiden Burschen auf den Flügel an die Außenlinien genagelt werden, also nicht in die Mitte ziehen dürfen. Auch die Rolle des Zehners ist eine andere, weil er sowohl für das Verteilen der Bälle auf die Außenläufer zuständig ist als auch für Steilpässe und Fernschüsse. In dieser Kombi erscheint dem Ergebenen Ao Tanaka unserem Shinta Appelkamp überlegen zu sein.
Kommt der auf die Zehn, ist die Doppelsechs aus Jorrit Hendrix und Cello Sobottka alternativlos. Genau wie Jordy de Wijs und Andre Hoffmann als Innenverteidiger. Wenn nun aber Michal Karbownik den Außenstürmer gibt, dann sollte hinter ihm ein solider Verteidiger stehen und das könnte – Überraschung! – Tim Oberdorf sein. Angestammt wäre hier (wenn fit) Nicolas Gavory, demnächst vielleicht auch Benjamin Böckle.
Und weil Matthias Zimmermann zwingen als rechter Außenverteidiger antreten sollte, gehört vor ihn am ehesten Kris Peterson – sofern er seine Form bewahrt. Alternativen auf seinem Posten sind sicher Felix Klaus, aber auch Emma Iyoha. Als einzige Spitze kommen Dawid Kownacki und Rouwen Hennings in Frage, wobei Dawid nicht so gern als einziger Stoßstürmer spielt.
Das hochmoderne 3-4-3
Die Namen im Serviervorschlag zum 3-4-3 sind beinahe beliebig gesetzt, denn dieses hochmoderne System lässt sich erfolgreich mit einer breiten Palette an Fähigkeit der eingesetzten Kicker realisieren. Es ist quasi DAS System für Teams, die sich als Teams verstehen und auch keine Egomanen in ihren Reihen haben. Also bittet der Ergebene darum, das genannte Personal nicht allzu ernst zu nehmen.
Die Idee beim 3-4-3 ist die Beherrschung des Mittelfelds, denn da lungern nicht nur vier Kollegen rum; im Verteidigungsfall rückt der mittlere Innenverteidiger ein bisschen vor und die beiden Außenläufer ordnen sich eine Zick-Zack-Kette mit dann sieben Spielern ein. Da muss eine angreifende Mannschaft erst einmal dran vorbei (oder drüber) kommen. Umgekehrt werden zwei Insassen der Mittelfeldkette in Offensivsituation zu je einem Achter und Zehner, sodass praktisch alle Angriffsvarianten (über die Flügel, in die Schnittstellen, Standards herausholen etc.) möglich werden. Dieses System setzt weniger auf Genialität, es erfordert Schnelligkeit im Denken und große Kampfbereitschaft.