Meinung · Und wenn man nicht mehr weiterweiß, gründet man nen Arbeitskreis. So heißt es gern ironisch, wenn man das oft sinnfreie Gerede in politischen Zusammenhängen karikieren will. Was bei solchen Kreisen herauskommt, belegt beispielhaft das gemeinsame Papier von Verein und Fan(verbänden), das die Fortuna gestern zur WM 2022 in Katar veröffentlicht hat. Ja, ja, es ist ja gut und toll und in der Satzung verankert, dass der Verein „für Respekt, Vielfalt und Toleranz“ steht. Gut auch, dass der Verein zu relevanten Themen der Fußballwelt regelmäßig Stellung bezieht. Klasse das soziale Engagement der Fanszene, nicht nur während der Corona-Krise. Aber diese lobenswerte Haltung mit einem dröhnenden Wortschwall zu verkleistern, ist kontraproduktiv. [Lesezeit ca. 2 min]

Schon nach dem ersten Absatz fragte sich Ihr Ergebener bei der Lektüre: Also, was jetzt: pro oder contra Boykott?“ Es folgte aber noch ein Häufchen Fakten, die jedem, der sich auch nur ansatzweise für diese ganze Korruptions-Kacke und Menschenverachtung von FIFA und dem Katar-Regime interessiert hat, geläufig sind. Und wer sonst würde dieses längliche Stück Text überhaupt lesen? Wem egal ist, wer die FIFA wann und wie bestochen hat oder wie viele Menschenleben ein Veranstalter auf dem Gewissen hat, der wird ein solches Papier fein ignorieren. Die anderen wissen Bescheid.

Also hat sich der Ergebene durchgebissen bis zu dieser Passage:

Wir sind davon überzeugt, dass Veränderungen in Gesellschaften nur von innen erfolgen können. Ein WM-Boykott der deutschen Nationalmannschaft ist aus unserer Sicht kein geeignetes Mittel, um für tatsächliche und nachhaltige Verbesserungen in Katar und notwendige Reformen bei der FIFA zu sorgen. Daher beziehen wir, das heißt der Verein Fortuna Düsseldorf gemeinsam mit seinen Fans, konsequent und eindeutig zu den vorhandenen Missständen Stellung. Wir halten es für absolut notwendig, dass sich der DFB konsequent und dauerhaft für die Achtung der Menschenrechte in Katar einsetzt. [Quelle: www.f95.de]

Zusammengefasst: WM-Boykott, nein danke. Hätte gereicht, denn auch die wiederum länglich ausgeführte Argumentationskette, deren Formulierung einer Bürgerinitiative älteren Typs würdig ist, dürfte allen, die sich fürs Thema interessieren, bekannt sein. Wollte man aber genau diese Interessierten erreichen, hätte man kurz die beiden Positionen geschildert und ebenso kurz begründet, warum Verein und Fans gegen den Boykott sind.

Als Vereinsmitglied und sich der Fanszene zurechnendes Individuum sagt Ihr erstaunlich Ergebener übrigens: Not in my name. Das Papier entspricht NICHT seiner Meinung, und der Ergebene ist auch nicht sicher, ob sie einer Mehrheit der aktiven Fans entspricht. Nicht repräsentative Umfragen unter Anhängern deutet eher daraufhin, dass die meisten sich einen Boykott der WM 2022 durch den DFB wünschen. Vorher schon bekannt war aber auch, dass sich einige maßgebliche Köpfe in Vorstand und Aufsichtsrat gegen den Boykott ausgesprochen haben. Und da ein Kompromiss bei einem Pro und Contra nicht möglich ist, haben diese Vorstands- und AR-Nasen eben gewonnen. Aus Insider-Kreisen heißt es, die Vertreter (gewählt? bestimmt? freiwillig gemeldet? also wie legitimiert?) haben keinen Konflikt gewollt und seien stolz darauf, die ganzen politisch wertvollen Passagen ins Papier gebracht zu haben. Na, denn…

#BoykottQuatar

Ein Kommentar

  1. Danke für die klaren Worte zu diesem geschriebenen Sprechdurchfall seitens Fortuna. Auf die Fanverbände, die das angeblich mitgetragen haben, kann ich verzichten. Für mich sprechen die nicht!!!

    Armutszeugnis für Fortuna. WM Boykott ist das einzig richtige. Ich werde sie boykottieren.