Doch, manchmal muss man einfach ganz kleine Korinthen kacken. Jedenfalls dann, wenn man eine unklare Angelegenheit transparent machen will. Eine solche Sache hat die glorreiche Fortuna angeblich hinter sich: Friedhelm darf noch eine Saison funkeln, aber nur beim Verbleib der wundervollen Mannschaft in der ersten Bundesliga. Weil ja Hinz und Kunz meinen, Unruhe schade irgendwie, wollen viele nun den Deckel draufhaben und auf Friede, Freude und Alt vom Fass umschalten. Dabei bleibt rund um die schiefgegangenen Gespräche zur Funkel’schen Vertragsverlängerung eine Frage offen: Hat jemand gelogen? Und, falls ja, wer? Das im Detail auseinanderzufieseln, kann von epochaler Bedeutung für den Verein sein.

Lüge im Sinne einer solchen Untersuchung hat stattgefunden, wenn jemand öffentlich etwas behauptet hat und ein anderer öffentlich behauptet, so sei es nicht gewesen. Im Kern dessen, was fantasielose Schreibpuppen in den Medien immer und immer wieder knapp an der Wortbedeutung vorbei eine „Posse“ nennen, steht die Frage, ob „die Gremien“ und genauer: welche Personen in den Gremien über den Verhandlungsansatz von Robert Schäfer informiert, welche Insassen der Gremien gar involviert waren. Der Ansatz war bekanntlich, dem juten Friedhelm zu verklickern, also, man wolle erst mal so gucken, wie sich die Rückrunde anlässt und dann erst mit ihm über einen Anschlussvertrag reden. Dass diese Strategie angesichts der Persönlichkeit und der Leistung des faltigen Neussers am Rande der Blödheit segelt, darüber kann es kaum mehr als eine Meinung geben. Ob aber zum Beispiel der Aufsichtsratsvorsitzende Dr. Reinhold Ernst oder auch dieser andere Sportvorstand Erich Rutemöller (ja, F95 leistet sich zwei Öltanks) Bescheid wussten, ist unklar.

ARV Ernst hat jedenfalls mitten im Trubel erklärt, ihn habe die Eigendynamik überrascht und in einer öffentlichen Äußerung mehr als zwischen den Zeilen geäußert, er habe von nichts gewusst. Was man ihm auch nicht verdenken kann, denn er war ja nicht in Marbella dabei. Vorstandsvorsitzender Robert Schäfer hat dagegen mehrfach in verschiedenen Formulierungen behauptet „die Gremien“ seien informiert gewesen. Beide Darstellungen widersprechen sich. Nun ist – im Gegensatz zur obigen Definition – nicht immer eine Lüge im Spiel, wenn sich die Darstellung von Vorgängen zweier Akteure widersprechen. Wenn aber die Frage im Raum steht, ob „die Gremien“, konkret: Personen in den Gremien über den Verhandlungsansatz informiert waren oder nicht, dann muss einer gelogen haben.

Nun könnte man zum Zwecke der Aufklärung ja einfach mal die betreffenden Personen befragen. Also die Vorstände Lutz Pfannenstiel und Erich Rutemöller (Sven Mühlenbeck ist ja bekanntlich seit 1.1.2019 nicht mehr im Vorstand) und vor allem die Aufsichtsräte Dr. Reinhold Ernst, Carsten Knobel, Dirk Böcker, Björn Borgerding, Dieter vom Dorff, Sebastian Fuchs, Ignacio Ordejón-Zuckermaier, Dr. Christian Vieth und Martina Voss-Tecklenburg. Das Problem ist die Formulierung „die Gremien“, denn: Reicht es, wenn nur der ARV informiert war? Müssen alle Aufsichtsräte informiert gewesen sein oder nur eine Mehrheit oder diejenigen, die sich für die Sache interessiert haben? War jemand aus diesem Kreis involviert, hat also die Strategie mit entwickelt und/oder aktiv getragen?

Leider wird diese Befragung, weil ja Ruhe die erste Fußballpflicht ist, öffentlich nicht stattfinden. Intern, ja, intern, das hat Dr. Ernst versprochen, wird man das ganze Drama aufklären. Aber, immer, wenn etwas intern geklärt wird, bleibt die Sache intransparent. Und das darf in einem mitgliedergeführten Verein wie dem TSV Fortuna Düsseldorf 1895 nicht sein. Es widerspricht Geist und Buchstaben der Satzung. Also sollten sich ALLE Insassen der Gremien mit einmal öffentlich dazu äußern, ob und was sie rund um die schiefgegangene Vertragsverlängerung mit Friedhelm Funkel gewusst haben.

Und was, wenn es VV Robert Schäfer war, der mehrfach und weltöffentlich geflunkert hat? Dann hätte er damit das notwendige Vertrauensverhältnis zwischen seinem Arbeitgeber bzw. dessen Kontrollgremium, dem Aufsichtsrat, nachhaltig beschädigt. Das könnte arbeitsrechtliche Konsequenzen (Abmahnung, Vertragsauflösung) nach sich ziehen oder aber nur eine öffentliche Rüge, der dann eine ebenfalls öffentliche Entschuldigung von Schäfer folgen müsste. Hat dagegen ARV Ernst nicht die Wahrheit gesagt, sondern war doch über den Verhandlungsansatz informiert, dann müssten die Mitglieder als oberste Instanz aktiv werden und eine außerordentliche Mitgliederversammlung einberufen mit dem Ziel, die Sache zu klären und den ARV eventuell zu sanktionieren. Einfach mit dem Schwamm drüberwischen wird also nicht reichen – nicht bei einer Fortuna mit dieser Satzung und dieser „DNA“.

9 Kommentare

  1. AndySG1961 am

    soweit alles richtig.
    Trotzdem sollte jetzt erstmal wieder Ruhe einkehren, damit die Rückrunde nicht mit dem Abstieg endet.
    Sollte die angekündigte Aufklärung doch nicht erfolgen, haben wir Mitglieder doch im Herbst die Gelegenheit einen TOP einzufordern, der das fordert.
    Jetzt weiter öffentlich weiter Vermutungen anzustellen, hilft nur den anderen Vereinen, die nicht absteigen wollen.

  2. Der Ablauf ist doch bereits geklärt. Es gab eine Absprache mit dem Aufsichtsrat, den Vertrag nicht bereits jetzt zu verlängern. Dann kam das überraschende Angebot von Funkel, nur für den Fall des Klassenerhaltes zu verlängern. Schäfer hat weiter die abgesprochene Linie durchgezogen, anstatt aufgrund der neuen Grundlagen noch einmal Rücksprache mit seinen Vorstandskollegen und dem AR zu halten. Das war sein Fehler, den er auch eingestanden hat. Gelogen hat trotzdem keiner.

    • Rainer Bartel am

      Sorry, das ist nur die eine, offizielle Darstellung der Abläufe. Es sind auch andere Vorgänge denkbar; es spricht sogar manches dafür, dass es anders war.

  3. Erich. Der andere Öltank heisst Erich 🙂

    Zum Thema: Das was Pitter schreibt ist wohl korrekt.
    Gelogen hat keiner. RS hat sich genau dafür entschuldigt, mehrfach öffentlich, hier einen Fehler gemacht zu haben. (Zuletzt ausführlich beim Neujahrsempfang)
    Er hat das Visier hochgeklappt und steht zu dem Fehler.
    Das ist anzurechnen. Und sollte damit auch gut sein.
    My2cent

    • Rainer Bartel am

      Danke für den Hinweis auf den Namen des zweiten Öltanks – wir haben den Fehler korrigiert.

  4. RubensTuna1638 am

    Danke für diesen Beitrag und vollkommen berechtigte, objektive Fragestellung, womit doch am Besten in der Tat offen umgegangen werden so, oder? Kann das Vertrauen von den Mitgliedern sonst wiklich vollständig hergestellt werden?
    Sehr stolz vor dem absolut bizzaren Hintegrund auf den Zusammenhalt „Trainer+Mannschaft“, das kann uns keiner nehmen! Hoffentlich bleibt es weiterhin erhalten…Darauf wird momentan sicherlich so mancher Verein schon etwas neidisch sein…

  5. Bernwart Lockwart am

    Die Darstellung der beteiligten Vorstands- und Aufsichtsratsmitgliedschauspieler ist glaubhaft, nachvollziehbar und passt in das menschlich-charakterliche Gesamtkonstrukt der Riege.

    Pfannenstiel macht seinen Job den Kader zu verbessern, was soll er auch vor Ort mit an Verträgen rum diskutieren wenn der Vorstandsvorsitzendenschauspieler selbst vor Ort ist. Networking in der Schweiz ist auch gut und wichtig für den Job, wenn nicht sogar in der Stellenbeschreibung vorhanden.

    Ja, alle regen sich wieder auf,
    nein, das ist nicht Fortunatypisch sondern überall so und
    jetzt bitte wieder beruhigen,
    das rumspekulieren einstellen und
    den übermäßigen Gebrauch des Irrealis einstellen.
    Danke.

  6. Bado Glutfutter am

    Ich habe Euren Beitrag bewusst jetzt, eine Woche Später, noch einmal gelesen. Ich war zu dem Zeitpunkt schon arg in Rage und habe mich gefragt, wie das nun weiter gehen wird / soll.

    Mittlerweile sind die drei Punkte aus Augsburg mitgenommen und scheinbar hat die Mannschaft die Vorkommnisse gut verarbeiten können. Alles gut, Friede Feude Eierkuchen, Deckel drauf?
    Um die Konzentration auf das Wichtigste, den Klassenerhalt, nicht zu trüben sollte man vorerst diese Angelegenehit „schlummern“ lassen. Und dann im Mai wieder hervorkramen? Dann ist der Kaffee kalt.

    Aber was ist denn das Weichtigste, der Klassenerhalt oder die Glaubwürdigkeit des Vereins?

    ich zumindest befinde mich da im Zwiespalt und nachdem die WZ die Suppe am Dienstag auch nochmal aufgekocht hat, befürchte ich dass uns noch ein Bummerang um die Ohren fliegen wird….